Es ist wieder wie im Frühjahr und doch ganz anders. Die Cafés sind erneut geschlossen. Aber diesmal geht es nicht auf den Sommer zu, sondern auf den Winter. Die Tage werden nicht heller, sondern dunkler. Das drückt auf die Stimmung. Schon der Oktober war eher mau. Bereits vor der amtlichen Schließung der Gastronomie hielten sich unsere Kunden merklich zurück. Die Innenstadt ist wieder deutlich leerer. Ein Einkaufsbummel ohne Kaffee und Kuchen ist eben deutlich unattraktiver. Aber auch da müssen wir jetzt durch.
Wir haben beschlossen, den Herbst einfach zu überspringen und direkt in die Vorweihnachtszeit zu gleiten. Was auch immer passiert, Weihnachten wird schließlich irgendwie stattfinden, und dann soll es schön sein: mit Klaben, Baseler, Spekulatius und Zimtsternen. Nur bei den Printen halte ich mich noch zurück, denn die sind äußerst aufwendig. Das ist überhaupt das grundsätzliche Problem: Welche Mengen kann ich jetzt kalkulieren? Die Zahlen aus dem Vorjahr kann ich kaum heranziehen. Wenn im schlimmsten Fall die Cafés auch im Dezember noch zubleiben müssen, wird es noch mal schwieriger. Und welche Umsätze der Onlineshop beim Weihnachtsgebäck bringt, wissen wir noch nicht.
Im Frühjahr hat es uns kurz vor Ostern erwischt, aber da waren alle Eier und Hasen schon produziert. Da habe ich mir Sorgen gemacht, ob ich die Ware noch verkaufe. Jetzt mache ich mir Sorgen, wie viel Saisonware gemacht werden kann. Dieses Jahr lässt wirklich nichts aus.
Aufgezeichnet von Timo Thalmann
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Konditormeister Bernard Timphus vom Café Stecker berichtete während des ersten Lockdowns über seine Situation in der Coronakrise. Jetzt erscheint die Kolumne wieder in unregelmäßigen Abständen.