„Gehet hin und ernähret euch wie die Vögel“ – das steht zwar nirgendwo geschrieben, liest sich aber gut. Schaden kann es auch nicht, und wenn man es dann noch in gefiederter Gesellschaft tun kann, umso besser. Also: Auf zum Picknick ins Vogelnest nach Brokhuchting!
Wenn ich schon mit Vögeln picknicke, dann bringe ich natürlich auch nur Leckereien mit, die von Vögeln bevorzugt werden: Früchte, Obst, Beeren, Körner, Nüsse, Getreide und Honig, wobei ich nicht weiß, ob hiesige Vögel ab und an am Honig naschen. Und Joghurt natürlich, obwohl so ein gemeiner Vogel ja eigentlich mit Milchprodukten nichts zu tun hat. Eigentlich.
Rune und sein Käsefrühstück

Grillen, Nüsse und Obst essen Vögel gerne. Der Autor hat seinem Picknick noch ein Croissant, Joghurt und Käse zugefügt, da er schon Vögeln begegnet ist, die das unbedingt essen wollten.
Denn: Mein Bruder besaß mal einen Wellensittich namens Rune und dieser Vogel war regelrecht wild auf Bananen und auf Milchprodukte, nämlich auf Joghurt und Gouda. Der nach dem Abwehrspieler Rune Bratseth benannte Vogel frühstückte stets mit, und irgendwann lief er nur noch zum Frühstückstisch, weil er nicht mehr fliegen wollte. Beteuerungen, dass er kein Emu sei, sondern ein Wellensittich, halfen da nichts, er wollte partout nicht mehr seine Flügel nutzen. Er spazierte also nur noch durch die Wohnung, bis er eines Tages zum Frühstück humpelte und der Tierarzt eine Zerrung feststellte. Ganz so wie einst bei seinem norwegischen Namensgeber. Und der Arzt stellte noch etwas fest: acht Gramm Übergewicht. Der Wellensittich musste abnehmen, vorbei war es mit Gouda und Joghurt. Das hat ihm bestimmt nicht gepasst.
Rune zu Ehren nehme ich also außer dem Joghurt auch noch Käse mit, um dann meinen Anteil des Picknicks mit dem Joghurt zu einem Müsli zu mischen – natürlich ohne Käse. In Erinnerung einer pfiffigen Möwe, die mir einst am Nordseestrand aus meinem nicht ganz verschlossenen Rucksack ein Backwerk gestohlen hat, gibt es zudem ein Croissant. Außerdem verachtet der eine oder andere Vogel Insekten nicht, also gibt es zum Picknick im Nest noch knusprige Grillen. Die gerösteten Insekten gibt es übrigens auch in der Geschmacksrichtung Kräuter und schmecken nach Kesselchips mit, ja: Kräutern.
Nun aber los, ich habe mich für eine Strecke entschieden, die mich an der B 75 bis zur Huchtinger Heerstraße führt, der ich rechts bis zur Brokhuchtinger Landstraße folge. Dort eingebogen, geht es geradewegs zum Vogelnest, dessen offizieller Name übrigens Aussichtsplattform Ochtum lautet. Alternativ kann man auch über die Stromer Straße in Woltmershausen, die dann zur Stromer Landstraße wird, fahren. Ob nun mit Fahrrad oder mit dem Auto: Zuerst geht es durch die laute Stadt, erst in der Brokhuchtinger Landstraße wird es etwas ruhiger, wenngleich nicht merklich, es sind doch ziemlich viele Autos unterwegs. Davon lassen sich die Störche auf den abgeernteten Feldern am Landstraßenrand nicht stören. Ein guter Anfang, nur habe ich leider keine Frösche im Picknickkorb.
Zigarettenstummel auf dem Parkplatz
Am Vogelnest angekommen parken ein Auto und ein großer Transporter auf dem dortigen Parkplatz. Was sie dort tun, ist nicht ersichtlich und geht mich auch nichts an. Nach dem Wegfahren ist aber zu sehen, was viele Menschen anscheinend auf diesem Parkplatz machen: rauchen. Es liegen doch recht viele Zigarettenstummel auf der geschotterten Fläche zwei Meter neben dem Naturschutzgebiet.
Das Vogelnest selbst ist im August 2023 als Nachfolger des alten Aussichtsturms eingeweiht worden. Dort oben ergibt sich ein wirklich schöner Rundumblick über die Felder, die Deiche und eben die Straße. Ganz in der Ferne befinden sich das Güterverkehrszentrum (GVZ), Grolland und Woltmershausen, ganz genau weiß man es nicht, das entsprechende Hinweisschild ist bereits zur Hälfte abgerissen worden. Am und im Nest stecken und liegen Kippen herum, eine Sitzbank gibt es nicht, ebenso wenig eine Art Ablage. Vielleicht wollten die Vogelnestplaner aber auch einfach keine Motivationen für weitere Zerstörungen liefern. Am Fuße der Treppe laden mehrere Baumstämme nicht wirklich zum Sitzen und Picknicken ein. Der Verkehr rauscht vorbei, die Schotterfläche bietet keinen Anlass, dort seine Lebensmittel ablegen zu wollen.

Die Aussichtsplattform selbst kann auch nicht wirklich Picknickstimmung erzeugen. Ich verzehre lediglich ein paar Grillen und esse das Croissant im Stehen. Wenn ich nun damit Müll verursacht hätte, müsste ich ihn wieder nach Hause mitnehmen: Es gibt keinen Mülleimer. Manch ein gleichgültiger Zeitgenosse lässt seinen Abfall dann doch einfach auf dem Parkplatz.
Im März und April sind viele Vögel dort
Vögel konnte ich übrigens so gut wie keine entdecken. Neben den besagten Störchen flog irgendwann ein Greifvogel vorbei. Wobei ich dafür auch in der falschen Jahreszeit dort war: Im Herbst wird die Fläche zwischen Vogelnest und Woltmershausen künstlich geflutet, und insbesondere im März und April bietet die Aussichtsplattform spektakuläre Einsichten in die reichhaltig vorhandene Vogelwelt. Deshalb ist das Vogelnest in Brokhuchting eine wirkliche Bereicherung für diesen Platz – zum gemütlichen Picknicken ist er jedoch eher ungeeignet.

Das Vogelnest Brokhuchting heißt offiziell Aussichtsplattform Ochtum. Von dem Beobachtungsturm lassen sich die Vögel im Naturschutzgebiet beobachten.
Das Vogelnest in Brokhuchting erhält, da die Aussicht gut und die Anfahrt einfach ist, als Picknick-Platz gerade noch zwei Punkte. Barrierefreiheit Fehlanzeige, keine Toiletten und keine Mülleimer, auf dem Schotterplatz möchte niemand seine Picknickdecke ausbreiten und in regelmäßigen Abständen fahren Autos vorbei. Die Autos wenigstens und auch Radfahrer erreichen das Vogelnest sehr gut, und der Ausblick ist wirklich toll. Und dafür ist das Vogelnest ja auch da: Fahren Sie mal im März oder April dort hin – Sie werden begeistert sein.
Das Vogelnest in Brokhuchting erhält, da die Aussicht gut und die Anfahrt einfach ist, als Picknickplatz gerade noch zwei Punkte. Es gibt keine Barrierefreiheit, keine Toiletten und keine Mülleimer, auf dem Schotterplatz möchte niemand seine Picknickdecke ausbreiten und in regelmäßigen Abständen fahren Autos vorbei. Die Autos wenigstens und auch Radfahrer erreichen das Vogelnest sehr gut und der Ausblick ist wirklich toll. Und dafür ist das Vogelnest ja auch da: Fahren sie mal im März oder April dort hin – sie werden begeistert sein.