Als bunte Welt aus rasantem Fahrspaß, Partyzelten und Imbiss-Buden lockt der Bremer Freimarkt jedes Jahr ein Millionenpublikum auf die Bürgerweide. Für 17 Tage ist dies auch die größte Singlebörse der Stadt. Diverse Festzelte und die Halle 7 bieten reichlich Gelegenheiten, sich ineinander zu vergucken. Davon berichten viele Paare, die sich nach einem Aufruf beim WESER-KURIER gemeldet haben. Einige Leser haben auf dem Freimarkt sogar den Mann oder die Frau fürs Leben gefunden.
Ischa Hochzeit!
Beatrice Stedtnitz-Frommer und Wolfgang Stedtnitz lernten sich 2004 auf dem Freimarkt kennen. Wenige Monate später waren sie ein festes Paar. Ein Freimarktbesuch hat deshalb jedes Jahr einen festen Platz in ihrem Terminkalender. „Unser zehnjähriges Zusammensein haben wir natürlich mit unseren Freunden auf dem Freimarkt gefeiert. Da sind einige Bierlatten über den Tisch gegangen“, berichtet Beatrice Stedtnitz-Frommer.
Die zu Beginn dieses Monats gefeierte Hochzeit stand deshalb unter dem Motto „Ischa Hochzeit!“. Die Blumengestecke waren mit kleinen Riesenrädern geschmückt, zum Nachtisch gab es Schmalzkuchen. Und auch das Datum steht ganz in der langjährigen Freimarkt-Tradition. Immer im Oktober feiert das Paar fortan auch seinen Hochzeitstag.

Beatrice Stedtnitz-Frommer und Wolfgang Stedtnitz haben sich in diesem Monat das Ja-Wort gegeben. Hier posieren sie als Ehepaar Sengstake, die von 1985 bis 1992 Werbebotschafter des Freimarkts waren.
Als besonderer Spaß für die Hochzeitsfeier kam auch eine Fotowand zum Einsatz, mit der alle Gäste einmal als Ehepaar Sengstake posieren durften. Von 1985 bis 1992 waren die Sengstakes die Gesichter des Freimarkts. Von der Bratwurstbude am Roland grüßt bis heute Herr Sengstake mit seinem markanten Zylinder
Antrag mit Lebkuchenherz
Auch bei Sabrina und Chris Dzialek ließ der Freimarkt die Herzen höherschlagen, wenn auch erst im letzten Moment. Denn im Jahr 2012 arbeiteten sie gut zwei Wochen gemeinsam auf dem Freimarkt. Aber erst am letzten Abend kamen sich die Zwei bei einem längeren Gespräch etwas näher. Amor hatte sich also Zeit gelassen, seine Pfeile zu verschießen, traf dann aber umso besser.
Denn nur zwei Tage nach dem Freimarkt folgte das erste Date. Der Spaziergang um den Werdersee fiel ins Wasser. Stattdessen ging es „in ein schwedisches Möbelhaus“, wie Sabrina Dzialek berichtet. Danach habe sich nach und nach eine feste Beziehung entwickelt.

Auch Chris und Sabrina Dzialek haben auf dem Freimarkt zueinander gefunden und sind inzwischen verheiratet.
Bis heute besucht das Paar jeden Freimarkt. Ewig in Erinnerung bleiben wird das Jahr 2014, als sich Chris Dzialek für seinen Antrag einen ganz besonderen Ort aussuchte: das Riesenrad. Doch Sabrina Dzialek brauchte einen Moment, um zu verstehen, was ihr Freund da gerade tat. „Bis zum Schluss habe ich gedacht, es ginge nur um coole Fotos“, erinnert sie sich. „Selbst als unser Freund ein riesiges Lebkuchenherz mit ‚Willst du meine Frau werden?‘ hochhielt.“
57 Jahre glückliche Ehe
Die Liebesgeschichte von Heide Moriske hat sich vor Jahrzehnten abgespielt. Im Jahr 1962 hatte Moriske zu Beginn des Freimarkts bereits einen Freund an ihrer Seite. Für einen Bummel über die Bürgerweide brachte dieser einen Bekannten mit. „Zu dritt hatten wir einen schönen Freimarktabend. Daher beschlossen wir, das zu wiederholen und verabredeten uns für den kommenden Sonnabend“, erinnert sich Moriske.
Der zweite Bummel begann aber mit Tränen. Moriskes Freund erschien nicht und ließ den Bekannten ausrichten, dass er die Beziehung beenden wolle. Schwer enttäuscht wollte Moriske direkt nach Hause, ließ sich dann aber doch zu einem Bummel überreden. Um Moriske zu trösten, kaufte der neue Bekannte ihr ein Lebkuchenherz: „Nur nicht aus Liebe weinen!“
„Zwei Jahre später haben wir geheiratet und waren 57 Jahre glücklich verheiratet“, schreibt Moriske dem WESER-KURIER. Vor zwei Jahren sei ihr Mann verstorben.
Leuchtend blonde Haare
Wenn Uwe Rosenberg an den Freimarkt 1977 denkt, kommt er noch heute ins Schwärmen. Der Grund dafür ist in vier Buchstaben beschrieben: Imke. „Ich wohnte in Bremerhaven und Imke in Bremen, sodass ich an einem Sonntagnachmittag mit dem Zug nach Bremen fuhr. Imke wartete wie verabredet am Eingang zum Lloydtunnel, den es damals noch gab. Schon von Weitem sah ich Imkes blondes langes Haar in der Sonne leuchten“, erinnert sich Rosenberg.
Im dichten Gedränge griff er Imkes Hand. Er habe sie nicht verlieren wollen, schließlich habe es noch keine Handys gegeben. „Fortan hatten wir nur noch Augen füreinander – all der Lärm, die Karussells, die Menschenmenge wurden plötzlich zur Nebensache“, berichtet Rosenberg. Den Abschiedskuss im Hauptbahnhof habe Imke natürlich bis heute nicht vergessen. Mit 41 Jahren Ehe hat diese Liebe bis heute gehalten und zwei Töchter hervorgebracht.