Von 232 Intensivbetten im Land Bremen sind zum Stichtag 16. November 184 belegt. Davon entfallen 35 auf Patienten mit Covid-19, von denen 26 aktuell beatmet werden müssen. Diesen Stand der Corona-Pandemie in den Kliniken beschreibt Lukas Fuhrmann, Sprecher der Gesundheitssenatorin, als „angespannt, aber beherrschbar“. Die Auslastung der Intensivbetten liege insgesamt bei rund knapp 80 Prozent, was ziemlich genau dem langjährigen Durchschnittswert von Deutschland entspreche. „Damit haben wir ausreichend Kapazitäten für unvorhergesehene Notfälle vom Autounfall bis zum Herzinfarkt“, versichert Fuhrmann.
Derzeit muss in Bremen auch kein Arzt oder Krankenpfleger mit einer Infektion auf einer Isolierstation weiterarbeiten, wie es Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) jüngst vorgeschlagen hat, falls Engpässe beim Klinikpersonal auftreten. In den vier Standorten des kommunalen Klinikverbundes Gesundheit Nord (Geno) sind nach Angaben von Sprecherin Karen Matiszick derzeit rund 30 Angestellte infiziert – von insgesamt rund 8000 Beschäftigten. „Sie sind zu Hause und werden nicht eingesetzt.“ Im Rotes-Kreuz-Krankenhaus sind ein Arzt und sieben Pflegefachkräfte positiv getestet, auch sie sind in häuslicher Quarantäne.
Die Bremer Kliniken haben in den zurückliegenden Monaten einige Anstrengungen unternommen, um die jetzigen Kapazitäten vorhalten zu können. Vor Pandemie-Beginn im März lag die Zahl der Intensivbetten in Bremen bei 162. Durch die seitdem zusätzlich entstandenen 70 Betten kann das Land jetzt einen Puffer vorweisen. Um diesen jederzeit zu erhalten, werden Corona-Patienten aus Bremen auch ins weniger belastete Umland verlegt, falls es eng wird – so geschehen in der zweiten Novemberwoche.
Rund elf Prozent der Corona-Infizierten erkranken laut Robert Koch-Institut so schwer, dass sie ins Krankenhaus kommen – in Bremen sind das aktuell 178 Menschen. Davon wiederum müssen statistisch rund acht Prozent intensivmedizinisch behandelt werden. Weil die Behandlung einer Corona-Infektion im Krankenhaus im Falle eines schweren Verlaufs aber im Schnitt erst nach acht bis 14 Tagen notwendig wird, spiegeln die aktuellen Patientenzahlen in den Kliniken das Infektionsgeschehen von Anfang November wieder.
Zahl der verfügbaren Intensivbetten weiter erhöhen
Noch mindestens eine weitere Woche rechnen die Verantwortlichen im Gesundheitsressort daher mit steigenden Zahlen von Corona-Patienten in den Krankenhäusern. Auch danach wird es laut Fuhrmann mutmaßlich keine Entspannung geben, sondern ein gleichbleibend hohes Niveau, analog zu den derzeit auf hohem Niveau stagnierenden Infektionsraten.
Vor diesem Hintergrund liegen weitere Pläne in der Schublade, die Zahl der verfügbaren Intensivbetten zu erhöhen. „Die Pandemie war auch im Sommer für uns nie verschwunden“, sagt Geno-Sprecherin Matiszick. Die Zeit habe man beispielsweise genutzt, um Personal von regulären Stationen für die Arbeit auf Intensivstationen fortzubilden. Auch in der Verwaltung der Geno arbeite eine Reihe von medizinisch ausgebildeten Angestellten, die im Ernstfall einsetzbar wären.
Räumlich und materiell gebe es keine Probleme. Eine weitere Möglichkeit: Wie im Frühjahr könnte man planbare, medizinisch weniger akute Operationen erneut verschieben, um Personal zu entlasten. „Dafür braucht es aber Entscheidungen der Gesundheitspolitik“, sagt Matiszick. Das bedeutet für die Kliniken Einnahmeverluste, weswegen Ausgleichszahlungen gefordert werden, so wie sie im Frühjahr schon einmal geleistet wurden. Auf politischer Ebene hat sich Bremen laut Fuhrmann gemeinsam mit weiteren Bundesländern bei Gesprächen mit dem Bund am Wochenende dafür eingesetzt. „Auch wenn Verschiebungen sogenannter elektiver Operationen akut nicht notwendig sind, hätten wir dieses Instrument doch gerne in der Hand, wenn sich die Situation zuspitzt.“
Gearbeitet wird auch am sogenannten Kleeblatt-Konzept. Dabei sollen Corona-Patienten innerhalb der fünf norddeutschen Länder Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern schnell verteilt werden, wenn ein Engpass droht. Derzeit werde abgestimmt, ab wann diese Möglichkeit bestehen soll. Im Gespräch ist eine Stufe „gelb“, wenn in einem Land noch zehn Prozent der Intensivbetten frei sind – und eine Stufe „rot“, wenn nur fünf Prozent bereitstehen.
Pflegekräfte gesucht
Betten und Beatmungsgeräte sind kurzfristig kein Problem. Der Engpass in der Pflege ist fehlendes Personal. Deswegen unterstützt das Land Bremen die Plattform www.pflegereserve.de. Ausgebildete Pflegefach- und Pflegehilfskräfte, die zum Beispiel aktuell in anderen Berufen arbeiten und Zeit haben, in den Kliniken zu unterstützen, sind aufgefordert, sich dort zu melden. Aktuelle Betreiberin der Webseite ist die Bertelsmann-Stiftung. Ab Januar 2021 wird die Plattform von der Bundespflegekammer im Auftrag der Bundesregierung übernommen und fortgeführt.