Die Oberschule an der Ronzelenstraße und das Gymnasium Horn müssen sich räumlich vergrößern. Wie weit die diesbezüglichen Planungen gediehen sind, wurde auf der jüngsten Sitzung des Beiratsausschusses für Bildung und Kinder dargelegt. Mit Spannung erwarteten die Mitglieder vor allem die im November in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie zum Mensa- und Sporthallenneubau sowie zur Raumerweiterung zur Sechszügigkeit an der Ronzelenstraße. Entsprechend groß war die Enttäuschung, als sich herausstellte, dass eben diese Machbarkeitsstudie noch gar nicht existiert.
„Wir haben vom Bildungsressort noch keine Unterlagen dazu erhalten“, erklärte Günter Klänelschen von Immobilien Bremen (IB). Für die Machbarkeitsstudie benötige man die Ergebnisse der sogenannten Phase Null, die bereits im vergangenen Sommer abgeschlossen worden war. Pascal Berke, im Bildungsressort zuständig für schulbetriebliche Fragen, versicherte indes, die Unterlagen seien IB längst zugegangen.
Die Ausschussmitglieder reagierten mit Unverständnis auf diese Nachricht. „Ich verstehe nicht, warum man nicht einfach zum Telefonhörer greift und im Ressort nachfragt, wenn noch Unterlagen fehlen, anstatt monatelang zu warten“, kritisierte Birgit Bäuerlein (SPD) die Kommunikation zwischen den Behörden. Klänelschen und Berke sicherten dem Ausschuss zu, die Angelegenheit schnellstmöglich bilateral zu klären. Eines allerdings lasse sich schon jetzt sagen: „Dass das Bauvorhaben früher als in fünf Jahren abgeschlossen wird, ist unwahrscheinlich“, so Berke.
Überraschende Erkenntnis
Für Peter Lüttmann, stellvertretender Leiter der sportbetonten Ronzelen-Oberschule, kam diese Erkenntnis einigermaßen überraschend. „Das ist sehr bitter für uns, wir waren von 2022 ausgegangen“, sagte er. Eine derart lange Bauphase in Kombination mit der aktuellen Sporthallenproblematik im Stadtteil könne für die Schule ein echtes Legitimationsproblem bedeuten, betonte er. „Die Schule wurde seinerzeit für 500 Schüler gebaut, jetzt sind es knapp 900“, erinnerte Lüttmann. „Wir platzen aus allen Nähten.“
Ausgeschlossen ist nach Ansicht des stellvertretenden Schulleiters, dass die im Sommer zusätzlich zur Schulmensa eröffnete Zeltmensa fünf weitere Jahre halten werde. Das Provisorium werde zwar mittlerweile gut angenommen, halte aber Wind und vor allem Regen nur bedingt ab. Der Ausschuss forderte das Ressort vor diesem Hintergrund einstimmig auf, bis zu den kommenden Sommerferien anstelle des Zeltes einen Mobilbau auf dem Schulgelände zu errichten, in dem die Mensa bis zur Fertigstellung des Neubaus untergebracht werden kann.
Das Gymnasium Horn kommt mit seinen Räumlichkeiten nach aktuellem Planungsstand noch bis zum Ende des kommenden Schuljahres hin, dann muss der neue Inklusionsstandort erweitert werden, um die Beschulung von Kindern mit Förderbedarf im Bereich Wahrnehmung und Entwicklung (W+E) sicherstellen zu können. Zunächst seien Mobilbauten geplant, berichtete Klänelschen dem Bildungsausschuss. Zeitgleich werde eine Bestandsanalyse für die räumliche Erweiterung vorgenommen.
Was die prekäre personelle Situation betrifft, konnte Stefan Frese vom Bildungsressort dem Ausschuss etwas Hoffnung machen, dass der aktuelle Notstand bald ein Ende haben könnte: „Mit viel Glück schon Ostern“. Der Sonderpädagogenmangel hatte kurz nach Beginn des laufenden Schuljahres dazu geführt, dass die drei am Gymnasium Horn eingeschulten Förderschüler nach kurzer Zeit auf zwei andere Schulen verteilt werden mussten. Nun aber gebe es einen Bewerber mit Erfahrung, berichtete Frese. Einen, der die W+E-Beschulung aktiv gestalten könne. Sei dessen Einstellung in trockenen Tüchern, könnten schon bald weitere folgen, stellte er in Aussicht.
Mangelnde Praxiserfahrung
Die meisten Bewerber seien nämlich Berufseinsteiger, die sich zwar zutrauten, Inklusion mitzugestalten, aber aufgrund mangelnder Praxiserfahrung eben nicht allein für die Ausgestaltung des W+E-Konzepts verantwortlich sein wollten, erklärte der Ressortmitarbeiter. Sollte es bis Ostern entsprechende Einstellungen geben, würden zwei der drei W+E-Schüler auf Wunsch der Eltern noch im laufenden Schuljahr ans Gymnasium Horn zurückwechseln können, sagte Frese. Nach den Sommerferien könnten dann vier weitere Kinder mit Förderbedarf eingeschult werden. Als Mutter des dritten Förderschülers, der derzeit nicht am Gymnasium Horn unterrichtet werden kann, stellte sich eine Bürgerin in den Reihen des Publikums vor. Auch sie wolle, dass ihr Sohn in seine alte Klasse zurückkehre, betonte sie. Leider habe es bislang keinen nennenswerten Kontakt mit dem Ressort gegeben, sagte sie. Frese sicherte ihr zu, zeitnah entsprechende Gespräche zu führen.
Ausschuss-Sprecherin Catharina Hanke (SPD) konnte sich angesichts der sich langsam abzeichnenden Entspannung der Personalsituation einen kleinen Seitenhieb in Richtung Ressort nicht verkneifen: „Wir haben Ihnen damals gesagt, dass die Schule ein Jahr Zeit braucht – und genau so ist es nun!“ Sorgen mache ihr aber weiterhin, dass die Schulleiterin im Sommer in Pension gehe und außerdem zwei Jahrgangsleiter fehlten. „Wie steht es um die Nachbesetzungen?“, wollte sie wissen. Frese betonte, die Verfahren liefen. Er rechne damit, dass zum 1. August zwei neue Jahrgangsleiter eingestellt seien. „Dass wir bis dahin auch eine neue Schulleitung gefunden haben, kann ich allerdings nicht garantieren.“
Weil Schulleiterin Christel Kelm laut Siegbert Meß (Elternsprecher) allerdings signalisiert habe, ihre Pensionierung möglicherweise etwas hinauszuzögern, bis die Nachfolge geregelt sei, votierte der Ausschuss einstimmig dafür, dass das Ressort sie beizeiten fragen sollte, ob sie einer solchen Option zustimmen würde.