Fix ging's in diesem Jahr, so fix, dass Anja Fürst vor Überraschung nur die Hälfte mitbekam. Das Wichtigste hatte sie aber dann doch verstanden, nachdem die Delegation, angeführt von Bürgerschaftspräsident Christian Weber (SPD), weitergezogen war: Ihr Stand „Fürstliche Spezialitäten“ auf dem Liebfrauenkirchhof darf sich bis zum Ende des Weihnachtsmarkts am 23. Dezember mit der Urkunde schmücken, die ihn als allerschönsten der insgesamt rund 300 rund um den Marktplatz ausweisen.
„War das wirklich Christian Weber, der mir gratuliert hat? Ist mir in der Aufregung gar nicht aufgefallen“, sagt sie. Und schiebt hinterher: „Ich brauche erst mal 'nen Schnaps, glaube ich. Ach, ich freue mich so. Ich bin ganz gerührt.“ Seit den 80er-Jahren ist es gute Bremer Tradition, dass sich eine Jury in der ersten Marktwoche einen Überblick verschafft, mehr oder weniger heimlich Fotos an den in Frage kommenden Ständen schießt und dann in Webers Büro berät, wer die Urkunden und Pakete mit Bremer Leckereien bekommen soll.
In diesem Jahr zum ersten Mal auf dem Weihnachtsmarkt
In diesem Jahr bildeten neben Weber Marita Wessel-Niepel, Abteilungsleiteterin für Marktangelegenheiten beim Wirtschaftssenator, Frank Reimers von der Wirtschaftsförderung, Karsten Nowak von der Handelskammer und St.-Petri-Pastorin Ingrid Witte das Gremium. „Wir haben von hinten nach vorne sortiert. Am Ende war die Entscheidung einstimmig“, sagt Wessel-Niepel. Das Ziel der Jury war, die unter den 176 Geschenke-Stände zu finden, deren Angebot anders, ein bisschen spezieller ist.
Bei Anja Fürst gibt's Öle, Balsamicos und Gewürzmischungen. Sie verkauft sie normalerweise in der Markthalle 8, auf dem Weihnachtsmarkt in diesem Jahr zum ersten Mal. „Mein Mann hat die Bude Brett für Brett selbst aufgebaut“, erzählt sie. Die Mühe hat sich gelohnt, denn dass die Kunden das kleine, helle Holzhaus mit dem Mulchboden betreten und dort das Sortiment probieren können, lobt die Jury besonders.
Auch, dass Fürst und ihre Mitarbeiterin Manana Tabatadze inzwischen wohl kein Zellophanpapier und keine Geschenkschleifen mehr sehen können, weil sie seit Anfang November haufenweise mit beidem zugange sind, um die Öl-Essig-Kombinationen zu verpacken, kommt gut an. „Wir machen es den Kunden einfach“, sagt die Chefin. „Sie müssen unsere Geschenke nur noch mitnehmen und haben dann etwas, womit sie anderen oder sich selbst eine Freude machen können.“
Nichts gegen die Traditionsteilnehmer unter den Bremer Weihnachtsmarkt-Beschickern, aber in diesem Jahr machen die Newcomer das Rennen. Auch die Plätze zwei und drei gingen an Buden, die erst seit kurzem dabei sind: die Filz- und Wollsachen von Steffen Müller gegenüber der Bürgerschaft zum zweiten Mal und die Holzspielzeuge von Fabian Polaschke zwischen Dom und Rathaus zum ersten Mal.
„Faszinierend, was man aus Holz alles machen kann“, staunte die Jury angesichts der filigranen und zum Teil mit Zahnrädern und Riemen angetriebenen Autos und Flugzeuge. Andrea Kruse, die am Wollstand aus Köln die Ehrung entgegennimmt, gibt das Bremer Lob gleich zurück: „Die Gemeinschaft hier auf dem Markt ist einfach toll. Egal was ist, alle helfen sich hier“, sagt sie.