Zack, Ast ab. Vier- oder fünfmal ist das jetzt schon passiert im Bürgerpark und im Stadtwald. Direktor Tim Großmann verfolgt aus den Ferien in nicht allzu weiter Ferne, was da vor sich geht. Machen kann man sowieso nichts gegen den sogenannten sommerlichen Astabwurf.
„Das ist auf die Trockenheit zurückzuführen. Das einzige, was helfen würde, ist Regen“, sagt Großmann. „Die Gefahr wird mit jedem Tag ohne Regen größer.“ Eine andere, aber weniger akute Sorge betrifft die „Marie“. Das Elektromotorschiff konnte im vergangenen Jahr der Trockenheit wegen nicht durch den Bürgerpark fahren. Der Wasserstand war zu niedrig für den Ausflugsverkehr. Dabei hat das Schiffchen einen Tiefgang von höchstens 52 Zentimetern.
Der Parkdirektor hatte dem Phänomen des Grünabbruchs schon während der Dürre im vergangenen Sommer tatenlos zusehen müssen. Damals waren rund 20 Äste abgebrochen – zehn bis 20 Zentimeter dick und vier bis sechs Meter lang – jeder von ihnen lebensgefährlich. „Mein Kollege in Potsdam hat die Gärten von Sanssouci 2018 deshalb sogar zeitweilig gesperrt.“
Anders als in Schwerin, wo am vergangenen Wochenende während eines Freiluftkonzerts ein 18-Meter-Ast auf einen Getränkewagen stürzte und 29 Menschen verletzt wurden, ist es in Bremen bislang nicht zu Zwischenfällen gekommen. Im Bürgerpark seien die Äste ins Unterholz und auf Wiesen neben Wege gefallen, sagt Großmann. „Das ist aber nicht vorhersehbar und auch nicht zu kontrollieren.“ Und natürlich bleibt das Problem nicht auf den Bürgerpark und den Stadtwald beschränkt.
Besonders gefährdet seien Eichen und Buchen, weiß der Parkdirektor, „vor allem in den Mittagsstunden, wenn es am heißesten ist, kommt es zu Sommerbruch“. Bedroht, wenn nicht betroffen, seien alle Regionen des Parks und vor allem große und alte Bäume. Das bedeute aber nicht, dass die herabfallenden Äste morsch wären: Die Abbruchstellen seien glatt, das Holz kerngesund. In der Dürre-Bredouille neigten Bäume dazu, Laub abzuwerfen, um die Verdunstungsfläche zu verkleinern. Manche werfen gleich den ganzen Ast ab. Die genauen Umstände sind ein Rätsel.
„Wissenschaftlich ist das noch immer nicht abschließend geklärt“, sagt Tim Großmann. „Warum es den einen Baum trifft und andere nicht, ist unklar. Wenn lebendes Holz zu sehr austrocknet, versagt die Statik, etwas bricht ab. Das gibt es schon ewig.“ Für Großmann ist klar, dass der Witterungsverlauf im Vergleich zum Vorjahr „genauso schlimm ist, der Winter war einfach nicht feucht genug, um den trockenen Sommer auszugleichen“.
Die Entwicklung sei schon verrückt: „Früher haben wir im Winter immer versucht, das Wasser möglichst aus dem Bürgerpark in den Torfkanal abfließen zu lassen.“ Dieses Jahr habe man die Siele schon früh geschlossen, um Wasser im Park zu halten, sagt der Parkdirektor. Dennoch: „Wir nähern uns mit Sicherheit derselben unangenehmen Situation wie im vergangenen Jahr.“
Das Ausflugsschiff „Marie“ könnte mit Glück einer erneuten Zwangspause entgehen. „Es gibt keine negativen Meldungen“, die Großmann erreicht hätten. Ruderboote fahren auf dem Meiereisee, dem Emmasee und den Wassersträßchen dazwischen. Und das Schiff nimmt regelmäßig bis zu 30 Fahrgäste auf, um mit ihnen leise an den grünen Ufern vorbeizugleiten.
Weitere Informationen
Mehr über die anderthalbstündigen Rundfahrten mit der „Marie” und das Gesangs- und Musikprogramm an Bord unter der Handynummer 01 74 / 991 72 49 (montags bis freitags von 11 bis 16.30 Uhr). Abfahrten sind, außer bei Regen, im Sommer freitags, sonnabends und an Sonn- und Feiertagen zwischen 11 und 16 Uhr ab Meiereisee.