Wo seit vergangenem Freitag in der Öffentlichkeit Maske getragen werden muss und wo nicht, ist für Bremerinnen und Bremer nicht so einfach ersichtlich. Eine Übersichtskarte fehlt bislang, auch bei den anderen Regeln ist es vor allem für Einwohner ohne Deutschkenntnisse schwierig, Informationen zu bekommen. Der Senat hatte die Maskenpflicht vor einer Woche für Gebiete beschlossen, in denen sich viele Menschen begegnen – in der Corona-Verordnung abgesehen von Wochenmärkten aber keine konkreten Orte angegeben.
Am Dienstag wurde die Pflicht auf den Bahnhofsplatz ausgeweitet, was bekannt wurde, weil die Mitarbeiter des Ordnungsamts dort Masken verteilten. Informationstafeln aufzustellen, sei innerhalb der Kürze der Zeit und aus logistischen Gründen nicht möglich gewesen, hatte das Innenressort mitgeteilt.
An diesem Freitag werden laut Karen Stroink, Sprecherin von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), die weiteren Flächen im Stadtgebiet bekannt gegeben, auf denen bis auf Weiteres von Samstag an Mund- und Nasen-Schutz getragen werden muss. In der vergangenen Woche seien die Gebiete bestimmt und abgrenzt worden. Beschildert werden sollen sie vorerst nicht. Die Maskenpflicht wird sich auf bestimmte Zeiträume beschränken. Das ist zum Beispiel in Hamburg genauso, dort sorgen unterschiedliche zeitliche Regeln etwa für Straßen und Plätze in Altona, St. Pauli und St. Georg für Verwirrung.
In Bremen wird die geänderte Allgemeinverfügung zur Maskenpflicht wie alle Verordnungen und Entscheidungen des Senats über das zentrale Corona-Informationsportal der Stadt im Internet veröffentlicht, die Homepage www.bremen.de. Dort sind die aktuell geltenden Regeln auch in vereinfachter Sprache sowie auf Englisch oder Türkisch verfügbar. Wer hingegen Arabisch oder Bulgarisch spricht, findet veraltete Verordnungen vom August. „Da müssen wir nachbessern, die Seite soll aktuell sein“, sagt Regierungssprecher Christian Dohle. Teilweise änderten sich die Regeln so schnell, dass man mit der Aktualisierung schlicht nicht hinterherkomme.
Wo der Senat ebenfalls nachbessern will, ist bei der Kommunikation mit jungen Menschen. In den vergangenen Wochen hat sich das Virus vor allem innerhalb der Altersgruppe der 19- bis 35-Jährigen verbreitet. Sie sollen deshalb besonders an ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, vor allem gegenüber den älteren Risikogruppen, erinnert werden.
Die Gesundheitsbehörde und das Wirtschaftsressort haben am Donnerstag eine Social-Media-Kampagne gestartet. Fünf regionale Influencer werben in den sozialen Netzwerken dafür, Abstand zu halten und Maske zu tragen. An alle Bremer Haushalte gerichtet gewesen war im Sommer eine Flugblattkampagne mit den „AHA-Regeln“ in zehn verschiedenen Sprachen. Eine Neuauflage sei derzeit nicht in Planung, erklärte Lukas Fuhrmann, Sprecher des Gesundheitsressorts.
„Kommunikation der 90er-Jahre“
Claas Rohmeyer hält die Informationspolitik der Regierung, die sich direkt an die Menschen richtet, für ausbaubar. „Der Senat kommuniziert mit den Bürgern wie in den 90er-Jahren“, sagt der medienpolitische Sprecher der CDU-Fraktion. „Über die sozialen Medien kommt im Moment wenig, oft sind es Links zu Medienberichten. Instagram fand lange gar nicht statt. Das macht die Bundesregierung besser, die viel mit Sharepics arbeitet.“
Darunter versteht man Bilder mit einem kurzen, aussagekräftigen Zitat. Was Rohmeyer ebenfalls bemängelt, sind fehlende Erklärungen. „Man muss den Menschen sagen, was passiert, was die Regeln bedeuten“, sagt er. Im Frühjahr sei das noch geschehen, inzwischen habe sich die direkte Kommunikation der Stadt mit den Bürgern verschlechtert.
Regierungssprecher Dohle verweist darauf, dass ein wichtiger Teil der Information und Aufklärung der Bremer dort stattfinde, wo sie sich aufhalten. „Die Mitarbeiter des Ordnungsamts sind verstärkt in der Stadt unterwegs und weisen auf die Regeln hin“, sagt er. „Wir holen die Menschen da ab, wo sie sind.“ Auch in den Dienststellen der Behörden würde aufgeklärt, über die einzelnen Internetauftritte der Ressorts und deren Accounts in den sozialen Medien ebenso. „Wir erreichen die Mehrzahl der Menschen nicht über eine Homepage, sondern auf den anderen Wegen“, sagt Dohle.
Das Innenressort hält die Kontrollen für wirksam: Inzwischen gebe es deutlich weniger Menschen, die ohne Maske in Bus oder Bahn unterwegs seien als kurz nach dem Start der Tragepflicht, sagt Sprecherin Karen Stroink. „Auch bei den ersten Überprüfungen der Sperrstunde gab es nur wenige Auffälligkeiten.“ Die Präsenz der Kontrolleure trage auch dazu bei, dass alle, die sich an die Regeln hielten, beruhigt sein könnten. Die Kontrollen vermittelten den Eindruck: Es passt jemand auf.