Im Siemenshochhaus ist es angenehm kühl. Vom 14. Stock aus fällt der Blick weit auf Bremen. Der Rekordsommer ist von dort oben nur zu erahnen. "Die Hitzeperiode ist für Landwirte eine anhaltende Trockenperiode", sagt Staatsrat Ronny Meyer. Stellvertretend für den Senator für Umwelt, Bau und Verkehr hat Meyer Vertreter der Landwirtschaft zu einem Krisengespräch geladen und mit ihnen über Mittel gegen die Dürre gesprochen.
Die Hitze stelle eine wirtschaftliche Belastung für sie dar – manche Bauern hätten Ernteverluste von bis zu 40 Prozent vermeldet. Um ihr Vieh zu ernähren, müssten sie Futtermittel für den Winter hinzukaufen. "Auch Milchbauern haben mit geringeren Erträgen zu kämpfen, aber der Markt regelt das nicht, weil die Preise nicht ansteigen."
Harje Kaemena ist Milchbauer. Mit seiner Familie betreibt er den Bio-Milchhof Kaemena im Blockland. "Die Probleme und die Schadenshöhen sind von Bauer zu Bauer sehr unterschiedlich", sagt er. Finanzielle Unterstützung allein helfe jedoch nicht, denn: "Geld kann man nicht verfüttern."
Im Gespräch habe nicht endgültig geklärt werden können, welche Hilfsleistungen die Bauern benötigten, sagt Meyer. Ob es mehr als finanzielle Unterstützung sein muss, würde sich zeigen. Fest stehe jedoch, dass die Bauern Futter für ihr Vieh brauchen. Viele Bauern hätten begonnen, ihr Vieh zu verkaufen, sagt Frank Imhoff, ebenfalls Landwirt und zudem Sprecher für Umwelt und Landwirtschaft der CDU-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft.
Dieser Verlust müsste irgendwann wieder aufgestockt werden, was die Landwirte dann finanziell unter Druck setze. Der Norden Deutschlands sei von der Dürre stärker betroffen als etwa Bayern. "Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, um die Tiere satt zu kriegen." Der Präsident der Landwirtschaftskammer, Ralf Hagens, stimmt ihm zu: "Es gibt Ausfälle in allen Bereichen. Ob Mais oder Gras – Futter ist Mangelware."
Meyer: Hitzeperiode ist kein Zufall
Das vergangene Jahr sei auch schon schlecht verlaufen, sagt Meyer. Nach der Milchkrise seien die Bauern von der anhaltenden Hitze besonders stark betroffen. Die vergangenen Jahre hätten die Liquiditätsreserven aufgebraucht, sodass die Bauern auf staatliche Hilfe angewiesen seien. "Im Mittelalter würden wir von einer gefährlichen Krise sprechen." Die Lebensmittelpreise in Deutschland seien historisch niedrig. Wenn die Bundesregierung den nationalen Notstand verhängt, würde die Hälfte der finanziellen Hilfen aus Bundesmitteln erstattet werden, die andere Hälfte müssten die Länder übernehmen.
"Wenn es von der Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) kein Geld gibt, muss Bremen seinen Bauern helfen", fordert Imhoff. Dazu müssten die Landwirte jedoch konkrete Zahlen vorlegen, um ihre Schäden zu dokumentieren. Meyer sieht die diesjährige Hitzeperiode nicht als Zufall an: "Ich bin fest überzeugt, dass die Wahrscheinlichkeit solcher Hitzewellen in den kommenden Jahren steigen wird."