Alice im Wunderland hat ausgeträumt. Sie und große Teile der vielen anderen kleinen, fantasievollen Figuren, mit denen der Künstler Johann Büsen 2017 den Kunsttunnel in Höhe des Altenwall verziert hat, sind von einer hässlichen, schwarzen Schimmelschicht überzogen.
Nicole Nowak, beim Senator für Kultur für Kunst im öffentlichen Raum zuständig, ist dankbar für den Hinweis des WESER-KURIER-Lesers Benjamin Warkus, der sich bei der Redaktion gemeldet und ein Foto geschickt hatte. "Wir freuen uns stets über derlei Hinweise. Denn wir schaffen es einfach nicht, immer die Vielzahl der Kunstwerke im öffentlichen Raum im Blick zu behalten. Denn unser Ressort ist für die Reinigung und Reparatur der Objekte zuständig. Wir werden dem sofort nachgehen", sagt sie. Es werde ein Ortstermin mit dem Künstler, der verwaltenden Dienststelle sowie mit dem Bauressort anberaumt.
Neun Durchgänge und Tunnel verschönert
Das Programm war 2016 mit einem Wettbewerb vonseiten des Kulturressorts mit finanzieller Unterstützung des Bauressorts aufgelegt worden, um sogenannte Angstorte mittels künstlerischer Gestaltung und mehr Beleuchtung aufzuwerten. Neun Durchgänge und Tunnel seien im Bremer Stadtgebiet auf diese Weise verschönert worden, sagt Nowak, etwa in der Vahr, in Walle oder in Gröpelingen. Erst 2018 gab es mit dem Projekt "Saubere Stadt" noch einmal eine größere Initiative. Ein zweiter Grund für die künstlerische Gestaltung: Auf diese Art bemalte Unterführungen sollten auch die Graffiti-Szene fernhalten. Es gilt als Sprayer-Ehre, Werke von anderen nicht zu übermalen. Dennoch sei es in Zeiten der Corona-Lockdown auch zu Vandalismus-Fällen gekommen, bilanziert Nowak. Da half dann auch nicht die Beschichtung mit einer Anti-Graffiti-Schicht.
Tapete, Kleber und Acryllack
Im Fall des Kunsttunnels, der am 30. August 2017 eingeweiht wurde, hatte Künstler Johann Büsen eine Art witterungsbeständige Tapete mit Spezialkleber und Acryllack im Inneren angebracht, auf die er seine Motive dann auftrug. Das Kulturressort werde nun Experten damit beauftragen, eine Schadensanalyse vorzunehmen und die witterungsbedingten Schäden im Kunsttunnel zu beseitigen, sagt die Referentin: "Dafür haben wir eine eigene Haushaltsstelle". Sie räumt aber auch ein, dass die pro Jahr dafür veranschlagten 22.000 bis 30.000 Euro nicht ausreichten. Da sei dann schon ein gemeinsames Agieren verschiedener Fachressorts erforderlich.
Beim Kulturressort sind allein 1.600 Kunstwerke im öffentlichen Raum gelistet, nicht alle seien allerdings bei der Kulturbehörde angesiedelt und würden dort betreut, so Nicole Nowak weiter. Manche gingen auch auf private Initiativen zurück. So, wie etwa die Skulptur des "Bremer Banksy" am Herdentorsteinweg.
Fries am Rembertiring ein weiteres Sorgenkind

So sah das Werk des Künstlers Johann Büsen kurz nach der Fertigstellung im August 2017 aus.
Zu den Sorgenkindern im Bereich der Kunst im öffentlichen Raum gehört auch der von dem Künstler und Designer Hans-Albrecht Schilling gestaltete Fries am Dienstsitz der Bildungssenatorin am Rembertiring. Die große bildhauerische Wandarbeit, die Schilling Ende der 1960er-Jahre schuf, bröckelt nunmehr seit Jahren vor sich hin. Sie ist laut Auskunft des Kulturressorts allerdings nicht denkmalgeschützt. Nowak versichert, dass jetzt mit einer konzertierten Aktion verschiedener Ressorts Abhilfe geschaffen werden solle. Klar sei, dass Immobilien Bremen (IMB) zuerst die Fassade sanieren müsse, dazu müsse zunächst das Sockelrelief, bei dem es sich um ein Kunstwerk im öffentlichen Raum von höherer Bedeutung handele, abgetragen werden. Erst im Anschluss könne von einem Restaurator über die Sanierung des Kunstwerkes im Rahmen des Städtebau-Förderprogrammes befunden werden. Eingebunden sei auch der Landesbeirat für Kunst im öffentlichen Raum.
Nicole Nowak betont abschließend, dass IMB die ganze Sache sehr ernst nehme, aber der Sachverhalt sei nun einmal komplex. Der im vergangenen Jahr verstorbene Hans-Albrecht Schilling hat mit seinem Design das Gesicht vieler Bauten Bremens entscheidend geprägt. 2020 wurde er vom Bremer Zentrum für Baukultur mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet.