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Reaktion auf das Bankfilial-Sterben WLAN für den Wartburgplatz

In Walle ist es schwieriger geworden, an Bargeld heranzukommen: Vor einigen Monaten hat die zentrale Sparkassenfiliale beim Wochenmarkt dicht gemacht. Der Beirat setzt nun auf bargeldlosen Zahlungsverkehr.
24.03.2022, 10:00 Uhr
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WLAN für den Wartburgplatz
Von Anne Gerling

Bis vor einiger Zeit begann für Marco Juschkeit der Sonnabend stets mit einem kleinen Ritual. „Erst war ich Brötchen holen, danach bin ich über den Wochenmarkt gegangen und habe bei der Gelegenheit dann auch gleich noch bei der Sparkasse Geld und Kontoauszüge geholt“, erzählt der Waller FDP-Beiratspolitiker. Doch die Dinge haben sich geändert: Die Sparkassenfiliale am Wartburgplatz direkt beim Waller Wochenmarkt ist seit einigen Monaten dicht. Damit seien nun vor allem Seniorinnen und Senioren und Menschen mit Beeinträchtigungen in ihrer Bargeldversorgung und somit in ihrer sozialen Teilhabe eingeschränkt worden, so Juschkeit: „Und es sind mit Sicherheit für viele hier Rituale und Strukturen weggebrochen.“

Einstimmige Unterstützung

Auch dem Wartburgplatz tue dieser Wandel nicht gut, ist Juschkeit überzeugt. Um dem etwas entgegenzusetzen, hat er einen Antrag entwickelt, der kürzlich einstimmig vom Beirat angenommen wurde. Es geht dabei darum, die digitale Teilhabe für alle im Stadtteil zu stärken, indem auf verschiedenen Plätze in Walle zeitnah freie WLAN-Hotspots eingerichtet werden. „Die Versorgung mit WLAN auf öffentlichen Plätzen gehört heute in vielen Städten zum Standard“, sagt Juschkeit. Auch in Bremen gebe es in der Innenstadt, an der Lindenhofstraße in Gröpelingen oder im Viertel bereits mehrere Bereiche mit freiem WLAN: „Walle ist aber bisher noch ein weißer Fleck auf der Karte.“

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WLAN-Bedarf sieht Juschkeit etwa auf dem neuen Quartiersplatz „Waller Mitte“ oder im Skatepark in der Überseestadt. Vor allem auf dem Wartburgplatz – schließlich bekomme dort mit dem Wegfall der Sparkasse der bargeldlose Zahlungsverkehr einen immer höheren Stellenwert für Kunden und Standbetreiber, ist der FDP-Ortspolitiker überzeugt: „Und eine stabile Internetverbindung ist dafür die Basis.“

Tatsächlich bekomme die Händlerinnen und Händler auf dem Markt die Auswirkungen der Filialschließung hautnah mit. Inge Siemers zum Beispiel, die seit Jahrzehnten auf dem Wartburgplatz Gemüse verkauft, hat nun häufiger mal Kundinnen und Kunden am Stand, denen das Bargeld ausgegangen ist: „Ein paar haben schon gefragt, ob sie beim nächsten Mal bezahlen könnten.“

Die Schließung ist wirklich eine Katastrophe.
Markthändlerin Tanja Meyer 

Das Team am Geflügelstand gegenüber würde sich über freies WLAN auf dem Platz freuen: Ab einem Betrag von zehn Euro kann bei Tanja Meyer und Michaela Busse mit EC-Karte bezahlt werden, die dafür benötigte Internetverbindung wird aktuell auf eigene Kosten per Smartphone hergestellt. „Seit die Sparkasse nicht mehr da ist, machen das auch ganz, ganz viele. Die Schließung ist wirklich eine Katastrophe“, sagt Meyer. Eine Stammkundin habe ihr erzählt, sie müsse nun immer die Straßenbahn nehmen, da sie die eineinhalb Kilometer zur nächsten Selbstbedienungs-Filiale beim ehemaligen Waldautheater zu Fuß nicht bewältigen könne: „Die bezahlt jetzt jedes Mal fünf Euro Fahrgeld, wenn sie Geld abheben fährt.“

Vielen ist Bargeld lieber

Auch Marktbesucherin Ingrid Püschel findet es schade, dass es für viele Kundinnen und Kunden in Walle komplizierter und aufwendiger geworden ist, an Bargeld heranzukommen – zumal die als Ersatz für den Standort Wartburgplatz geplante neue kleine Filiale im Walle-Center erst im Sommer eröffne. Für die Idee, auf dem Wochenmarkt in Zukunft elektronisch zu bezahlen, kann sich Püschel aber trotzdem noch nicht so recht erwärmen. „Mir ist Bargeld einfach lieber“, sagt sie, „ich würde nur notfalls mit EC-Karte zahlen. Interessanter wäre für mich, wenn man hier auch Geld bekommen könnte.“ Das sei tatsächlich schon möglich, schaltet sich eine vorbeikommende Kundin in das Gespräch ein. So sei immer donnerstags ein Stand da, bei dem man sich auch Geld auszahlen lassen könne.

Freies WLAN könnte dazu beitragen, dass Kunden und Marktleute noch mehr auf bargeldlosen Zahlungsverkehr umstellen, ist Marco Juschkeit überzeugt. Am Ende werde dies vielleicht nicht die Lösung aller Probleme auf dem Wartburgplatz sein: „Aber es ist ein Baustein, durch den die Situation hier vor Ort etwas besser wird.“

Mobile Filiale als Alternative

Der FDP-Politiker hat auch schon eine Idee für einen weiteren Mosaikstein: „In Osterholz fordert der Beirat einen Sparkassenbus, wie es ihn zum Beispiel in Rostock schon gibt. Das ist auch für uns in Walle ein durchaus interessanter Gedankengang – zum Beispiel könnte der Bus an Markttagen zum Wartburgplatz kommen. Wir können schließlich den Wandel nicht aufhalten – aber wir können den Übergang durchaus so gestalten, dass die Leute vor Ort auch eine Perspektive haben und nicht überfordert werden.“

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