Zwei Wochen vor Ostern dürfen sich Liebhaber alter Kirchenmusik auf ein Konzert in der Kirche Unser Lieben Frauen freuen. Der Bremer Raths-Chor hat für sein Passionskonzert am Sonnabend, 25. März, ausgewählte Werke von Mozart und Beethoven einstudiert. Diese werden präsentiert im Wechsel mit Lesungen aus den sogenannten „Freiheitsgedanken“ von Friedrich von Schiller. Mit diesem Konzept versuche man „einen eigentlich unmöglichen Brückenschlag“, so der künstlerische Leiter Antonius Adamske in der Programmvorschau. Der Dirigent und Musikwissenschaftler leitet seit Herbst 2020 den Bremer Raths-Chor.
Für das aktuelle Passionskonzert konnte Adamske das norddeutsche Barock-Orchester „La Festa Musicale“ aus Hannover gewinnen. Als Solisten sind zudem vier professionelle Opernsänger in der Aufführung dabei: Sopran, Mezzosopran, Tenor und Bariton. Das sei auch finanzieller Kraftakt für den Raths-Chor, der als gemeinnütziger Verein wirtschaftet, erklärt Michael Werbeck vom Chorvorstand.
Kirchenmusik von Mozart und Beethoven
Auf dem Programm stehen die barocke Passionskantate „Grabmusik“ von Wolfgang Amadeus Mozart, eine Komposition für Karfreitagskonzerte in den Heiliggrabkapellen süddeutscher Kathedralen, sowie ein Satz aus „Misericordias domini“. Als besonderer Höhepunkt wird das Klarinettenkonzert „Concerto A-Dur“ von Mozart angekündigt. Dazu spielt der österreichische Musiker Ernst Schlader auf einer historischen Bassettklarinette. Von Ludwig van Beethoven folgen: „Elegischer Gesang“ als sanft klagendes Trauerlied sowie das „Opferlied“, dessen Text von Gott gegebene Freiheit erfleht. Den Schlusspunkt setzt das Mozart-Werk „Missa Solemnis“, eine kurze Messe mit Oboen, Fagott, Trompeten und Pauken. Diese Musik soll bereits direkt auf das Osterfest hinweisen, mit einem „empfindsamen“ Orgelsolo. Dabei verharrt der Chor beim „Dona nobis pacem“ bekanntermaßen nachhaltig auf der letzten Silbe.
Die Proben für das Passionskonzert seien von den Chormitgliedern in bewährter Form und mit großer Routine bewältigt worden, wie bei allen der vier bis fünf jährlichen Konzert-Projekte, berichtet Michael Werbeck. Dazu gehören die wöchentlichen Chorproben am Montag sowie jeweils ein intensives Chorwochenende.
Beim Passionskonzert am 25. März wird der Bremer Raths-Chor übrigens zusätzlich von Gästen aus dem Kammerchor „Pro Musica Bremen“ unterstützt. So werden insgesamt rund 80 Sängerinnen und Sänger ihr Bestes geben.
Rezitation aus Schiller-Texten
Die Lesung der sogenannten „Freiheitsgedanken“ von Schiller übernimmt die Schauspielerin Karin Enzler, seit 2012 festes Ensemblemitglied am Bremer Theater. Aus dem Werk „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ Friedrich Schillers liest sie Auszüge, die beschreiben wie die Menschen zu freiheitlichen Leben ertüchtigt werden können.
In der Programmankündigung betont der Bremer Raths-Chor, dass diese Schiller-Gedanken selbstverständlich einen Bezug zum aktuellen Kriegsgeschehen in der Ukraine haben. Die Idee europäischer Freiheit sei für die Musiker eine Sinnfrage innerhalb der musischen Künste. Immer wieder stelle sich der Raths-Chor in den Dienst von Völkerverständigung und Frieden. Das Passionskonzert ist deshalb auch der Ukraine gewidmet. In den vergangenen vier Jahren wurde ein Austausch mit dortigen Musikern aufgebaut. Diese Partnerschaft vertiefte sich durch verschiedene Reisen in die Stadt Odessa am Schwarzen Meer, mit gemeinsamen Konzerten und Gedenkveranstaltungen.
Spenden für Musikschule in Odessa
Zum Passionskonzert gibt es für das Publikum einen Spendenaufruf. Dieser gilt der Anschaffung eines Stromgenerators für eine Musikschule in Odessa, mit der vom Bremer Raths-Chor viele Kontakte gepflegt werden.