Es sind nicht nur die derzeitigen Gegebenheiten, die das genossenschaftliche Wohnen für viele Menschen interessant machen: Bezahlbares Wohnen ist hier kombiniert mit einem lebenslangen Wohnrecht – in unsicheren Zeiten klingt das verheißungsvoll. Auf dem dritten Bremer Genossenschaftstag wird am Freitag, 2. September, im Bremer Gewerkschaftshaus deshalb auch festgestellt: „Mehr genossenschaftlichen Wohnraum braucht die Stadt“.
Veranstalter des Genossenschaftstages sind die Stadtteilgenossenschaft Hulsberg und der DGB Kreis Bremen. Peter Bargfrede aus dem Vorstand der Stadtteilgenossenschaft sagt: „In Bremen sind Wohnungsgenossenschaften im Vergleich eher unterentwickelt. Nach unserer Gründung haben wir aber etwas angestoßen, sodass sich auch andere Genossenschaften gegründet haben“. Die Genossenschaft „Karl – solidarisch bauen und wohnen“ gehöre etwa dazu, die derzeit in der Friedrich-Karl-Straße ein Gebäude baut. „Da sind wir Vorbild und Impulsgeber für die Stadtentwicklung. Und unser Praxismodell ist Casa Colorida.“ Dieses Praxismodell entsteht gerade im Klimaquartier Ellener Hof in Osterholz – 26 Wohnungen werden dort gerade errichtet. „Wir wollen mit dem Genossenschaftstag nicht nur die interessierte Öffentlichkeit informieren, sondern auch die politische Verantwortlichen dazu bringen, den genossenschaftlichen Wohnungsbau stärker zu fördern. Denn das genossenschaftliche Wohnbauprogramm reicht nicht aus“, meint Peter Bargfrede.
Schwerpunkt: Kooperation
Das Schwerpunktthema des Genossenschaftstages in diesem Jahr lautet „Kooperation“. So wird – nach einem Grußwort von Senatorin Maike Schaefer der Geschäftsführer der „Wohnungsgenossenschaft Am Beutelweg Trier“ (Wogebe) berichten. Herbert Schacherer erzählt dann von Kooperationen zwischen Wohnungsgenossenschaften und Kommunen.
Aus München wird Christian Stupka berichten – nach Peter Bargfrede ein „Genossenschaftspionier“. „Er hat eine genossenschaftliche Immobilienagentur gegründet, darüber können Kontakte zu Hauseigentümern oder eben auch zu Genossenschaften hergestellt werden, falls ein privates Haus zu genossenschaftlichem Wohnraum werden soll“, so Bargfrede. Er berichtet demnach über die Genossenschaftliche Immobilienagentur München, die derzeit 36 Münchener Wohnungsunternehmen zusammenschließt. Und er berichtet über die in München ansässige und von Genossenschaften gegründete Stiftung „Daheim im Viertel“, in die zum Beispiel Gebäude eingebracht werden können. Anschließend wird dann eine Genossenschaft von der Stiftung mit der Wohnungsbelegung und der Bewirtschaftung betraut.
Anmeldung zu Vorträgen
Von der Bremer Verbrauchergenossenschaft „Benergie“ spricht Florian Schulz über die Kooperation zwischen Energie- und Wohnungsgenossenschaften am Beispiel des Wohnprojekts Casa Colorida und Burghard Flieger, Genossenschaftsexperte aus Freiburg, referiert über „Dachgenossenschaften – ein Modell zur Unterstützung kleinerer Wohnprojekte?“. Für diese Vorträge ist es übrigens unabdingbar, sich vorher anzumelden, die abendliche Gesprächsrunde ist dagegen öffentlich. „Wie könnte der genossenschaftliche Wohnungsbau in Bremen an Fahrt gewinnen?“ fragen sich dann Ernesto Harder vom DGB und die wohnungspolitischen Sprecherinnen und Sprecher von CDU, SPD, Grünen, Die Linke und FDP.
„Wir sind darauf angewiesen, woanders hinzuschauen“, sagt dann auch Iris Bockermann von der Stadtteilgenossenschaft Hulsberg. „Überall gibt es Unterstützungsstrukturen, doch in Bremen fehlen die dahinterstehenden Instrumente.“