Neue Direktorin, neues Konzept – das lässt sich nicht bei jedem Führungswechsel im Museum sagen, im Falle der Weserburg und ihrer Direktorin Janneke de Vries trifft dieser Satz aber durchaus zu. Anfang Oktober hat die gebürtige Ostfriesin den Direktorenposten von Peter Friese übernommen. Am Freitag stellte sie offiziell ihr Zukunftskonzept für das
Museum vor, und schnell wurde klar: Es wird eine deutliche Konzeptänderung geben. „Wir wollen das Bild eines offenen Museums erschaffen und Zugänglichkeit vermitteln“, sagt die neue Direktorin erst einmal ganz allgemein. Konkret heißt das: mehr Öffnung im Fensterbereich, weniger Wände und somit größere Ausstellungsräume und eine klarere Aufteilung der Museumsebenen.
„Ich dachte lange, dass es an meiner Orientierungslosigkeit liegt, dass man in den Räumen manchmal das Gefühl hat, man geht verloren“, sagt de Vries. „Aber nein, ich habe festgestellt, dass es vielen so geht.“ Darum wird es in Zukunft eine konkretere Gliederung geben: Bestimmte Räume und Ebenen stehen für bestimmte Formate.
Auf der ersten und zweiten Ebene des Museums soll ab Ende März unter dem Motto „So wie wir sind“ eine langfristige Sammlungspräsentation stattfinden. Anders als zuvor sollen hierbei exemplarisch Arbeiten aus unterschiedlichen Sammlungen und Kontexten nach Themensetzungen und formalen Kriterien miteinander in den Dialog gebracht werden.
Das soll zum Beispiel dabei helfen, Vergangenheit und Gegenwart in Beziehung zu setzen, Weiterführungen und Brüche in unterschiedlichen Zeiträumen der Gegenwartskunst zu verdeutlichen – mit regelmäßigen Veränderungen, sodass die Ausstellung im Fluss bleibt. In den Rundgang soll außerdem ein Bibliotheksraum integriert werden, der Besucher zum Innehalten, Austausch und zu der Vertiefung des Gesehenen einladen soll.
Weitere feste Räume
Wechselausstellungen finden auf der dritten Ebene und im Dachgeschoss statt. Hier werden ab Mai 2019 gleich zwei neue Ausstellungen zu sehen sein: Zum einen eine Schau mit Arbeiten des Schweizer Künstlers André Thomkins, die sowohl aus der Sammlung Gerstner als auch aus Bremer Privatsammlungen und dem Künstlernachlass aus Zürich stammen. Zum anderen eröffnet Ende Mai die Meisterschülerausstellung der Hochschule für Künste (HfK). Diese langjährige Kooperation mit der HfK ist eine wichtige Verbindung zur Stadt, so de Vries, und diese wolle sie unbedingt erhalten.
Ende September eröffnet eine Ausstellung der amerikanischen Künstlerin Andrea Bowers, die sich mit Themen wie dem Recht auf Abtreibung, der Verbreitung von Kernwaffen, Aids oder mit MeToo auseinandersetzt, und die es laut de Vries wie kaum eine andere zeitgenössische Künstlerin schafft, politisch engagierte Werke formal-ästhetisch umzusetzen. Es wird die erste große Museumsausstellung der international renommierten Künstlerin in Deutschland sein.
Auch dem Zentrum für Künstlerpublikationen wird eine eigene, rund 260 Quadratmeter große Fläche für wechselnde Präsentationen zugewiesen. Ein weiterer fester Raum soll den unterschiedlichen Vermittlungsprojekten des Museums dauerhaft zur Verfügung stehen. Das soll bisherige Partnerschaften mit dem Kek Kindermuseum, Quartier, der Schuloffensive und weitere Kooperationen stärken und eine langfristigere Planung für die Beteiligten möglich machen.