Wer sich bei der Namensgebung eines Restaurants an Henri Matisse orientiert, der will Maßstäbe setzen. Immerhin handelt es sich bei ihm zusammen mit Pablo Picasso um einen der bedeutendsten Künstler der Klassischen Moderne. Da erwartet der Gast schon einiges – wenn nicht sogar ein Lokal, das nahe an die Sternegastronomie heranreicht. Doch, um das gleich vorweg zu sagen, dieses Niveau erreicht das Matisse nicht.
Das Haus befindet sich in einer ruhigen Wohngegend, weshalb es sich anbot, die lauwarmen Temperaturen am Abend unseres Besuches im Garten der Villa zu genießen. Der Blick in die Karte verwirrte uns ein wenig. Für welche Küche steht das Matisse? Wir fanden italienische, französische, aber auch asiatische Anklänge. Darüber hinaus gab es noch eine Auswahl an Steakgerichten. Diese Unentschlossenheit verpacken Restaurantbetreiber dann gerne als mediterran oder international.
Meine Begleitung begann mit einer ordentlichen Portion panierter Baby-Calamaris (10,50 Euro). Schnell werden die Teile zu Schuhsohlen. Doch sie gelangen dem Koch richtig zart. Dazu lieferte er zwei Dips: ein Pesto, das so frisch im Schälchen lag, dass wir dachten, in einer Kräuterwiese zu liegen und die Düfte einzuatmen. Einfach klasse.
Unspektakulär in der Präsentation, sehr gut im Geschmack
Der zweite Dip orientierte sich an der asiatischen Küche und hatte eine süß-scharfe Note. Einige Rucola-Stängel und ein kleines Salatbouquet fungierten als Dekoration. Dennoch wirkte alles etwas verloren auf dem hellblauen Steingutteller. Meine Brunoise-Suppe (5 Euro) kam recht unspektakulär in einem tiefen Teller daher. Doch der Geschmack der Brühe war sehr gut: schön würzig und das Gemüse gab sein Aroma ab.
Zur Hauptspeise wählte meine Begleitung die Grillplatte (21 Euro), auf der sich ein Lamm-, ein Schweine- und ein Hähnchenbrustfilet sowie ein Rumpsteak befanden. Die Portion reichte für zwei. Hätten wir das gewusst. . . Das Fleisch hätte allerdings deutlich saftiger und weniger durch sein dürfen. Auch die zusätzlich bestellte, etwas zu säuerlich geratene Merlot-Rosmarin-Soße (2,50 Euro) konnte das nicht mehr retten. Da wir die Portionen nicht kannten, orderten wir noch Süßkartoffelpommes für zwei Euro hinzu. Die hätte es aber nicht benötigt. Mein Gegenüber schaffte nicht einmal das Fleisch.
Auch ich hatte mit meiner Hauptspeise zu kämpfen. Ich entschied mich für Thai-Pasta (16,50 Euro), die der Kellner in einer tiefen Schale servierte. Die frischen Nudeln wendete der Koch in einer schmackhaften, zarten und zugleich pikanten Kokos-Curry-Soße, in die er Porree und Karotten einstreute. Hinzu kamen sautierte Lammfilets, die mir zu durch waren und dadurch an der ein oder anderen Stelle zu knatschig gerieten. Zu den Hauptspeisen tranken wir einen herben Bardolino (0,2 Liter für 4,50 Euro), den wir uns gerne etwas samtiger wünschten.
Den Nachtisch ließen wir ausfallen, weil einfach nichts mehr reinpasste. Zur Auswahl gab es unter anderem Apfelstrudel (6 Euro), Panna Cotta (7 Euro) und Tiramisu (5 Euro).
Matisse, Vorstraße 79, 28359 Bremen, Telefon: 04 21 23 91 92, Öffnungszeiten: täglich von 12 bis 23 Uhr, warme Küche bis 22 Uhr, teilweise barrierefrei, Internet: www.restaurant-matisse.de