Der Klinikträger Gesundheit Nord (Geno) hat auf die steigende Zahl der Corona-Patienten in Bremer Krankenhäusern reagiert. Positiv auf das Coronavirus getestete Patienten werden seit dieser Woche wieder in allen vier Bremer Krankenhäusern der Geno behandelt. Die beiden Standorte, die sich zuletzt um Covid-Erkrankte gekümmert haben, sollen angesichts der steigenden Patientenzahlen entlastet werden.
Im Land Bremen werden aktuell 84 Corona-Patienten in Krankenhäusern versorgt. Am Mittwoch waren es 85 Covid-Erkrankte in den Bremer Kliniken – so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Derzeit liegen 16 Patienten auf Intensivstationen, sieben von ihnen müssen beatmet werden. „Die Situation in den Krankenhäusern ist jetzt, zeitlich verzögert, der Entwicklung der Fallzahlen gefolgt“, sagt Lukas Fuhrmann, Sprecher der Gesundheitsbehörde. Die Kliniken seien auf diese Entwicklung vorbereitet.
Im Sommer wurden bestätigte Corona-Patienten an zwei der vier Geno-Standorte versorgt: in Bremen-Ost und Bremen-Mitte. Anders als zu Beginn der Pandemie hatte man sich in den vergangenen Monaten in Bremen-Nord und am Klinikum Links der Weser lediglich um Verdachtsfälle kümmern müssen. Bei positiven Befunden wurden die Patienten an die anderen beiden Standorte verlegt. „Diese Vorgehensweise werden wir nicht weiter aufrechterhalten können“, sagt Geno-Sprecherin Karen Matiszick, „die Zahlen steigen so, dass wir wieder an allen Standorten positive Patienten versorgen müssen.“
„Wir haben mehr Patienten als im Frühjahr“, sagt Christiane Piepel, Oberärztin und Infektiologin am Klinikum Bremen-Mitte, „die Lage ist deutlich drastischer.“ Wegen der steigenden Patientenzahlen ist eine zweite Corona-Isolierstation am Klinikum Bremen-Mitte wieder geöffnet worden. In den Sommermonaten wurde die Station nicht gebraucht. Mit den steigenden Infektionszahlen hat sich das geändert. „Die 18 Zimmer auf der ersten Isolierstation reichten zuletzt einfach nicht mehr aus“, sagt Piepel, „es kommen wieder viel mehr Patienten zu uns, die teilweise auch schwer an Corona erkrankt sind, also mussten wir die Kapazitäten dringend erhöhen.“
Kapazitäten werden gesprengt
Neben den Corona-Isolierstationen verfügt der Klinikverbund über etwa 160 Intensivbetten für Corona-Patienten. Weitere 80 Beatmungsplätze stünden laut Geno bereit, sollten die Kapazitäten kurzfristig erhöht werden müssen. Auf der Intensivstation am Klinikum Bremen-Mitte sei die Lage derzeit noch „gut beherrschbar“, sagt Piepel. Es dauere allerdings grundsätzlich etwas länger, bis man die steigenden Zahlen auch dort spüre. „Momentan werden die Kapazitäten auf den Corona-Isolierstationen gesprengt“, so Piepel, „aber noch nicht in dem Maße auf der Intensivstation.“
Das Rote Kreuz Krankenhaus (RKK) hat laut eigenen Angaben Kapazitäten geschaffen, um 26 Intensivpatienten in Bremen behandeln zu können. 20 Patienten könnten beamtet werden. Nicht alle Plätze könnten für Corona-Patienten freigehalten werden. Über die Corona-Behandlungskapazitäten würden generell „nicht die technische Ausstattung, die Zahl der Betten oder Räume entscheiden“, sagt RKK-Sprecherin Dorothee Weihe, „sondern die personelle Besetzung, um diese Patienten zusätzlich zu betreuen.“
Auch bei der Geno beobachtet man das Infektionsgeschehen mit Sorge. „Sollten die Zahlen der Covid-Patienten weiter rapide ansteigen, kann es notwendig werden, andere Leistungen wieder zu reduzieren“, sagt Geno-Sprecherin Karin Matiszick. Der normale Krankenhausbetrieb müsse trotz Corona so gut wie möglich weiterlaufen, sagt Oberärztin Piepel: „Es gibt immer Begleitschäden, wenn man die Versorgung in anderen Bereichen verringern muss.“ Wenn die Patientenzahlen weiter steigen und mehr Personal auf den Corona-Stationen benötigt werden sollte, würde man es dennoch nicht vermeiden können, den Betrieb in anderen Bereichen herunterzufahren. „Wenn alle Bremer Kliniken von Corona-Patienten geflutet werden, wird es wieder darum gehen, ob man planbare, nicht unbedingt notwendige Operationen absagt oder chirurgische Abteilungen schließt“, sagt Piepel. Komme es nicht zu „einer absoluten Kehrtwende“ im Infektionsgeschehen, sei dies „ein sehr wahrscheinliches Szenario“.
Schon im Frühjahr hatten die Bremer Kliniken alle planbaren Eingriffe verschoben. Sie waren damit der Aufforderung des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) gefolgt. Das Vorgehen war auch in der damaligen Bremer Corona-Verordnung geregelt. „Auch jetzt müsste eine solche Entscheidung auf Landesebene beziehungsweise in enger Abstimmung mit der senatorischen Behörde getroffen werden“, sagt Geno-Sprecherin Matiszick, „das ist eine weitreichende Entscheidung, die wir als Krankenhausverbund nicht allein treffen können.“