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Quartiersbildungszentrum in Huchting Aufstocken gegen die Raumnot

Der Platz für soziale Angebote reicht im Quartiersbildungszentrum Robinsbalje nicht mehr aus, um das Armutsquartier ringsherum bestmöglich zu unterstützen. Das sagt die Managerin und will das Haus vergrößern.
14.02.2022, 05:00 Uhr
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Von Karin Mörtel

Mütter mit Kleinkindern, die aus dem Ausland nach Bremen gekommen sind und möglichst schnell Deutsch lernen wollen, müssen momentan in Huchting  warten: "Wir platzen aus allen Nähten und unsere möglichen Hilfsangebote werden dadurch ausgebremst", sagt Inga Jorek.

Warum die Räume nicht reichen

Die Managerin des Quartiersbildungszentrum (QBZ) Robinsbalje zeigt an ihrem Arbeitsplatz in Huchting auf zwei Räume mit geschlossenen Türen: Im Seminarraum auf der rechten Seite findet gerade ein Treffen von Müttern aus der Nachbarschaft statt, organisiert vom Haus der Familie, das im QBZ eine Zweigstelle hat. Nebenan im Bewegungsraum werden ihre Kleinkinder betreut.

Direkt im Anschluss ist gleich die nächste Gruppe dran, so geht das jeden Tag Schlag auf Schlag bis zur Mittagszeit. "Dann kommen die Kinder aus den Einrichtungen nach Hause, und die Eltern haben keine Zeit mehr, etwas für sich selbst zu tun", erklärt Jorek. 20 Kurse finden wöchentlich im QBZ statt.

Die Mensa im Erdgeschoss, wo die Schulkinder ihr Mittagessen einnehmen, kann ebenfalls von der Allgemeinheit für Veranstaltungen genutzt werden. "Das geht aber immer erst frühestens ab 16 Uhr nach der Reinigung, das schränkt die Möglichkeiten deutlich ein", sagt Jorek.

Warum kaum Platz für neue Angebote ist

Denn besonders in den Stunden am Vormittag sei die Nachfrage größer als das mögliche Unterstützungsangebot: Sie würde beispielsweise gern noch einen weiteren Kursus "Mama lernt Deutsch" mit Kinderbetreuung anbieten. "Unsere Warteliste ist so lang, dass die Frauen bis zu einem halben Jahr auf den Kursbeginn warten müssen", bedauert Jorek. Auch für weitere Unterstützungsangebote für die Menschen aus der Nachbarschaft gebe es im Haus zu wenig Platz.

Eine Kollegin würde beispielsweise gern einen Kursus zum Arbeitsrecht in Deutschland anbieten. Jorek muss dafür auf die Osterferien verweisen. "In den Schulferien ruhen viele Kursangebote am Vormittag, daher ist erst im April die Möglichkeit, etwas Neues dazwischen zu schieben", so die QBZ-Managerin.

Wozu ein QBZ gut ist

Das Quartier Robinsbalje ist eines der Armutsquartiere in Bremen. Überdurchschnittlich viele Menschen in dem Wohngebiet haben mit wenig Geld, Sprachproblemen, schlechten Wohnbedingungen und geringen Chancen auf einen existenzsichernden Arbeitsplatz zu kämpfen. Darunter sind viele Familien.

Genau das ist der Grund, warum das Quartiersbildungszentrum Robinsbalje im Jahr 2010 auf dem Gelände der Grundschule Robinsbalje mit EU-Förderung errichtet wurde. Ziel war es von Anfang an, den Kindern aus der Nachbarschaft, aber auch deren Eltern und weiteren Erwachsenen Hilfe und Beratung anzubieten, um ihre Chancen auf ein gutes Leben zu verbessern.

Das geschieht beispielsweise über Sprachkurse, Informationstreffen zu arbeitsrechtlichen Fragen, Beratung durch Krankenschwestern und die Stadtteilärztin vor Ort sowie Nähkurse für Erwachsene. Die Kinder können unter anderem Sport- und Spielangebote wahrnehmen, einen Leseklub besuchen oder basteln. Auch die Schule hat eigene Räume in dem Haus.

Wie eine Lösung aussehen könnte

Der Sozialausschuss Huchting hat kürzlich auf die Raumnot im QBZ reagiert und sich mit einem Schreiben an die beteiligten Behörden gewendet. Darin bitten die Sozialpolitikerinnen und -politiker des Beirates darum, eine Aufstockung des Gebäudes zu prüfen. "Ein Stockwerk mehr – das würde eine deutlich bessere Unterstützung für die Menschen ermöglichen", sagt Jorek. Sie hofft, dass der Wunsch aus dem Armutsquartier im Senat nun Gehör findet und sie eines Tages einen Kreativraum, einen zusätzlichen Sportraum und weitere Räume zur Verfügung stellen kann.

Immerhin ist das QBZ Robinsbalje vor zehn Jahren als Vorbildprojekt von der EU ausgezeichnet worden und damit ein Aushängeschild der Bremer Sozialpolitik. Gesundheit, Kinder und Bildung, Soziales – der halbe Senat hat über unterschiedliche Angebote mit dem Haus zu tun, auch wenn die Bildungssenatorin offiziell den Hut auf hat. Allerdings managt Jorek als Angestellte der Hans-Wendt-Stiftung die Angebote vor Ort eigenständig.

Seit 2016 ist sie in dem Haus die treibende Kraft und scheint die früheren Probleme ihrer Vorgänger überwunden zu haben. "Wir haben immer an den Erfolg des QBZ als Treffpunkt für das Quartier und als Stütze mit vielen Angeboten für seine Bewohner geglaubt", sagt Beiratssprecher Falko Bries (SPD). Er freue sich daher, dass das Haus mittlerweile so gut besucht sei. "Und wenn das baulich möglich ist, sollten wir für mehr Platz auf dem Dach sorgen."

Info

Weitere Informationen zu Ansprechpartnern und Angeboten im QBZ Robinsbalje gibt es im Internet auf der Seite der Hans-Wendt-Stiftung unter www.hans-wendt-stiftung.de in der Rubrik "Einrichtungen und Häuser".

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