Die Domsheide "ist wohl der wichtigste Umsteigepunkt in Bremen", vermuten die Grünen. Nach jahrelanger Debatte über eine Umgestaltung, die laut Koalitionsvereinbarung auch dem Konzerthaus Glocke zugutekommen soll, gibt es einen Senatsbeschluss für eine Umbauvariante. Doch offenbar herrscht weiter Gesprächsbedarf, den die Landesarbeitsgemeinschaft Stadt- und Regionalentwicklung der Partei in eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Domsheide – zwischen Transitraum und Stadtplatz“ kanalisieren will.
Der Glocke misst die rot-grün-rote Landesregierung schon in ihrer Koalitionsvereinbarung „großes Potenzial zur Belebung der Innenstadt“ bei – eines der großen Bremer Themen. Aus mehr als einem Dutzend Entwürfe kristallisierten sich am Ende zwei heraus: Einer sah vor, die Straßenbahnhaltestelle Domsheide näher an das Konzerthaus zu verlegen. Dazu war eine schallschluckende Fahrwegkonstruktion für die Tram in der Diskussion. Variante zwei, die politisch das Rennen machte, sieht vor, die Haltestelle nach jetzigem Modell zu teilen und sie sowohl an der Domsheide als auch an der Balgebrückstraße zu belassen, allerdings weiter in Richtung Weser als jetzt.
Barrierefreiheit gefordert
Dieses Vorhaben widerspreche den Erfordernissen einer – lange geforderten – barrierefreien Umgestaltung der Domsheide. Bremens Landesbehindertenbeauftragter Arne Frankenstein und sein Amtsvorgänger Joachim Steinbrück, stellvertretender Vorsitzender des Vereins „Selbstbestimmt leben“, kündigten wie berichtet an, dagegen zu klagen. Fünf bis acht Jahre könne der Weg durch die Gerichtsinstanzen dauern, warnte Steinbrück. Sowohl das Behindertenparlament als auch die Bremer Seniorenvertretung stehen hinter dem Protest. Auch der Beirat Mitte sprach sich gegen die Variante aus, die längere Wege beim Umsteigen bedeuten würde.
Carolin Reuther, Geschäftsführerin der City-Initiative (CI) Bremen, mahnte in diesem Zusammenhang am Mittwoch an, an den bisherigen Senatsbeschlüssen zur Glocke und zur Domsheide inklusive der Teilverlagerung der Haltestellen in die Balgebrückstraße festzuhalten. „Die Beschlüsse haben den richtigen Weg für die Weiterentwicklung dieser für die Innenstadt so wichtigen Projekte geebnet“, sagt sie. Glocke und Domsheide könnten nur gemeinsam und aufeinander abgestimmt geplant werden. Durch die Herstellung einer barrierefreien Haltestellenanlage in der Balgebrückstraße, einer barrierefreien Anpassung der bisherigen Haltestelle sowie durch das Entzerren der Verkehre und Herausnehmen von sonstigen verkehrlichen Hindernissen profitierten aus Sicht der CI alle Nutzer. Gleichzeitig könnten die Potenziale der städtebaulichen Entwicklung gehoben werden: „Der öffentliche Raum wird aufgewertet, die Glocke als eine der bedeutendsten Kultureinrichtungen kann weiterentwickelt und gestärkt werden.“ Am Dienstag hatte sich, wie berichtet, auch der Landesmusikrat zu Wort gemeldet und noch einmal an alle Beteiligten appelliert, die bereits verworfenen Pläne für den Bau einer Haltestelle an der Glocke nicht wieder aufzunehmen.
„Kann die Haltestelle Domsheide ein attraktiver Ort werden, der auch mit einem Entree für die Glocke funktioniert?“ Dieser und weiteren Fragen soll an diesem Donnerstag ab 19 Uhr in der Kulturkirche St. Stephani nachgegangen werden. Auf dem Podium sitzen laut Ankündigung neben Bithja Menzel, der baupolitischen Sprecherin der Grünen, Arne Frankenstein, Carl Zillich vom Projektbüro Innenstadt, Lars Lammers, Vizepräsident der Architektenkammer, Jonas Friedrich, Beiratssprecher Mitte, und Peter Wege von der Initiative „Einfach Einsteigen“.