Die nach einem Polizeieinsatz zunächst geschlossene Avenue-Disco in der Bahnhofsvorstadt darf wieder öffnen. Das hat die Innenbehörde am Freitagmittag bestätigt. Die Entscheidung sei am Morgen gefallen, nachdem die Baubehörde die baurechtliche Freigabe für die Disco in der Hillmannstraße erteilt habe. Schon am Freitagabend durfte in dem Club wieder gefeiert werden – eine entsprechende Ankündigung hatte das Avenue auch auf seinem Instagram-Kanal veröffentlicht.
Laut Rose Gerdts-Schiffler, Sprecherin der Innenbehörde, findet die Wiederöffnung unter strengen Auflagen des Ordnungsamts statt. Unter anderem wurde demnach ein Personalwechsel in der Lokalität vollzogen, weil es Zweifel an der Zuverlässigkeit der vorherigen Betreiberin gab. "Der neue Geschäftsführer hat die Führung des Gewerbebetriebes vollständig zu übernehmen und muss während der gesamten Öffnungszeiten der Räumlichkeiten anwesend sein und die Einhaltung aller rechtlichen Vorgaben überwachen", lautet eine der Auflagen. Andere Personen dürfen das Geschäft nicht leiten oder Weisungen erteilen. Nach Auskunft der Wirtschaftsbehörde verfügt der Stellvertreter der Betreiberin über die notwendige Gaststättenerlaubnis.
Bei dem Polizeieinsatz vor zwei Wochen waren in der Disco zahlreiche Verstöße festgestellt worden, unter anderem gegen das Jugendschutzgesetz. Als Bedingung für eine Wiederöffnung wird dem Club nun ein Vieraugenprinzip bei der Einlasskontrolle auferlegt. Weitere Maßnahmen betreffen das Rauchen. Bei der Kontrolle hatten Polizei und Ordnungsamt Jugendliche angetroffen, die sich unerlaubterweise im Raucherbereich aufgehalten hatten. Der neue Geschäftsführer müsse sicherstellen, "dass Personen unter 18 Jahren die Raucherräume zu keiner Zeit betreten können". Ein Zigarettenautomat müsse für Jugendliche unzugänglich gemacht werden.
Weitere Auflagen gibt es zum Brandschutz, den die Kontrolleure ebenfalls bemängelt hatten. Zudem führt das Ordnungsamt Bedingungen an, die sich auf die Geschäftsführung beziehen. Beispielsweise wird "eine ordnungsgemäße Kassenführung" angemahnt und darauf verwiesen, dass die Preisangabenverordnung eingehalten werden müsse – offenbar hatte es auch in diesen Bereichen Mängel gegeben. Außerdem im Fokus: die Mitarbeiter, "insbesondere die des Bewachungsgewerbes", das die Türsteher umfasst. Diese müssten "die jeweiligen gewerberechtlichen und arbeitsrechtlichen Voraussetzungen erfüllen".
Kritik am Sicherheitspersonal
Dass die Disco wieder öffnen darf, sorgt insbesondere bei einigen Kennern der Szene für Unverständnis. Einer von ihnen ist Tarek Dag, Betriebsleiter beim Sicherheitsdienst FES. Der FES übernimmt den Veranstaltungsschutz für viele Bremer Diskotheken und ist als Sicherheitsdienst auch auf dem Hillmannplatz aktiv. Dag zieht, vorsichtig formuliert, die Seriosität und Professionalität des Sicherheitsdienstes im Avenue in Zweifel. Ähnliche Kritik erhebt er auch grundsätzlich an den Verantwortlichen. Die festgestellten Verstöße kämen nicht von ungefähr und seien nicht die ersten dieser Art. Dag zeigt sich irritiert, dass die Behörden die Wiedereröffnung genehmigt haben. Seiner Ansicht nach ist auch mit dem Betreiberwechsel keine Besserung zu erwarten.
Für Dag ist klar, dass viele Probleme am Hillmannplatz und in der Umgebung mit dem Avenue zusammenhängen beziehungsweise durch die Disco begünstigt werden. Seine Beobachtung: In den vergangenen zwei Wochen, als das Avenue geschlossen war, habe es für den Sicherheitsdienst und die Polizei deutlich weniger zu tun gegeben. Diesen Eindruck teilt ein weiterer Beobachter, der im Umfeld des Hillmannplatzes ebenfalls für einen Sicherheitsdienst arbeitet. Es sei deutlich ruhiger geworden, sagt der Mann, der namentlich nicht genannt werden will. Ihm zufolge läuft die Zusammenarbeit mit den Türstehern des Avenue eher schlecht. Straftäter suchten mitunter Schutz in der Disco. Die Polizei hatte bei der Großkontrolle vor zwei Wochen 14 Strafanzeigen gefertigt, unter anderem wegen Körperverletzung.
Wie soll sichergestellt werden, dass sich die Situation im Avenue nachhaltig bessert? "Das Ordnungsamt wird mit dem Ordnungsdienst und der Polizei Bremen weitere Kontrollmaßnahmen planen, um mögliche Gefahren für die öffentliche Sicherheit abzuwehren", erklärt Gerdts-Schiffler. Ungewiss dürfte die Zukunft der Disco auch deshalb bleiben, weil es nach Informationen des WESER-KURIER Streitigkeiten zwischen der Betreiberin und dem Vermieter gibt. Das Avenue war am Freitag telefonisch erneut nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.