Nicht nur die Stadtteilbeiräte, sondern auch die Bremer Bürger hatten bis Mitte September Gelegenheit, sich zur Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans (VEP) 2025 zu äußern. Davon hat der Bürgerverein (BV) Horn-Lehe Gebrauch gemacht und eine umfangreiche Stellungnahme bei der Senatorin für Mobilität und Stadtentwicklung eingereicht. Im Fokus des Vereins standen die Anbindung der Universität an den Öffentlichen Nahverkehr und an das Radwegenetz sowie eine Alternativplanung zur seit vielen Jahren kontrovers diskutierten „Horner Spange“ als Verbindung der Linien 4 und 6.
Um die Universität und den Technologiepark künftig besser erreichen zu können, seien bislang nur Einzelbetrachtungen angestellt worden, stellt der Bürgerverein in seiner Stellungnahme fest. Die jüngste Entscheidung dazu fällte der Senat Anfang Juni, als er sich auf die Achterstraße als Standort für den geplanten S-Bahn-Haltepunkt „Universität/Technologiepark“ festlegte. In diesem Zusammenhang fürchtet der BV nun eine mögliche neue Diskussion zur „Horner Spange“, um den Haltepunkt mit der Linie 4 zu verbinden. Das jedoch lehne der Verein entschieden ab, heißt es in der einstimmig verabschiedeten Stellungnahme des Vorsitzenden Heiner Hautau und des Beauftragten für Stadtteilgestaltung, Uwe Fietz.
Die geplante Straßenbahnquerverbindung hätte eine weitere erhebliche Verkehrsbelastung der Lestra-Kreuzung durch abbiegende Straßenbahnen zur Folge, begründen sie die Ablehnung. Zudem würde die „Horner Spange“ „das Ortsbild im historisch ältesten und städtebaulich wertvollsten Horn-Leher Kerngebiet“ in der Riensberger Straße zerstören.
Teure Unterführung
Der Nutzen einer Fahrzeitverkürzung für die Straßenbahn von sechs Minuten zwischen Horn-Lehe und der Innenstadt stehe in keinem Verhältnis zu der damit einhergehenden Beeinträchtigung des traditionellen Ortsbildes. Außerdem müsste darüber hinaus eine kostenaufwendige Bahnunterführung für die Straßenbahn eingeplant werden.
Als Alternative zur „Horner Spange“ favorisiert der BV eine Verlängerung der Linie 8 zur Universität. Um die Kleingartengebiete auf beiden Seiten der Bahntrasse nicht zu beeinträchtigen, sei die Verlängerung von der jetzigen Endstation Crüsemannallee durch die Kulenkampff- und Parkallee bis zur Bibliothekstraße zu führen. Hier könne die Linie 8 dann an die Gleisführung der Linie 6 angeschlossen werden. Und damit nicht genug: Vom Zentralbereich der Universität aus könnte die Linie 8 unter der Autobahn hindurch und seitlich entlang des Autobahnzubringers Horn-Lehe bis zur Kopernikusstraße und von hier aus weiter in Richtung Borgfeld und Lilienthal geführt werden, heißt es in der Stellungnahme des BV.
Da die Universität und der Technologiepark mit der Straßenbahnlinie 4 aus Richtung Lilienthal und Borgfeld bislang nicht direkt erreichbar sind, sondern nur durch ein Umsteigen in die Buslinie 21 in Horn, wäre eine direkte Verbindung durch die Linie 8 für die nordöstlichen Umlandgemeinden eine ideale Ergänzung des Streckennetzes der BSAG, argumentiert der Bürgerverein. Ergänzen ließe sich die Planung möglicherweise auch noch um eine Haltestelle „Oberste Ka mpe“, um das Gewerbegebiet Haferwende und das Wohngebiet Hollergrund mit dem Senioren-Stiftungsdorf ebenfalls anschließen zu können. Somit seien Lilienthal, Borgfeld und Horn-Lehe Nord direkt mit dem Bremer Hauptbahnhof verbunden, was zu einer erheblichen Zeitersparnis führen würde.
Die jetzige Straßenbahnlinie 4 S würde dadurch überflüssig und damit auch die Planungen für die Querverbindung „Horner Spange“, schlussfolgert der BV. Ein weiteres Argument für die Verkürzung der Gesamtfahrzeit von Lilienthal zum Bremer Hauptbahnhof mit der Straßenbahn sei auch das geringere Aufkommen des Autoverkehrs in Richtung Bremen, was zu einer Verringerung der CO2-Emissionen führe. Der Ausbau von Park-and-ride-Kapazitäten könne diesen Effekt noch weiter verstärken.
Bereits beim VEP-Bürgerforum im Sommer 2014 habe sich der Bürgerverein ablehnend zur „Horner Spange“ geäußert und stattdessen ebenso wie der Beirat Horn-Lehe für besagte neue Linienführung der Straßenbahn entlang des Autobahnzubringers plädiert. Zum Bedauern des BV sei diese Alternative vom Planungsteam des VEP 2025 jedoch nicht weiter verfolgt worden.
Auch der verstärkte Fokus Bremens auf den Umstieg aufs Fahrrad wird vom Bürgerverein in sein Mobilitätskonzept einbezogen. Zwischen dem Zentralbereich der Universität und dem Jan-Reiners-Weg könne neben der erweiterten Streckenführung der Linie 8 außerdem die Fahrrad-Premiumroute D 16 entlang der Gleisanlage unter der Autobahn hindurchgeführt werden. Noch attraktiver, komfortabler und sicherer würde diese Premiumroute zudem durch eine durchgehende Beleuchtung und einen regelmäßigen Winterdienst, regt der BV an.