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150 Jahre Ehrenamt Dänische Dauerkonsuln in Bremen

Die Bremer Kaufmannsfamilie Bachmann/Dubbers stellt seit 1868 ununterbrochen die Honorarkonsuln des Königreichs Dänemark. Unter ihnen Rita Dubbers-Albrecht, die erste Konsulin überhaupt in Bremen.
15.10.2018, 21:55 Uhr
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Dänische Dauerkonsuln in Bremen
Von Justus Randt

Vor 150 Jahren, als der Bremer Kaufmann Eduard Dubbers „von der königlichen Hand“ Christians als Konsul Dänemarks in Bremen bestallt wurde, hat man noch großen Wert auf Etikette gelegt. Ein mit einer Farbtafel illustriertes „Règlement“ zeigte dem Ehrenamtsinhaber, wie er bei offiziellen und erst recht besonderen Anlässen auszusehen hatte: Zur engen Hose war die reich mit Tressen und herausragenden Epauletten verzierte Jacke ein Muss – dazu der Chapeau, eine schiffchenförmige Kopfbedeckung mit rot-weißer Kokarde. Der Urenkel von Dubbers, der ebenfalls Eduard heißt und der fünfte dänische Honorarkonsul in der Familie ist, hat es da leichter: Auch wenn das Konsulatsjubiläum zweifelsohne ein besonderer Anlass ist, muss er nur an seinen Ritterorden 1. Grades des Dannebrog-Ordens denken.

Erstens sind schließlich viele, viele Jahre vergangen, und zweitens: „Die Dänen sind sehr unprätentiös“, sagt Eduard Dubbers-Albrecht. Den Orden wird er am Donnerstag tragen, wenn Ihre Königliche Hoheit Benedikte zu Dänemark, Schwester von Königin Margrethe II., vormittags von Bürgermeister Carsten Sieling im Rathaus empfangen wird, um sich in das Goldene Buch der Stadt einzutragen.

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Die Prinzessin ist Schirmherrin der Sonderausstellung „Hans Christian Andersen. Poet mit Feder und Schere“, die von Sonnabend, 20. Oktober, bis zum 24. Februar 2019 in der Kunsthalle zu sehen sein wird. Laut Kunsthalle die „größte Präsentation“ Hans Christian Andersens als bildender Künstler, „die jemals in Deutschland gezeigt wurde“. Donnerstagabend wird Prinzessin Benedikte zur „feierlichen Voreröffnung“ erwartet.

Eduard Dubbers-Albrecht, der selbst kein Dänisch spricht und wie die meisten Zeitgenossen Andersen bisher eher als Märchenerzähler kennt, muss ein bisschen nachdenken. Die Kindheit liegt einige Zeit zurück, und die Kinder des 60-Jährigen sind auch dem Vorlesealter entwachsen. Sein Andersen-Favorit, erinnert er sich, war das „Das hässliche Entlein“.

Nach dem Urgroßvater setzte sich die Reihe der Konsul-Vorfahren wie folgt fort: Großvater, August Dubbers, hatte das Ehrenamt von 1910 bis 1954 inne, dessen Neffe Eduard Nebelthau war von 1954 bis 1971 Honorarkonsul, schließlich folgte seine Mutter, Rita Dubbers-Albrecht. Wie die männlichen Vorfahren stand die Kauffrau im Hauptberuf an der Spitze des Speditions- und Handelsbetriebes J. H. Bachmann. Sie war nicht nur die erste Konsulin in Bremen, sondern – nach bis dahin gerade zwei weiblichen Gesandten – auch die erste von Dänemark ernannte. Im Jahr 2000 übernahm ihr Sohn Eduard Amssitz und -siegel an der Konsulatsadresse.

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An der Schlachte 15-18 ist die Vertretung auch heute noch im 1913 errichteten Bachmann'schen Kontorhaus zu finden. Die Firma ist längst verkauft, der Konsul heute einer der Inhaber und Geschäftsführer des international ausgerichteten Bremer Unternehmens Ipsen Logistics mit Sitz in der Faulenstraße. Aber das Konsulatsschild prangt unverändert über der Tür.

Berufskonsuln hat es in Bremen noch nie gegeben

Unterm Dach ist regelmäßig – seit 1970 – Anny Knudsen anzutreffen, die erste Ansprechpartnerin für „mehrere Tausend Dänen im Amtsbezirk, dem Bundesland“, wie der Konsul schätzt. „Wir sagen zwar Konsul, sind aber alle Ehrenamtliche, Berufskonsuln hat es in Bremen nie gegeben“, sagt Dubbers-Albrecht. Derzeit zählt das hiesige Konsular-Korps 41 Mitglieder. Älter als Dänemarks Vertretung, die auf das Ende des 18. Jahrhunderts zurückgeht, dürfte nur das britische Konsulat sein. Aber nicht viel.

Auf dem Dach ist zuweilen der Dannebrog, die dänische Flagge, zu sehen. „Immer zum Geburtstag der Königin, am 16. April, am dänischen Nationalfeiertag, dem 5. Juni, und wenn ich es möchte“, sagt Eduard Dubbers-Albrecht. „Zum Beispiel, wenn der dänische Botschafter Friis Arne Petersen kommt, was etwa zweimal im Jahr der Fall ist.“ Im Bachmann-Haus hat mittlerweile der dänische Logistiker DSV seine deutsche Seefracht-Zentrale eingerichtet. „Die haben natürlich nichts dagegen, wenn ab und an geflaggt wird.“

Dänische Staatsbürger können sich konsularisch vertreten lassen, wenn sie ihren Ausweis verloren haben, auch Reisepässe können nach wie vor in Bremen beantragt werden. „Letztlich ist das aber Aufgabe der Botschaft in Berlin, wir haben gar nicht die Möglichkeit, die neuen, mit biometrischen Merkmalen versehenen Dokumente herzustellen.“ Wie viele Dänen in Bremen leben, wisse er nicht. Wer sich nicht in der Community, etwa der Deutsch-Dänischen Gesellschaft, engagiere, falle nicht auf. Und die Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union mache eine Registrierung vielfach überflüssig.

Dänische Interessen sollen spürbar gemacht werden

„Unsere Hauptaufgabe sehen wir darin, Dänemark in Bremen zu vertreten, dänische Interessen in politischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht spürbar zu machen“, ist auf der Konsulats-Homepage nachzulesen. Eduard Dubbers-Albrecht verrät einen wichtigen Zusatz: „Wir versuchen immer auch, Bremen für Dänemark interessant erscheinen zu lassen.“

Eine 30 Mitglieder große Delegation von Politikern und Wirtschaftsvertretern aus Bremen war zum Beispiel im vergangenen Jahr in Kopenhagen und brachte Eindrücke von der dort fortgeschrittenen Digitalisierung mit. Eduard Dubbers-Albrecht freut sich über den Nachhall, den die Visite gehabt habe – „und dass wir als Konsulat mit den Anstoß zu dieser Reise geben konnten“.

Wirtschaftlich zähle die Beteiligung der Maersk-Reederei am North Sea Terminal (NTB) in Bremerhaven zu einem der herausragenden deutsch-dänischen Ereignisse in Bremen, sagt der Honorarkonsul. Zugleich sei es eine Ausnahme. Auf kulturellem Gebiet gelingt es offenbar besonders gut, Dänemark für Bremen zu interessieren: Kurz nach der Andersen-Ausstellung wird am 26. Oktober im Wagenfeld-Haus die Ausstellung „Einfach. Gut. Design aus Dänemark“ eröffnet. 2016 gab es schon einmal einen schönen Erfolg, als es zum Austausch mit dem Paula-Modersohn-Becker-Museum kam und Bilder von Per Kirkeby in der Böttcherstraße zu sehen waren.

In Kopenhagen war der Konsul zuletzt vor ein paar Jahren als einer von rund 400: „Die Honorakonsuln werden alle regelmäßig eingeladen und vom Königshaus empfangen.“ Sein Geschäftspartner bei Ipsen-Logistics übrigens, Hans-Christian Specht, ist Honorarkonsul von Norwegen. „Lustig, dass wir halb Skandinavien vertreten.“

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