Schon seit Ende März dominiert die Farbe Blau in einer Ausstellung der Galerie „Salle d’Exposition“ im Fedelhören. Gezeigt werden Werke von Nicolás Denino aus Mailand, in der Szene bekannt als „il ragazzo di cerchi blu“, was so viel bedeutet wie „der Junge der blauen Kreise“. Der Künstler verwendet blaue Farbe, um den ständigen Wandel in der heutigen Gesellschaft zu symbolisieren. Dabei orientiert er sich laut eigener Aussage an der Theorie der „verflüssigten Gesellschaften“ des Philosophen Zygmunt Baumann. „Blau ist für mich ein Synonym für diesen Zustand“, erklärt Nicolás Denino.
Sein Blau ist besonders leuchtend und intensiv. Denn er mischt den Farbton selbst an, indem er Ultramarin-Pigmente mit Lapislazuli-Rohpulver anreichert. So sieht man in seiner Ausstellung unter dem Titel „The Energy of Color“, die Energie der Farbe, einerseits blaue Kreise, die auf gedruckte Buchseiten aufgetragen und als Bilder eingerahmt sind, genauso wie andererseits urige Baumwurzeln, die teilweise blau eingefärbt sind.
Mit der Farbe Blau (Ultramarin) bringt Nicolás Denino die sogenannte flüssige Dimension gut zum Ausdruck. Das hat auch mit der persönlichen Geschichte des Künstlers zu tun. Er ist ein Weltbürger, geboren in Montevideo/Uruguay, kam er später von Südamerika nach Barcelona, bevor es ihn nach Italien zog. Aufgewachsen ist Denino in einer Familie von Mineralwasserproduzenten. Somit ist Blau auch die Farbe seines Lebens.
Inzwischen ist Nicolás Denino in den Bereichen Malerei, Bildhauerei, Keramik und in der Welt des Wohndesigns bekannt, durch die Zusammenarbeit mit Designfirmen sowie Atelier- und Produktionsaufenthalten in Marokko.
Vernissage mit blauen Handschuhen
Es ist nunmehr die fünfte Präsentation mit moderner Kunst, die der Verein Artemis seit einigen Jahren hier in seiner Galerie zeigt, ermöglicht durch Initiative des peruanisch-deutschen Künstlers Armand de Bussy. Er ist in Lima/Peru geboren, hat in Paris und Rom studiert und lebt seit 1995 in Bremen. Zudem verfügt er über gute Kontakte nach Venedig und möchte wie bereits 2022 jungen Bremer Künstlern auch 2024 ermöglichen, die Biennale Venedig zu erleben.
Nicolás Denino mit seinen „blauen Farbexperimenten“ hat de Bussy auf Instagram entdeckt. Dann forschte er nach, suchte den Kontakt und lud ihn nach Bremen ein. Die beiden unterhalten sich freundschaftlich auf Spanisch oder in italienischer Sprache, erzählt de Bussy. So ist es hier immerhin die erste Denino-Ausstellung in Deutschland, selbst in Berlin und München gab es bisher keine Gelegenheit, seine Werke zu sehen. Zur Ausstellungs-Eröffnung kam der Künstler erstmals einige Tage nach Bremen und sei ganz begeistert gewesen von der Hansestadt. Besonders gefalle ihm die Architektur der Bremer Häuser, sagt de Bussy.
Für die Vernissagen bei Artemis, die zumeist in einem kleinen, wetterfesten Zelt vor der Galerie „Salle d'Exposition“ veranstaltet werden, entwickelt Armand de Bussy immer wieder außergewöhnliche Ideen. „You are the Performance“ bedeutete diesmal, dass alle Gäste zum Empfang einen blauen Stoffhandschuh mit Artemis-Stempel erhielten. Das Zelt war stimmungsvoll blau beleuchtet und die Hände der Gäste wurden gefilmt. Drinnen am Klavier gab Dirk Rosenboom, eigentlich Friseurmeister im Salon Medulla im Fedelhören, mit Songs von Marlene Dietrich und Hildegard Knef sein Statement ab.
Wie de Bussy berichtet, gab es in dieser besonderen Atmosphäre anregende Gespräche und die blauen Werke von Nicolás Denino haben viele Bremer Kunstfreunde überzeugt.