Seit fünf Jahren ist die Kantine der ehemaligen Senatskanzlei im hinteren Teil des Lloydhofs im Winter eine feste Anlaufstelle für die Bedürftigen der Stadt. Hier bekommen sie an jedem Wochentag ein warmes Mittagsessen, gekocht von den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Suppenengel. Neben der Speisung ist die Kantine auch ein Ort der Wärme für die Obdachlosen, temperaturtechnisch gesehen sowieso und auch im übertragenen Sinn. Hier sitzt man beisammen, kann sich austauschen, und wenn es nur der Small Talk mit den Mitarbeitern ist.
Die Tage der Suppenengel im Lloydhof sind gezählt. Dieser Winter wird der letzte sein, in dem sie dort jeweils zwischen 13 und 15 Uhr ihren Mittagstisch anbieten können. Im kommenden Jahr will der neue Eigentümer, der Projektentwickler Denkmalneu aus dem süddeutschen Forchheim, die Immobilie umbauen und dort eine Mischung aus Wohnungen, Einzelhandel, Büros und Gastronomie schaffen. Für die Suppenengel, die in den Sommermonaten mobil am Bahnhof und am Wall unterwegs sind, bedeutet das: Sie brauchen ein neues Winterquartier. „Diesen Winter dürft ihr noch bleiben, dann ist Schluss. Das war die Information, die wir über den Bau- und Verkehrssenator bekommen haben“, sagt Peter Valtink, Geschäftsführer der Suppenengel.
Innenstadtnahe Räumlichkeiten gesucht
Die ehemalige Kantine nutzen die Helfer seit Dezember 2013. Damals sollte der Lloydhof schon einmal verkauft werden. Der Pächter der Kantine hatte sein Geschäft schon aufgegeben, als sich die Pläne zerschlugen – die Chance für die Suppenengel. „Daraus sind dann fünf Jahre geworden. Der Bausenator und auch alle Einzelhändler im Lloydhof haben uns geholfen, viel Verständnis gezeigt. Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Valtink.
Wo sie nun hinziehen werden, um weiterhin in der kalten Jahreszeit denen, die sie brauchen, eine feste Anlaufstelle bieten zu können, ist unklar. „Wir suchen Räumlichkeiten, die innenstadtnah sind“, sagt Valtink. Denn die City ist das Gebiet, in dem sich die meisten Obdachlosen tagsüber aufhalten. Und genügend Platz müsste es geben, für rund 150 Menschen. Valtink: „Unsere Klientel wächst. Schon jetzt kommen an vielen Tagen eher 200 als 100 Menschen. Ich weiß, dass das Areal Innenstadt hoch begehrt ist, aber vielleicht hat ja jemand ein Lager oder eine Produktionsstätte übrig.“
Die ehemalige Kantine dürfen die Suppenengel mietfrei nutzen, auch bei einer neuen Bleibe müsste das so sein. Eine Option könnte die kleine Künstlerkolonie am Güterbahnhof sein. Genug Platz wäre vorhanden, allerdings wissen die Künstler wegen fehlender Sicherheitsmaßnahmen selbst noch nicht genau, ob sie ihren Standort langfristig behalten dürfen. Im Moment ist das Konzept, bei dem es um die Sicherung eines Bahnübergangs geht, in Planung.
Andere Angebote gibt es derzeit nicht, also werden sich die Suppenengel in den kommenden Wochen und Monaten umhören, ob irgendwer irgendwen kennt, der ihnen den benötigten Platz bieten könnte. Und selbst im schlimmsten Fall, wenn sich niemand findet, „wird es unser Angebot auf jeden Fall weiterhin geben“, sagt Valtink. „Wenn alle Stricke reißen, fahren wir eben auch im Winter mit unseren Rädern raus.“
Versammlungsraum benötigt
Das Haus in der Neustadt, das die Suppenengel gerne im nächsten Sommer kaufen und dann für ihre Zwecke umbauen wollen, ist keine Alternative als Winterplatz. Abgesehen davon, dass Küche und Essensausgabe wie gehabt aus organisatorischen Gründen getrennt bleiben sollen, wäre dort auch gar nicht genügend Platz. Denn dort soll die Küche einziehen – bislang wird die der Gemeinde St. Jakobi genutzt –, das Lager für die Lebensmittel und die Kleiderkammer. Außerdem brauchen die 44 Ehrenamtlichen einen Versammlungsraum. Und ganz abgesehen von der Platzfrage ist das Projekt „Suppenengelhaus“ auch noch gar nicht endgültig fix. Valtink formuliert es so: „Wir sind in leicht trockenen Tüchern, es geht noch um Fragen der Finanzierung.“ Dafür hoffen die Engel noch auf eine Förderung durch die Aktion Mensch, für die aber eine Zusage vorhanden sein muss, dass das Haus barrierefrei umgebaut wird.