Bei dieser Hitze drängt es die Gäste eines Restaurants nach draußen. Glücklich, wer einen idyllisch angelegten Innenhof oder eine lauschige Terrasse besitzt. Beim Tano rechneten wir beim Reservieren damit, innen Platz nehmen zu müssen. Was bei diesem edlen Ambiente in schwarz-weiß nicht das Schlechteste ist. Aber es herrschten an diesem Abend eben tropische Temperaturen.
Doch als wir ankamen, saß kein Mensch im Lokal, sondern alle davor. Wir hatten gar nicht auf dem Schirm, dass die Fußgängerzone in der Pieperstraße dem Tano als Außenbereich dient. Vielleicht dachten wir nicht daran, weil diese Art, eine Außenbewirtung anzubieten, nicht immer die charmanteste ist.
Doch das Tano hat es mit einer Glasumrandung und genügend Abstand zwischen den Tischen ganz gut hinbekommen, sodass wir uns wohl fühlten. Und abends, wenn die Geschäfte geschlossen haben und selbst mitten in der Stadt Ruhe einkehrt, ist die Gefahr äußerst gering, von Passanten wie im Zoo begutachtet zu werden. Hier reguliert sich also viel von selbst.
Das Servicepersonal empfing uns freundlich, sorgte sich auch den Abend über um unser Wohlergehen und erkundigte sich – zumindest kam es so rüber – nicht nur aus Pflichtbewusstsein heraus, ob mit unseren Speisen denn alles in Ordnung gewesen ist. Rasch hatten wir eine Flasche Wasser auf dem Tisch, die mit 4,50 Euro einen beispielhaften Preis hatte.
Zusätzliche Würze
Dazu bestellten wir ein Glas Rosso Abruzzo (0,2 Liter für 6,80 Euro). Der Wein besaß ein sensationelles Bouquet, sodass es schon beim Servieren die Luft um uns herum parfümierte. Auf der Zunge handelte es sich um einen intensiven, schon fast dickflüssigen Tropfen, der kräftig nach Kirschen schmeckte.
Als Vorspeisen ließen wir vom Kellner eine Platte Rindercarpaccio (10 Euro) und eine Platte Lachscarpaccio (10 Euro) in die Mitte des Tisches stellen, von denen wir beide uns bedienten. Dazu gab es ein Körbchen mit Pizzakräuterbrot. Über beide Starter träufelten wir frische Zitrone, die bei diesen Temperaturen eine schöne Frische und zusätzliche Würze gab.
Für den Hauptgang hatten meine Begleitung und ich uns schnell geeinigt. Mein Gegenüber probierte Arrosto di Vitello (22 Euro). Die Kalbsröllchen waren zart. Doch von der Brandy-Grapefruit-Soße, die uns auf der Speisekarte geradezu ansprang, waren wir enttäuscht. Wir hatten uns eine Soße mit Schmackes, mit Würze und einem vollmundigen Aroma erhofft. Stattdessen handelte es sich eher um eine geschmacksarme Flüssigkeit, die weder den Brandy noch die Grapefruit in den Vordergrund stellte. Sie war weder herzhaft noch süß.
Mein Rumpsteak mit Waldpilzen (22,50 Euro) kam kross gebraten auf den Teller. Leider besaß es neben einer angenehmen (fast zu kleinen) Fettschicht auch eine störende Faser. Zu unseren Hauptspeisen erhielten wir einen kleinen Salat, herrlich knackiges und aromatisches Gemüse und zwei Kartoffelspältchen.
Den Abend beschlossen wir mit einem Tiramisu (5,50 Euro) und einer Panna Cotta (5 Euro). Das Tiramisu war ein luftig-leichtes Wölkchen und zerging auf der Zunge. Wir dachten, wir naschen in der Schüssel mit frisch aufgeschlagener Sahne. Klasse! Die Panna Cotta glich nicht dem sonst üblichen Gelatinetürmchen, sondern war eher eine flache, feste Schnitte, die einem Vanillepudding ähnelte, aber viel schmelzender, cremiger, ja fast schon buttrig auf der Zunge zerging. Ein einmaliges Erlebnis.
Fazit: Das Tano kann man ohne Bedenken weiterempfehlen, selbst wenn wir uns von den Hauptspeisen mehr vorgestellt hatten. Unschlagbar gerieten die Desserts.
Hostaria Tano, Pieperstraße 7, 28195 Bremen, Telefon: 04 21 / 17 83 68 15, Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag von 11 bis 22.30 Uhr, teilweise barrierefrei, Internet: www.hostaria-tano.de