„Die Kunden sind traurig“, sagt Gaby Timmermann bewegt, die gemeinsam mit Ehemann Jürgen Blumen Timmermann an der Kirchhuchtinger Landstraße 201 führt. Was den Kunden die Tränen in die Augen treibt, ist die Nachricht, dass das Huchtinger Traditionsunternehmen nach mehr als 100 Jahren der Blumen-Nahversorgung die Türen schließen wird.
Gegründet wurde das Unternehmen 1922 von Timmermanns Großvater Hannes an der Varreler Bäke. Um näher bei ihren Kunden zu sein, verlegten Ende der 1970er-Jahre Heinz und Marianne Timmermann das Hauptgeschäft in die bereits bestehende Filiale an der Kirchhuchtinger Landstraße 201. Von hier aus versorgte der zu Hochzeiten 1000 Quadratmeter große Standort mit der Bushaltestelle vor der Tür und dem gegenüberliegenden Friedhof seine Kundschaft und sorgte dafür, dass Events im Bremer Süden, in Stuhr und bis nach Delmenhorst hinein – vom liebevollen Geburtstagssträußchen über eindrucksvollen Blumenschmuck der Hochzeitstafel bis hin zum würdevoll und individuell gestalteten Grabschmuck – florale Aufmerksamkeit erregten. 41 Jahre führten Jürgen und Gaby Timmermann mit ihren Angestellten in dritter Generation das Geschäft, aber nun soll zum 30. September zum letzten Mal ein Blumenstrauß über den Ladentisch gereicht werden.
Kosten und Konkurrenz
Die Gründe für die Entscheidung sind vielfältig, auch wenn die berufliche Leidenschaft für Natur im Allgemeinen und Pflanzen im Besonderen nach wie vor brennt. „Seit dem letzten Herbst haben wir zunehmend Preissteigerungen, nicht nur beim Zubehör, auch bei den Blumen selbst, hinnehmen müssen“, sagt Jürgen Timmermann. Das ist in einem Blumenfachgeschäft, das individuell von einem Floristen gebundene Sträuße verkauft, irgendwann nicht mehr aufzufangen. Billige Blumenangebote gibt es inzwischen fast an jeder Tankstelle. „Da ist ein Strauß mit Mamas Lieblingsblumen, als Arrangement gebunden, vielen Leuten zu teuer“, weiß Jürgen Timmermann. Auch die erhoffte Frühjahrsbelebung blieb in diesem Jahr aus. Als dann auch noch das Sommergeschäft nicht so ausfiel, wie erhofft, war für Jürgen und Gaby Timmermann klar, wie sie sich entscheiden würden.
Timmermanns ziehen sich schon seit einiger Zeit leise aus dem Blumengeschäft zurück. So leise, dass es vielen Kunden gar nicht aufgefallen ist. Gegenüber der Kirchhuchtinger Landstraße befand sich einst eine dazugehörige Gärtnerei als Verkaufsfläche für Topfpflanzen. „Die gibt es schon seit ein paar Jahren nicht mehr“, erklärt Gaby Timmermann. Die Kunden bemerkten dies aber nur, wenn man ausdrücklich darauf hinwiese, sagt die Fachfrau.
Etwas bleibt den Kunden erhalten
Doch gibt es einen Lichtstrahl am Horizont. „Die Grabpflege werden wir weiterführen“, sagen die beiden. Auf dem Huchtinger Friedhof allein kümmert sich die Firma um etwa 900 Grabstellen, auf anderen Bremer Friedhöfen kommen weitere dazu. Die Grabpflege ist besonders Jürgen Timmermann ein Anliegen. „Das bin ich meinen langjährigen Kunden schuldig.“ Er werde mindestens noch bis zu seiner Rente weitermachen, verspricht er. Gutscheine auf Blumen Timmermann können noch bis 30. September im Blumenhaus an der Kirchhuchtinger Landstraße 201 eingelöst werden.