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Anwohnerschaft macht sich Sorgen um Bäume Sorge um die Bäume rund um das Staatsarchiv

Im Sommer 2024 soll voraussichtlich Baubeginn für den Magazinneubau auf dem Gelände des Staatsarchives sein. Auf einer Anwohnerversammlung informierten die mit dem Bauvorhaben befassten Stellen über die Pläne
27.01.2022, 06:00 Uhr
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Sorge um die Bäume rund um das Staatsarchiv
Von Sigrid Schuer

Für Konrad Elmshäuser, den Leiter des Staatsarchivs, geht mit der Realisierung des Neubaus des Magazins auf dem Gelände des Staatsarchivs, genauer: auf der Parkplatzfläche hinter dem Archiv, ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Denn das Staatsarchiv platzt schon seit vielen Jahren aus allen Nähten. Elmshäuser betont, dass ihm weiterhin sehr an einer weiterhin gedeihlichen Nachbarschaft gelegen sei, denn er weiß, dass es mit dem avisierten Baubeginn im Sommer 2024 gleich zwei Baustellen in engster Nachbarschaft im Quartier Fedelhören/Kohlhökerstraße geben wird.

"Es hätte wahrscheinlich keinen ungünstigeren Zeitpunkt geben können", räumte Elmshäuser jetzt in einer Anwohnerversammlung ein, "aber wir müssen den Anforderungen des Bundesbauministeriums entsprechen, und die sehen vor, dass der Neubau unseres Magazins bis Ende 2025 abgeschlossen sein muss". Deshalb ist ihm eine enge Einbindung der Anwohnerschaft in das Bauvorhaben auch besonders wichtig.

Ohne Baumfällungen wird es nicht gehen

Denn er weiß auch darum, dass die bereits ein gebranntes Kind ist auf Grund des Abrisses des ehemaligen Bundesbankgebäudes und der im Zuge des Neubauvorhabens von Evoreal gefällten Bäume. Um, wie im Herbst schon bei einer Sitzung des Beirates Mitte, den Magazinneubau vorzustellen,  hatte das Staatsarchiv nun auch die Nachbarschaft zu einem virtuellen Informationsabend eingeladen.

Neben Senatsbaudirektorin Iris Reuther und Landeskonservator Georg Skalecki schilderte auch Steffen Rathsmann vom Umweltbetrieb Bremen seine Sicht der Dinge. Dabei wurde klar: Ohne Baumfällungen wird es auch beim Neubau des Magazins nicht abgehen. So steht die große, alte Säuleneiche am Eingang des Parkplatzes des Staatsarchivs auf der roten Liste sowie wohl auch zwei weitere Eiben auf einem angrenzenden Privatgrundstück. Zwei weitere große Eichen sind gemäß der Baumschutzverordnung geschützt. Was aus der Baum-Allee am benachbarten Imre-Nagy-Weg wird, ist noch unklar. Rathsmanns Einschätzung: Auch dort werde es wohl nicht ohne Baumverluste abgehen.

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Dieser Nachricht begegneten Jonas Friedrich (Grüne), Sprecher des Beirates Mitte, sowie die Anwohnerschaft mit gemischten Gefühlen. Ihr eindeutiger Appell: So viele Bäume zu erhalten wie eben möglich und vor allem auch zur Bedingung des EU-weit ausgeschriebenen Architekturwettbewerbes zu machen. Das sicherten sowohl Senatsbaudirektorin Iris Reuther als auch Konrad Elmshäuser zu.

Seine Vorstellung: Ein Neubau in architektonisch interessanter Premium-Qualität, der mit dem denkmalgeschützten, rötlichen Travertin-Turm harmoniert. Kurz: "Eine schöne Hülle für einen tollen Inhalt". Und er betonte, dass der geplante, vierstöckige Neubau des Magazins mit rund zwölf Metern nur halb so hoch wie der alte Magazinturm sei. Auch ein unterirdisches Stockwerk sei in der Prüfung, so Reuther. Entscheidend sei hier allerdings die Grundwasserproblematik, so ein Anwohner.

10.000 Regalmeter sollen dazu kommen

Mit dem Zugewinn von rund 10.000 freien Regalmetern käme das Staatsarchiv für die nächsten 20 bis 25 Jahre gut hin. Ab dann würde die Digitalisierung in den Behörden greifen, so Elmshäuser. Bleibt das Problem des Baustellenverkehres, durch den die verbleibenden Bäume möglichst wenig Schaden nehmen sollen. Es müsse darum gehen, für die Bäume den entstehenden Bodendruck abzumindern, so Steffen Rathsmann vom Umweltbetrieb Bremen.

Auf heftigen Widerspruch seitens der SPD-Beirätin Birgit Olbrich stieß die Ankündigung, dass auch die Fahrrad-S-Kurve am Imre-Nagy-Weg im Zuge der Bauarbeiten verändert werden könnte. Schließlich handele es sich hier um eine der wichtigsten Fahrradrouten mit Anbindung ans Viertel, sagte sie. Eines steht jedenfalls jetzt schon fest: Da Ein- und Ausfahrt der Baufahrzeuge zur Baustelle über den Nagy-Weg erfolgen muss, wird dort ein Jahr lang kein Fuß- und Radverkehr möglich sein.

Elmshäuser schätzt, dass von den jetzt noch vorhandenen 16 Parkplätzen im Zuge der Baumaßnahmen mehr als die Hälfte wegfallen werden. Und der Rest eines Mini-Innenhofes werde neben einer Feuerwehrzufahrt auch gebraucht, damit künftig Archivalien und Urkunden per Umzugswagen bis nah ans Gebäude geliefert werden können, um sie wetterfest transportieren zu können. Deswegen soll auch der Neubau des Magazins mit dem Altbau des Staatsarchivs mit einem ebenerdigen Gang verbunden werden.

Zur Sache

Fakten zum Magazinneubau des Staatsarchivs: Das Bundesbauministerium fördert mit dem Programm "Nationale Projekte des Städtebaues" bundesweit 20 Projekte, das Staatsarchiv ist eines davon. Das Fördervolumen des Bundes für das neue Magazin beläuft sich auf 4,1 Millionen Euro, das sind rund die Hälfte der Realisierungskosten, den Rest muss Bremen tragen. Daraus, dass sich der Förderzeitraum über vier Jahre von 2021 bis 2025 erstreckt, ergibt sich ein für die Umsetzung des Neubaus extrem ambitionierter Zeitplan. Die Umsetzung des Bauvorhabens soll im Juni 2024 beginnen und sich bis Dezember 2025 erstrecken. Der Projektabschluss ist dann für das erste Halbjahr 2026 geplant. In dem Neubau sollen hochkomplexe und -moderne, platzsparende Fahrregal-Anlagen zum Einsatz kommen.

Die nächste Beteiligung für die Anwohnerschaft soll am 2. März im Rahmen eines virtuellen Workshop-Formates erfolgen. Um Anmeldung bis zum 20. Februar wird gebeten unter staatsarchiv@proloco-bremen.de.

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