Heute habe ich nun doch die ersten Printen hergestellt und gleich wieder eine neue Variante probiert. Weihnachten kommt sicher, und etwas Normalität können wir alle gebrauchen. Das Arbeiten in der Konditorei fordert Konzentration. Viele kleine Arbeitsschritte sorgfältig auszuführen bedeutet auch, dass der Kopf beschäftigt ist – und das lässt die aktuellen Sorgen sonst in den Hintergrund treten.
Das war die letzten Tage allerdings schwierig. Das Bundeswirtschaftsministerium hat bestätigt, dass Konditoreien die zugesagte Wirtschaftshilfe für den November so nicht erhalten sollen. Natürlich tragen wir die Schließung mit: Die Zahlen müssen runter. Und die versprochenen 75 Prozent des Vorjahresumsatzes haben Zuversicht gegeben, auch den zweiten Lockdown zu überstehen. Nun aber sind die Details bekannt: Die Konditoren mit den Cafés sind nicht dabei. Da kommt mir das berühmte „Kleingedruckte“ in den Sinn, und es passt nicht. Das bekomme ich auch mit Champagnerprinten nicht aus dem Kopf.
Ich verstehe die Entscheidung nicht, warum wir anders als Restaurants mit Lieferdienst, teilgeöffnete Hotels oder McDonalds mit Take-away und Drive-in keine Hilfe bekommen. Wir werden wegen des Außer-Haus-Verkaufs als gemischter Betrieb gesehen. Zuversicht brachte ein Telefonat mit dem Bremer Wirtschaftsressort. Denen ist bewusst, dass das nicht passt und sie werden das Thema nach Berlin tragen. Vielleicht sind der Bundeswirtschafts- und der Finanzminister zu weit weg davon, wie das wirkliche Leben aussieht. Für uns geht es um die Existenz.
Die Stadt ist leer. Wir haben nicht die Umsätze wie sonst im November. Das Café ist geschlossen. Viele Menschen genießen hier sonst ihren Kaffee, bekommen beim Anblick der Leckereien in der Auslage dann Appetit und nehmen etwas für die Familie mit nach Hause. Das fällt gerade alles weg.
Aufgezeichnet von Lisa Boekhoff .
Weitere Informationen
Konditormeister Bernard Timphus vom Café Stecker berichtete während des ersten Lockdowns über seine Situation in der Corona-Krise. Jetzt erscheint die Kolumne wieder in unregelmäßigen Abständen.