Die Schicht begann am Freitagabend mit einigen lautstarken Jugendlichen, ging mit einer Schlägerei in die Nacht über und endete am Morgen mit vereitelten Antanzdiebstählen. Für den Sicherheitsdienst, der seit November am Hillmannplatz unterwegs ist, war das vergangene Wochenende arbeitsreich, aber nicht außergewöhnlich. Das zeigen die Einsatzprotokolle der vergangenen Monate, die dem WESER-KURIER vorliegen. Allein an den beiden April-Wochenenden sind mehrere Schlägereien, Diebstähle, Raubdelikte und Einbrüche vermerkt. Einige weitere Taten haben die Sicherheitsleute nach eigenen Angaben vereiteln können. Hinzu kommen offener Drogenkonsum sowie Probleme mit Obdachlosen, Bettlern, Wildpinklern, Autoposern und lärmenden Jugendlichen.
Sicherheitsdienst berichtet von bewaffneten Auseinandersetzungen
Im nüchternen Ton ist all das festgehalten, was ansässige Betriebe dazu veranlasst hat, einen privaten Sicherheitsdienst zu engagieren. Seit fünf Monaten ist er mittlerweile im Einsatz, immer in den Nächten von Freitag auf Sonnabend und von Sonnabend auf Sonntag. Das warme Wetter der vergangenen Wochen hat den Platz wieder voller werden lassen, was den Protokollen zufolge auch mehr „Antänzer“ anzieht – mehrere Fälle von Antanzdiebstählen in der Bremer Innenstadt vermeldete zuletzt auch die Polizei.
Die Einsatzberichte des Sicherheitsdienstes zeigen aber, dass auch die Wintermonate am Hillmannplatz keineswegs ereignislos verlaufen sind. Ein Beispiel ist der 8. Dezember. An diesem Tag hatte der WESER-KURIER die Sicherheitsleute in den Abendstunden bei ihrer Arbeit begleitet. Auf dem Platz selbst blieb es an diesem Abend relativ ruhig – der Sicherheitsdienst war vor allem damit beschäftigt, Drogensüchtige aus dem angrenzenden Parkhaus zu vertreiben. Die im Verlauf der Nacht hinzugekommenen Protokolleinträge klingen deutlich brisanter. Für 1.52 Uhr ist vermerkt: „Zwei Männer haben eine Person an der Sparkasse überfallen. Pol informiert, Täter gestellt.“ Einige Stunden später, um 5.15 Uhr, ist von einer Massenschlägerei an der Sparkasse die Rede.
Immer wieder ist in den Protokollen auch von bewaffneten Tätern zu lesen. Bei mehreren Massenschlägereien Anfang Januar, die als „Revierkämpfe“ unter Drogenhändlern betitelt werden, kamen den Angaben nach Messer, Steine, Reizgas und Tennisschläger zum Einsatz. In anderen Fällen ist von Flaschen, Schlagstöcken und Baseballschlägern die Rede.
Insgesamt erwecken die Berichte des Sicherheitsdienstes nicht den Eindruck, dass sich die Situation am Hillmannplatz in den vergangenen Monaten verbessert hat. Ähnlich äußerte sich zuletzt auch Philipp Grothe von der Unternehmensgruppe Grothe, die vor Ort mehrere Objekte verwaltet. Auch die Polizei Bremen sieht in diesem Bereich „weiter eine erhöhte Kriminalitätsbelastung“, obwohl man die Schwerpunktmaßnahmen intensiviert habe und mit uniformierten und zivilen Kräften vor Ort sei. „Ein intensiver Austausch mit Sicherheitsunternehmen am Hillmannplatz sowie den anliegenden Gewerbetreibenden findet weiterhin statt“, so Polizeisprecher Nils Matthiesen.
Beleuchtung soll für mehr Sicherheit sorgen
Für mehr Sicherheit soll auch eine bessere Beleuchtung des Platzes sorgen. Diese Forderung hatte die Bremer FDP im Dezember an den Senat gerichtet. In diesem Bereich investiert haben laut Grothe die Vermieter vor Ort. Im Kontext der Debatte über Sicherheit und Sauberkeit in der Bremer Innenstadt kündigten Vertreter der Handelskammer zuletzt an, man wolle öffentliche Gelder finden, um weitere Lichter anzubringen. Ausreichend seien Licht und Sauberkeit für eine nachhaltige Verbesserung aber nicht, sagte Grothe.
Dass die Hillmannplatz-Anrainer selbst tätig werden müssten, zeige das Versagen des Senats, sagte der FDP-Abgeordnete Fynn Voigt am Dienstag in der Stadtbürgerschaft. Die Liberalen hatten eine Aktuelle Stunde zu den Problemen der Bremer Innenstadt beantragt. In der Debatte ging es dann auch um den Hillmannplatz. Vertreter von CDU und Bündnis Deutschland arbeiteten sich mit Bezug auf die Sicherheit in der Innenstadt ebenfalls am Senat ab, während Abgeordnete der rot-grün-roten Koalition unter anderem auf die Erfolge der Soko „Junge Räuber“ verwiesen. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) sagte, man wolle die Soko möglicherweise noch erweitern.