Vom vorbestraften Hartz-IV-Empfänger zum Inhaber einer Spedition: Der Hauptbeschuldigte im Prozess wegen bandenmäßigen Betrugs hat am Dienstag vor dem Landgericht Bremen erstmals ausgesagt und dabei dargelegt, wie seine dubiosen Geschäfte begannen. Der 30-jährige Hauptangeklagte, der derzeit in Untersuchungshaft sitzt, gilt als Kopf einer Betrügerbande, die rund zwei Millionen Euro in nur sechs Monaten erbeutet haben soll.
Er soll ein Callcenter in der Türkei geleitet haben, aus dem Komplizen die zumeist älteren Opfer anriefen und sich als Polizisten ausgaben. Mit angeklagt sind drei Männer im Alter von 25, 29 und 47 Jahren, sie sollen Wertsachen und Bargeld abgeholt und an anderen Betrugstaten im Autogeschäft mitgewirkt haben.
Der Hauptbeschuldigte, bei dem nach einer groß angelegten Razzia mit 350 beteiligten Beamten im September 2018 eine durchgeladene Schusswaffe sichergestellt worden war, sagte am Dienstag: „Ich hab im Dezember 2012 geheiratet gehabt. Ich hatte meiner Frau und Familie versprochen, dass ich anfangen will zu arbeiten." Er habe keine Berufsausbildung. Über einen Cousin sei er 2013 darauf gekommen, in die Logistikbranche einzusteigen. Er lieh sich Geld und gründete 2014 mit einem Bekannten ein Unternehmen. Der Bekannte habe Autos aufgekauft, die Zählerstände manipuliert und sie über einen Strohmann gewinnbringend weiterverkauft. Er habe sich auf das Speditionsgeschäft konzentriert, seine Frau – eine Finanzbuchhalterin – habe den Papierkram gemacht.
Viel Geld mithilfe von gefälschtem Personalausweis
Später sei ein weiterer guter Bekannter in die Firma eingestiegen. Als der Mann wieder aussteigen und 50.000 Euro zurück haben wollte, habe man vier Lkw mit gefälschten Fahrzeugausweisen und -briefen verkauft. Ein Komplize habe sich dafür einen gefälschten Personalausweis besorgt und 10.000 Euro pro verkauftem Fahrzeug erhalten. Der 30-Jährige sagte, ab Mitte 2016 habe er die zunächst gegründete Firma verlassen und eine neue Spedition gegründet. Deren Büroräume seien in der Admiralstraße gewesen.
Im März und Mai hatten zwei der Angeklagten, der 47-Jährige und der 25-Jährige, bereits ein Geständnis abgelegt und den Hauptbeschuldigten schwer belastet und von Drohungen gegen sie berichtet. Ein Urteil wird für Ende September erwartet.