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Gehbehinderte Bremerin Wie ihr Freiwilligendienst Mascha Mosel vorangebracht hat

Die 19-jährige Mascha Mosel ist von Geburt an gehbehindert und absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr im Rehazentrum Friedehorst. Das hat ihren Berufswunsch bestärkt. Sie hat wichtige Erfahrungen gesammelt.
22.08.2022, 05:00 Uhr
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Wie ihr Freiwilligendienst Mascha Mosel vorangebracht hat
Von Ulrike Troue

Jede Hand hilft, weiß Mascha Mosel. Die 19-Jährige hat die generell hohe Belastung des Personals im Pflegebereich, die zeitweise durch Corona bedingte Ausfälle gestiegen ist, hautnah erlebt. "Ich habe gemerkt, wie wichtig es ist, sich gegenseitig zu unterstützen, damit nicht einer total überfordert ist", erzählt die Huchtingerin, die von Geburt an eine Gehbehinderung hat und als Bundesfreiwilligendienstlerin im Neurologischen Rehazentrum Friedehorst arbeitet. 

"Ich bin extra auf einer Reha-Station, da dort der Pflegeanteil etwas geringer ist", berichtet die junge Bremerin. "Dadurch kann ich mein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) machen." Mascha Mosel misst Vitalwerte, assistiert bei der Wundversorgung oder betreut zwischen 20 und 25 Jugendliche und manchmal Kinder auf Station. „Wir spielen Spiele, wir quatschen  ein wenig – aber auch beim Essen oder Duschen helfe ich, wenn es nötig ist", zählt sie einige Aufgaben auf, durch die sie andere junge Menschen dabei unterstützt, wieder zurück ins Leben zu kommen.

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"Ich kann laufen, mein Gang sieht nur anders aus und manchmal nutze ich den Rollstuhl", erklärt die offen und fröhlich wirkende junge Frau, die in der Rollstuhl-Rugby-Nationalmannschaft spielt und auf ihre Nominierung für die Weltmeisterschaft im Oktober hofft. Zielstrebigkeit, Disziplin, Durchhaltevermögen, Zuverlässigkeit und Teamgeist bringt Mascha Mosel somit schon mal mit fürs Berufsleben.

Den Arbeitsalltag hat sich die 19-Jährige gleichwohl nicht so anstrengend vorgestellt. "Das ist komplett anders als Schule", sagt sie mit Blick auf die Anforderungen und mehr Verantwortung. Trotzdem mache es ihr jeden Tag Spaß, nach Lesum zur Arbeit zu gehen, versichert sie. Das Reha-Zentrum Friedehorst sei sehr rücksichtsvoll und bemüht, dass sie ihren Fähigkeiten gemäß Aufgaben in ihrem eigenen Tempo erledigen könne, führt sie dankbar aus.

Als gesundheitlich Gehandicapte auf einer Jugend-Reha-Station zu arbeiten, auf der Gleichaltrige akzeptiert haben, dass sie auf Hilfe angewiesen sind, und sie ihnen diese geben kann, erlebt Mascha Mosel als Win-Win-Situation. Es hat sie beeindruckt, wie offen Gleichaltrige, die einen schweren Unfall hatten oder ein wirklich schlimmes Schicksal haben, ihr begegnet sind. "Man tauscht sich aus, und manchmal werden auch Witze gemacht", sagt sie. Andererseits habe sie ihnen Kraft und Mut vermitteln können, um aufzubrechen und nicht aufzugeben, gibt die Huchtingerin positive Rückmeldungen wieder, auch von Eltern.

Mascha Mosel, 19 Jahre
„Ich kann ein Freiwilligenjahr auf jeden Fall weiterempfehlen – es hat mir bei der beruflichen Orientierung sehr geholfen.

"Ich finde ein Medizinstudium interessant, war mir aber nicht 100-prozentig sicher, ob es das Richtige für mich ist", berichtet die 19-Jährige. Deshalb hatte sie sich nach ihrem Abitur zu einem FSJ als Orientierungshilfe zwischen Schule und Beruf entschlossen, das Ende des Monats endet. "Ich weiß nun, dass ich nicht in die Pflege gehen möchte", sagt sie ob der körperlichen Anstrengungen. Weil sie einiges an medizinischem Fachwissen dazugelernt hat, beispielsweise die Symptome für ein Schädelhirntrauma oder einen Schlaganfall, fühlt sie sich eher in ihrer Grundtendenz bestärkt: "Ich habe mich für ein Medizinstudium beworben".

Leider hat sie für dieses Jahr keinen Platz bekommen, will aber im nächsten "einen zweiten Anlauf nehmen", erzählt die 19-Jährige. Aus dem Grund tendiert sie erst einmal in eine völlig andere Richtung: Mediendesigninformation. "Ich bin auch sehr kreativ, und Informatik hat mir immer Spaß gemacht."

Durch ihren Bundesfreiwilligendienst sei sie "auf jeden Fall offener und selbstbewusster geworden", bilanziert Mascha Mosel. „Ich kann ein Freiwilligenjahr auf jeden Fall weiterempfehlen – es hat mir bei der beruflichen Orientierung sehr geholfen und ist eine tolle Erfahrung!“ Dazu möchte sie auch an andere junge Menschen mit gesundheitlicher Beeinträchtigung ermutigen. 

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