Klare Kante zu zeigen und einen Null-Toleranz-Kurs zu fahren, diese Strategie hat die Polizei-Direktion Mitte/Süd im vergangenen Jahr erfolgreich gefahren. Dementsprechend erfreuliche Ergebnisse konnten jetzt Abteilungsleiter Derk Dreyer und sein Team Svenja Beckendorf, Leiterin der Bereiche Innenstadt und Steintor sowie der für die Neustadt und den gesamten Süden zuständige Axel Schröder bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2018 vorlegen. Generell wurden im vergangenen Jahr insgesamt 24.222 Straftaten registriert. Das entspricht einem Rückgang um 1 455 Fälle oder 5,67 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zwar sind die Körperverletzungsdelikte auch auf der Discomeile einschließlich des Bahnhofsumfeldes um 20,32 Prozent zurückgegangen, im Viertel ist ein Rückgang um 13,08 Prozent zu verzeichnen.
Doch auch wenn die Körperverletzungsdelikte im Bereich Mitte/Süd erstmals seit vier Jahren im Vergleich zum Vorjahr (um 15,9 Prozent auf insgesamt 2 428 Taten) gesunken sind, bleiben die Discomeile einschließlich des Bahnhofsumfeldes sowie das Viertel weiterhin Brennpunkte. Hier käme es oftmals, bedingt durch erheblichen Alkoholkonsum, zu nächtlichen körperlichen Auseinandersetzungen aus nichtigem Anlass, analysierte Svenja Beckendorf.
Erschwerend hinzu käme, dass auch gegenüber Polizeibeamtinnen und -beamten zunehmend Gewalt ausgeübt werde. Zumal die Verstöße nach dem Betäubungsmittelgesetz besonders in der Innenstadt erneut angestiegen sind. Leider sei die Gewaltkriminalität im Straßendeal unverändert hoch, das betreffe besonders die Hot Spots wie Sielwallkreuzung, Ziegenmarkt und Helenenstraße. Wegen gewerbsmäßigen Straßendeals liefen zurzeit zwölf Verfahren, drei Haftbefehle seien inzwischen erwirkt worden. Da gelte es dran zu bleiben, betonte das Leitungsteam der Polizei-Direktion Mitte/Süd unisono.
Freie Kop-Stellen sollen besetzt werden
Gut eingespielt hätten sich inzwischen die konzertierten Aktionen von Schutz- und Kriminalpolizei und zivilem Einsatzdienst im Verbund mit Netzwerk-Partnern anderer Behörden. Und das trotz immer noch geringer Personalstärke bei der Polizei. Allerdings sollen wohl im Laufe des Jahres 2019 die freien Kop-Stellen nun doch besetzt werden. Zudem habe die intensive Präventionsarbeit, das heißt Briefing und Aufklärung potenzieller Opfer, dazu beigetragen, dementsprechende Erfolge zu erzielen.
Besonders eklatant ist der Rückgang der Delikte beim Taschendiebstahl. „Die niedrigsten Werte im Fünf-Jahresvergleich sind als Erfolg der konzertierten polizeilichen Maßnahmen zu betrachten“, bilanzierte Derk Dreyer. Im Bereich Mitte war allein ein Rückgang von 30,81 Prozent zu verzeichnen. Gegen entsprechende Delikte, die beispielsweise unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge insbesondere in den Jahren 2015/2016 begangen hätten, sei in Kooperation mit der Bundespolizei stark vorgegangen worden.
Eine entscheidende Rolle habe dabei auch die Video-Überwachung im Bahnhofsumfeld gespielt. Die Lage dürfte sich noch verbessern, wenn das neue Beleuchtungskonzept erst komplett greife. Im Segment Straßenraub wurde ebenso der niedrigste Wert im Fünf-Jahres-Vergleich erreicht.
Im Bereich von Innenstadt und Steintor gab es einen Rückgang von 18,02 Prozent. Auch hier sei sehr täterorientiert gearbeitet worden, die Halde von Anzeigen bei der Kriminalpolizei sei allerdings noch nicht abgearbeitet, so die Polizisten. Mit konzertierten Aktionen versucht die Polizei zudem, der Szene der Autoposer und der illegalen Autorennen in der Innenstadt das Handwerk zu legen. Brennpunkte sind auch hier die Discomeile, aber auch die Schlachte und die Martinistraße. Zuletzt sei jemand erwischt worden, der mit 137 Stundenkilometern durch die Innenstadt heizte, sagten die Polizisten.
Mithilfe von Bürgerinnen und Bürgern gefragt
In diesem und einem weiteren Fall seien Fahrzeuge beschlagnahmt und Führerscheine entzogen worden. In Kombination mit hohen Haftstrafen habe das die größtmögliche abschreckende Wirkung, so Dreyer. Er räumte aber auch ein, dass die Szene besonders in den Nächten am Wochenende aktiv ist, wenn die Polizei sowieso schon mehr als genug zu tun hat.
„Wir sind auch auf die Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger angewiesen, die uns benachrichtigen, das Kennzeichen notieren oder vielleicht sogar auch Videos von der Tat als Beweismittel drehen“, so Svenja Beckendorf.
Konzertierte Aktionen fuhr die Polizei zudem bei der Kontrolle von Shisha-Bars, Teestuben und Bars. Oberstes Ziel dabei: Gäste und auch Mitarbeiter gerade der Shisha-Bars vor Vergiftungen durch erhöhte CO-Werte zu schützen, wenn beispielsweise Lüftungsanlagen nicht eingeschaltet sind.
Natürlich geht es dabei auch um Jugendschutz und um die Kontrolle von Fluchtwegen. „Es ist erschreckend, dass wir nahezu bei jeder der neun behördenübergreifender Kontrollen einen Verstoß festgestellt haben“, betonte Svenja Beckendorf.
Unverschlossene Türen in der City
Demgegenüber hätte die Polizei in der City oftmals ein Kuriosum feststellen müssen. Inhaberinnen und Inhaber von Läden und Geschäften würden einfach vergessen, die Türen abzusperren. „Wenn dann einfach jemand an den Türen rüttelt, ist er erfolgreich“, schmunzelte das Leitungsteam unisono.
Hier müssten wohl die bisherigen Präventions- und Beratungsmaßnahmen noch verstärkt werden. So hat es dazu am 11. April eine Informationsveranstaltung des Präventionszentrums gegeben. Ansonsten haben die Präventionsmaßnahmen anscheinend gegriffen. Denn auch die Wohnungseinbrüche sind im Bereich Mitte um 19,08 Prozent rückläufig.
Allerdings ist im ersten Quartal 2019 wieder ein Anstieg in diesem Segment zu verzeichnen. Apropos Prävention: Ziel der Polizei ist es, künftig viele ältere Mitbürger zu persönlich aufzusuchen, um sie vor den Machenschaften des Enkel- und Handwerker-Tricks zu warnen, auch wenn das sehr personalintensiv und dementsprechend schwer realisierbar ist.
So ziemlich der einzige Ausreißer in der Kriminalstatistik: Beim Fahrraddiebstahl ist ein überproportionaler Anstieg zu verzeichnen. Im Bereich Mitte liegt der bei 70,51 Prozent. Die Polizei macht unter anderem das schöne Wetter dafür verantwortlich. Die Leute seien einfach vermehrt mit ihren Rädern draußen unterwegs gewesen. Sprunghaft sei der Anstieg gerade auch auf dem für die Täter lukrativen Feld der E-Bikes, von denen jedes zwischen 2000 und 3000 Euro koste und die sich gut verkaufen ließen.
Wie auch bei den Wohnungseinbrüchen sei zu beobachten, dass hier überregional agierende Täter ihr Unwesen trieben. Dementsprechend ist die Aufklärungsquote bei den Fahrraddiebstählen im Bereich Mitte gesunken. 685 Taten waren 2017 zu verzeichnen, die Aufklärungsquote lag bei 7,9 Prozent.
Zielerreichungsgrad verbessern
Sprunghaft angestiegen sind die Delikte 2018: 1335 Taten stehen einer Aufklärungsquote von 3,8 Prozent gegenüber. Nach einem deutlichen Rückgang im Jahr 2017 ist im Bereich Mitte im Jahr 2018 zudem wieder ein Anstieg im Bereich Einbruch/Diebstahl in und aus Kraftfahrzeugen zu verzeichnen.
In der Innenstadt war ein gerufener Streifenwagen zu 92 Prozent innerhalb von acht Minuten am Tatort. „Durch eine vermehrte Zentralisierung, die zum 1. Mai greifen soll, wollen wir diesen Zielerreichungsgrad noch verbessern“, so Schröder.