Der Verein Artemis hat vergangenes Jahr seine Kunstgalerie im Fedelhören eröffnet. Von der Straße Am Dobben kommend, findet man dieses Kleinod unter dem Namen „Salle d’Exposition“ im Haus Nummer 45. Dort gab es bereits zwei viel beachtete Ausstellungen, zunächst mit Bildern des italienischen Malers Frédéric de Lucca und im Februar war die Bremerin Ilka Rautenstrauch mit Holz-Skulpturen dort zu Gast. Als drittes Thema ist ab dem 1. Juli moderne Kunst aus Peru zu sehen, ermöglicht durch die Initiative des Artemis-Mitgliedes Armand de Bussy.
Der seit 1995 in Bremen lebende freischaffende Künstler ist in Lima/Peru geboren und hat in Paris, Rom und Bremen studiert. Auf Ausstellungen in Rom, Venedig, Hamburg, Wien, Berlin und Prag wurden Werke der Ölmalerei und Fotografie gewürdigt. Zuletzt protestierte de Bussy diesen Winter in der Bremer Innenstadt mit einer blutigen Krone aus Stacheldraht auf dem Kopf gegen die Abwesenheit der Kunst während Corona.
Máro-Stil in Großformaten
Nun hat der peruanisch-deutsche Künstler großformatige Bilder des sogenannten Máro-Stils nach Bremen geholt. Es sind Gemälde mit starker Abstraktion und kraftvoller Farbigkeit. „Das Besondere ist, dass der renommierte Name Antonio Máro eine Verschmelzung von zwei Künstlern darstellt, nämlich Vater und Sohn“, erklärt de Bussy.
Es sind zwei Peruaner, die seit Jahren in Belgien leben. Seit 1972 arbeiten Antonio Ramírez Máro und Sohn Rafael Ramírez Máro bereits zusammen. Schon als Zwölfjähriger ist der Sohn bei der Entwicklung der für Máro typischen Contraplano-Schicht-Technik wesentlich beteiligt, aus der sich dann der unverwechselbare Máro-Stil entwickelte. Zumeist malen sie gemeinsam an einem einzigen großen Bild und manchmal auch jeder für sich. Die geistigen Wurzeln von Máro liegen in der präkolumbischen Kunst ihrer Heimat Peru, stark verknüpft mit der Kultur Europas. Die Máro-Gemälde hängen in Museen und Privatsammlungen auf der ganzen Welt. Vater und Sohn sind zudem übrigens begeisterte Musiker, Antonio als Klavierbegleiter und Rafael als Geiger.
Peruanische Künstler des abstrakten Expressionismus
Vater Antonio Ramírez, der ehemals auch als Mediziner in Deutschland arbeitete, studierte in den 1950er-Jahren bei Willi Baumeister in Stuttgart und wurde später in die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste aufgenommen. Schon 1978 präsentierten Vater und Sohn Máro in Meinerzhagen (Sauerland) das Werk „Inti huatana“ („Rastplatz der Sonne“), welches mit sechs mal 20 Metern mutmaßlich eines der größten Ölgemälde des 20. Jahrhunderts ist, wie in den Kunstkatalogen nachzulesen ist. Dann folgte der Auftrag zu vier großformatigen Ölbildern für das Foyer der Stadthalle in Hilden. Der endgültige Durchbruch für Máro kam in den 1980er-Jahren mit einem eigenen Pavillon auf der Biennale von São Paulo und der Biennale di Venezia.
Zwischen 2015 und 2017 erhielt Máro mit fast 90 Jahren noch den Großauftrag, für jedes Zimmer und jede Etage des Hamburger Hotels „The Fontenay“ ein Bild zu malen, insgesamt somit mehrere hundert Einzelwerke. Damit kommt auch noch eine Verbindung nach Bremen hinzu: Wie Armand de Bussy berichtet, war Klaus-Michael Kühne so begeistert von den großflächigen Máro-Kunstwerken, dass er den neuen Firmen-Stammsitz von Kühne und Nagel Logistik an der Weser damit einrichten ließ.
Vernissage am Freitag 1. Juli
Die Máro-Ausstellung im Fedelhören zeigt acht aktuelle Gemälde, jeweils Öl auf Leinwand. Dabei dominieren die Farben Blau, Gold und Rost – es sind Flecken, Streifen und Linien die sich ausdehnen zu Strukturen und verschiedenen Formen. Die Vernissage findet am Freitag, 1. Juli, ab 18.30 Uhr statt. Es spielt der Pianist und Komponist Juan Maria Solare, Tangos am Flügel. Für die Eröffnungsansprache ist Frau Dr. Alexandra Tacke, Referatsleiterin für Literatur beim Senator für Kultur, angekündigt. Als Überraschung verspricht der Initiator Armand de Bussy eine Aktion unter dem Titel „You are the Performance III“.