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Recycling in Bremen Wo Altkleidercontainer in den Stadtteilen Probleme machen

Hannover macht Schluss mit Altkleidercontainern auf öffentlichen Plätzen. Auch in den Bremer Stadtteilen wird der Umgang mit illegalem Müll heiß diskutiert. Könnte Hannover ein Vorbild für Bremen sein?
04.09.2025, 05:00 Uhr
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Von Sigrid Schuer Christian Hasemann Karin Mörtel Anne Gerling
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Im Kampf gegen illegal abgestellten Müll greifen die Verantwortlichen in der Stadt Hannover zu drastischen Mitteln: Wegen der ständigen Probleme mit Müll rings um Altkleidercontainer werden im September fast sämtliche Sammelbehälter abgebaut. In Bremen ist so ein striktes Vorgehen derzeit nicht geplant, der Umgang mit illegalem Müll wird aber in vielen Stadtteilen heiß diskutiert. Grund genug, um genauer nachzufragen: Wie wird die Lage in den Quartieren wahrgenommen? Und was ist die aktuelle Strategie Bremens, um die Müllproblematik an Wertstoffinseln in den Griff zu bekommen?

Was genau ist in Hannover geplant?

Die Stadt Hannover wird ab November keine Altkleidercontainer mehr auf öffentlichen Wertstoffinseln bereitstellen. So berichtet es die Hannoversche Allgemeine Zeitung. Grund sei die ständige Vermüllung der Container, die die gewerblichen Altkleidervermarkter nicht ausreichend in den Griff bekommen. Die entsprechenden Verträge werden daher nicht neu ausgeschrieben.

Die Abgabe von gebrauchter, wieder verwertbarer Kleidung und Schuhen soll in Hannover ab November ausschließlich noch an den städtischen Wertstoffhöfen und in Kleiderkammern wohltätiger Organisationen möglich sein. Ausgediente und beschädigte Kleidungsstücke dürfen im Hausmüll entsorgt werden.

Wie bewertet Bremen den stadtweiten Abbau der Container?

In Bremen bezweifeln die Fachleute, ob ein Abbau der Container wirklich das Problem mit Vermüllung und Vandalismus an den Wertstoffinseln lösen kann. Das ist die Auskunft aus der Umweltbehörde und von der Bremer Stadtreinigung (DBS), die für die Aufstellung und Leerung der Altkleidercontainer auf den öffentlichen Wertstoffinseln in Bremen zuständig ist. Als einen der Gründe führen sie an, dass auch an Wertstoffinseln ohne Altkleidercontainer illegal Abfall abgestellt werde. Außerdem würden oft "auch Abfälle illegal abgelagert, wo gar kein Containerplatz ist", schreibt eine Sprecherin der DBS.

Wie geht man in Bremen vor?

In Bremen gibt es aktuell keine vergleichbaren Pläne zu denen, die in Hannover nun umgesetzt werden. In Bremen setzt man auf eine Doppelstrategie gegen illegale Müllablagerungen: Einerseits werden an besonders problematischen Standorten vereinzelt Altkleidercontainer abgebaut. Als Ausgleich werden dafür mehr Behälter für Altkleider auf den städtischen Recyclinghöfen aufgestellt. Andererseits verspricht man sich in Bremen viel davon, das illegale Ablagern von Abfällen stärker zu sanktionieren. "Hierzu soll die DBS mehr Befugnis bekommen, auch Personalien aufnehmen zu dürfen. Das darf aktuell nur das Ordnungsamt", schreibt die DBS dazu.

Wo wurden zuletzt Container abgebaut?

Im zurückliegenden Jahr wurden in Bremen dennoch etwa 25 Altkleidercontainer abgebaut. Meist handelte es sich dabei um "stark verschmutzte Hotspots", schreibt die Bremer Stadtreinigung. In der Mehrheit sei der Abbau auf die Initiative der DBS zurückzuführen. Beiräte könnten zwar grundsätzlich über den Ort von Wertstoffsammelplätzen entscheiden. Die Entscheidung darüber, was genau dort gesammelt werden soll, sei aber im Beirätegesetz nicht definiert, erklärt eine Sprecherin der DBS. "Die Beiräte werden jedoch immer mit gehört und einbezogen."

Vier Container sind in den vergangenen zwölf Monaten aus Stadtteilen links der Weser verschwunden: Im November sind Container in Huchting an der Frieslandstraße und an der Hermannsburg abgebaut worden. In der Neustadt ist an der Thedinghauser Straße keine Abgabestelle für Altkleider mehr zu finden. "Vor wenigen Tagen wurde an der Arster Landstraße noch ein Altkleidercontainer abgebaut, über den es immer wieder Beschwerden von Anwohnern gab", berichtet außerdem der Obervielander Ortsamtsleiter Michael Radolla. Erst kurze Zeit zuvor habe den Beirat ein Bürgerantrag zu dem Standort erreicht. Dieser hatte ebenfalls zum Ziel, den Container abbauen zu lassen.

In den westlichen Stadtteilen standen sechs der 25 abgebauten Container. Laut DBS zählte schon vor vier Jahren Walle zu den am stärksten von der Containerplatz-Vermüllung betroffenen Stadtteilen. Immer wieder wurden dort etwa rund um den Container an der Ratzeburger Straße Müllhaufen gemeldet. Der dortige Textilcontainer ist eine von insgesamt vier Abgabestellen, die seit November in Walle aufgegeben wurden. Immer wieder waren dort auch Einkaufswagen abgestellt worden. Auch an der Erasmusstraße und an der Hansestraße gibt es seit Ende 2024 keine Altkleidersammelstellen mehr. Zuletzt wurde im Januar schließlich auch der Textilcontainer an der Zütphenstraße entfernt, der bis dahin mehrfach im Ortsamt Thema war. „Wir hatten da jahrelang Beschwerden, weil es sich zu einem Müllplatz entwickelt haben soll", so der im Ortsamt für Walle verantwortliche Stadtteilsachgebietsleiter Leon Czyborr.

Weiter in Richtung Bremen Nord sorgte über Jahre der Container an der Togostraße in Oslebshausen für Ärger. Immer wieder landeten dort Berge von Altkleidern vor anstatt in den dazugehörigen Behältnissen. Anwohner hatten deshalb vorgeschlagen, die Örtlichkeit per Video überwachen zu lassen, um die Verantwortlichen zu überführen. Auch hier ist der Container im November abgebaut worden. Ein weiterer Altkleidercontainer wurde damals aus der Plantage in Findorff entfernt.

Abgebaut wurden auch im Nordosten und in den zentralen Stadtteilen mehrere Container: Seit Mai 2024 wurden in Schwachhausen binnen eines Jahres insgesamt vier Altkleider-Container abgebaut. An der Thomas-Mann-, der Friedrich-Mißler-, der Friedhof- und der Hohenlohestraße sind seither keine Annahmestellen mehr zu finden. Im Stadtteil Mitte wurden in den letzten Wochen zwei Altkleider-Container abgebaut, erst am 25. August am Altenwall/Tiefer und Anfang Juni an der Daniel-von-Büren-Straße, Ecke Doventor. In der Östlichen Vorstadt wurde zusätzlich ein weiterer Container an der Hemelinger Straße abgebaut.

Wie schlimm ist die Vermüllung an Wertstoffinseln im Bremer Süden?

In der Neustadt "gibt es eher zu wenige als zu viele Wertstoffinseln für Altglas und Altkleider", sagt Ortsamtsleiter Uwe Martin. Daher sei der Druck auf die bestehenden Standorte im Stadtteil entsprechend groß. Immer wieder mal sei das Thema auch zwischen Beirat und aufgebrachten Anwohnern diskutiert worden. "Wie stark die Überbelastung momentan ist, wissen wir nicht, weil wir die Bürger dazu auffordern, ihre Beschwerden direkt an die DBS zu richten", so Martin.

In Obervieland sind die Probleme mit illegal abgestelltem Müll an Wertstoffinseln ein Dauerbrenner. Hotspots gebe es besonders in Kattenturm, aber auch in anderen Ecken des Stadtteils. Der Beirat habe sich in der zurückliegenden Amtszeit noch gegen den Abbau von Containern ausgesprochen. "Aber man muss feststellen, dass die Intensität der Vermüllung in den vergangenen Jahren eine neue Dimension erreicht hat", so Radolla. Es entstehe der Eindruck, "dass die Wertstoffinseln immer mehr als allgemeine Müllsammelplätze betrachtet werden." Er könne sich daher vorstellen, "dass Hannover ein Vorbild für Bremen sein könnte, wenn der Trend so bleibt."

Auch in Huchting ist Müll ein unangenehmes Thema. Besonders die städtischen Containerplätze im Stadtteil, wo die Altkleidercontainer stehen, fallen unschön auf. Davon gibt es in Huchting genau neun. In der Vergangenheit wurden immer wieder Altkleidercontainer von Unbefugten entleert, und der Inhalt dann wahllos um den Container verstreut. Das hatte im Beirat Huchting zu der Forderung geführt, solche Altkleidercontainer generell aus dem Ortsbild zu entfernen. Einer dieser als kritisch wahrgenommenen Punkte liegt an der Carl-Hurtzig-Straße. Hier befanden sich ein Glas- und Altkleidercontainer, die nach einem Beiratsbeschluss entfernt wurden.

Wie schlimm ist die Vermüllung an Containerplätzen in Osterholz?

"Es hat im vergangenen Jahr noch zugenommen", so der Eindruck von Ortsamtsleiter Ulrich Schlüter. Sowohl an Textilcontainern als auch an anderen Containern würde alle möglichen Sorten Müll abgeladen. "Unter anderem auch direkt am Ortsamt, Am Siek und An der Kämmenade", zählt er Schwerpunkte auf. Dass es ausgerechnet diese Plätze sind, bringt Schlüter mit deren vergleichsweisen guten Erreichbarkeit in Verbindung. "Die können sehr gut angefahren werden und es geht ruckzuck, dass da was ausgeladen wird." Einfache Lösungen für das Problem gibt es allerdings nicht. "Wir hoffen, dass es mit der neuen Recyclingstation etwas besser wird." Am Rande des Weserparks hat die Bremer Stadtreinigung die modernste Recyclinganlage Bremens gebaut, an der alle Arten von Müll entsorgt werden können.

Insgesamt sorgten die vermüllten Containerplätze für Wut bei den Bürgerinnen und Bürger. "Sie fragen dann, ob die nicht entfernt werden könnten." Verständlich, sagt Schlüter. Allerdings sei es nahezu unmöglich, neue Standorte zu finden. "Vielleicht macht es Sinn, Supermärkte zu verpflichten und die Verursacher stärker in die Pflicht zu nehmen." Supermarktparkplätze böten Platz und seien häufig überwacht und nachts geschlossen.

Wie schlimm ist die Vermüllung an Containerplätzen im Bremer Westen?

In Walle und Gröpelingen gibt es aktuell noch drei Altkleidercontainer, in Findorff sind es acht. Beschwerden wegen überfüllter Behältnisse oder Müllhaufen im unmittelbaren Umfeld dieser Sammelstellen liegen im Ortsamt aktuell nicht vor. Die Entscheidung, einen Standort aufzugeben, sei jeweils eine Gratwanderung, findet der im Ortsamt West für Walle verantwortliche Stadtteilsachgebietsleiter Leon Czyborr: „Der Beirat muss ja immer für den gesamten Stadtteil entscheiden und tut sich deshalb damit auch schwer. Er ist aber auch immer offen für Hilferufe.“

Wie schlimm ist die Vermüllung an Containerplätzen im Nordosten, in Mitte und der Östlichen Vorstadt?

Die Situation in Schwachhausen hat sich seit dem Abbau der vier Altkleider-Container erheblich entspannt, berichtet Ortsamtsleiter Ralf Möller. Der Zustand der Plätze sei zuletzt untragbar gewesen, was unter anderem daran liege, dass der DBS ein Altkleiderabnehmer durch Insolvenz weggebrochen sei, wie er auf Nachfrage erfahren habe. Überfüllte Glas-Container seien im Stadtteil noch hin und wieder zu beklagen, wie etwa vor einiger Zeit an der H.-H.-Meier-Allee, was die DBS mit Personalmangel begründet habe. Das Hauptproblem im Stadtteil sei aber durch den Abbau der Altkleider-Container behoben worden, betont Möller. „Da hat die DBS sehr kooperativ agiert.“ Absoluter Hot Spot im Stadtteil Mitte in puncto Vermüllung war der Altkleider-Container an der Daniel-von-Büren-Straße, Ecke Doventor. Neben dem Polizeirevier und vor den Containern stapelten sich regelmäßig Berge von Altkleidern. Erschwerend hinzu kam auch eine Verunreinigung der Fläche.

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