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Gesundheitssenatorin prüft Verfahren Masern-Impfpflicht in Bremen rückt näher

Die Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) schließt eine Masern-Impfpflicht für Kinder in Kitas und Schulen nicht mehr kategorisch aus. Steige die derzeitige Quote nicht, sieht sie darin eine Alternative.
26.04.2019, 06:00 Uhr
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Masern-Impfpflicht in Bremen rückt näher
Von Sabine Doll

Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) schließt eine Masern-Impfpflicht für Kinder in Kitas und Schulen nicht mehr aus. „Wir prüfen derzeit, wie Eltern etwa über die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen der Kinderärzte noch besser erreicht werden könnten. Dabei geht es vor allem um die zweite Masern-Impfung, die den Schutz komplett macht. Da brauchen wir eine noch bessere Aufklärung. Steigt trotz dieser Maßnahmen die Masern-Impfquote nicht spürbar, stehe ich einer Impfpflicht positiv gegenüber“, sagt sie dem WESER-KURIER. Angesichts eines Masern-Ausbruchs Anfang März in Niedersachsen hatte die Senatorin eine Impfpflicht noch ausgeschlossen.

Die Pläne für eine bundesweite Impfpflicht werden konkreter: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will Anfang Mai Vorschläge dafür vorlegen, auch SPD-Chefin Andrea Nahles unterstützt das Vorhaben. Unter den Ländern gibt es noch keine einheitliche Position. Brandenburg und Nordrhein-Westfalen zeigten sich entschlossen, eine verpflichtende Masern-Impfung für Kinder in Kitas und Schulen einzuführen.

Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) will erst dann über eine Impfpflicht diskutieren, wenn es langfristig zu einer Verschlechterung der Situation komme, wie sie der Deutschen Presseagentur sagte. Mitte 2017 hatte die damalige Bundesregierung bereits schärfere Regeln beschlossen:

Seitdem müssen Eltern, die ihre Kinder in die Kita schicken wollen, eine verpflichtende Impfberatung nicht nur für Masern nachweisen. Fehlt dieser Nachweis, wird das Gesundheitsamt informiert.

In Bremen wird der Impfstatus von Kindern bei den Schuleingangsuntersuchungen erhoben: Laut aktuellem Landesgesundheitsbericht erhielten zum Schuljahr 2018/19 im Land Bremen 97,7 Prozent der vorgestellten Kinder die erste Masern-Impfung, aber nur 92 Prozent die zweite.

Das reicht nicht aus, um die Masern auszurotten und auch Menschen, die etwa aus Krankheitsgründen nicht geimpft werden dürfen, zu schützen. Für diese sogenannte Herdenimmunität müssen mindestens 95 Prozent in beiden Durchgängen geimpft sein.

In dem Bericht wird davor gewarnt, Masern als harmlose Kinderkrankheit zu unterschätzen. Masern seien hoch ansteckend und gefährlich, bei 20 bis 30 Prozent gebe es teilweise schwere Komplikationen, die bleibende Schäden wie Erblindung oder Gehirnschädigungen nach sich ziehen könnten.

In Bremen bewege sich die Zahl der jährlich gemeldeten Masernfälle im unteren einstelligen Bereich. Bis auf 2003: Bei einem Ausbruch in einer Waldorfschule im Bremer Umland, bei dem mehr als 150 Kinder erkrankten, wurden in Bremen 34 Fälle gemeldet.

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen, Jörg Hermann, hatte angesichts des Ausbruchs in Niedersachsen eine Impfpflicht für Kitas, Schulen und Universitäten gefordert. Auch Privateinrichtungen wie Arztpraxen müssten das Recht haben, Impfverweigerern den Zutritt zu ihren Räumen zu verwehren. „Wir sprechen von Herdenimmunität.

Diesen Teil nicht wahrzunehmen, ist so grob fahrlässig und rücksichtslos gegenüber den Mitmenschen, dass man das auch mit erheblichen Nachteilen für denjenigen, der diese Fehlentscheidung trifft, sanktionieren darf“, sagte Hermann dem ­WESER-KURIER.

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