Der Rückzug der Banken hat schleichend angefangen, berichten die Menschen, die seit vielen Jahren in Grolland leben. "Angefangen hat es mit der Volks- und Raiffeisenbank, die ihre Filiale aufgegeben hatte, später folgten weitere Geldinstitute", sagt Heinz Böse. Ende 2018 hat die Sparkasse dann als letzte Bank ebenfalls die Türen ihrer Filiale im Ortsteil dicht gemacht, erinnert sich Peter Liebetrau. Nicht einmal einen Geldautomaten gibt es seither in Grolland.
Zu nah am Einkaufszentrum
"Wir sind zu dicht dran am Einkaufszentrum Duckwitzstraße nebenan in der Neustadt", wiederholt Liebetrau die Begründung der Sparkasse, weshalb in Grolland nicht einmal mehr Geldscheine als letztes Bisschen Service gezogen werden können. Dort, im Nachbarstadtteil Neustadt, müssen die Menschen ihre Bankgeschäfte allerdings an Selbstbedienungs-Automaten erledigen. Wer einen Bankberater sehen will, muss in die entgegengesetzte Richtung in den Ortsteil Kirchhuchting in die Filiale fahren. "Das ist für uns, die wir noch ganz gut mobil sind, auch machbar", gibt Liebetrau zu.
Für die älteren Mitbürger sehe das aber ganz anders aus. "Ich habe schon häufiger Nachbarn Geld geliehen, weil die nur noch selten die Gelegenheit haben, an Bargeld zu kommen", berichtet er. Den kostenpflichtigen Bargeld-Lieferservice der Sparkasse nutzen diese Menschen wohl nicht.
Und Online-Banking könne oder wolle auch nicht jeder Hochbetagte noch lernen. Dadurch werde jede Transaktion vom Konto ein Hindernislauf.
Auch Ärzte ziehen weg
Aber nicht nur der Wegzug der verschiedenen Banken bereitet den beiden Männern Sorgen: "Wir haben mittlerweile auch keinen Hausarzt mehr im Ortsteil, das ist ebenfalls ein großes Problem", so Liebetrau. Seit drei Jahren seien nur noch ein Kiefernorthopäde und ein Tierarzt übrig geblieben. Wer den Ortsteil früher gekannt habe, mit einer soliden Infrastruktur, sagt Böse, "für den fühlt es sich jetzt an, wie auf dem Dorf zu leben."
Die goldenen Zeiten, auf die er verweist, kennt die jüngere Generation im Ortsteil schon gar nicht mehr. Bis Ende der 1980er-Jahre gab es beispielsweise neben der Sparkasse noch das Haushaltswarengeschäft "Schrauben Meyer", erzählen die beiden Männer. "Der hatte einfach alles: von Kleidung bis zu Gartengeräten – wie bei Kaufland", schwärmt Liebetrau. Doch das ist längst Vergangenheit. Auch viele weitere Läden und Fachgeschäfte sind in der Zwischenzeit verschwunden.
Aber immerhin: Es gibt für den täglichen Bedarf im Ortsteil beispielsweise noch ein Blumengeschäft, Friseure und eine Bäckerei, wo auch ein paar Lebensmittel abseits von Brot, Brötchen und Kuchen in den Regalen stehen. Pakete und Briefe können noch in einem Fachgeschäft für Veranstaltungs- und Partybedarf abgegeben werden. Und es hält noch ein Kioskbetreiber in Sichtweite zur Grundschule die Stellung, der zugleich als Nachrichten-Umschlagplatz, Café und Imbiss dient. Liebetrau: "Es ist wichtig, dass das alles noch da ist, aber die fehlenden Banken und Ärzte kann das nicht ersetzen."