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Bremer zögern bei USA-Reisen Werden USA-Reisen durch Trumps Führungsstil in Bremen zum Ladenhüter?

Erschwerte Einreisebedingungen, Warnungen des Auswärtigen Amtes und Trumps autokratische Regierung schrecken viele Urlauber ab. Die Zurückhaltung bei USA-Reisebuchungen bestätigen mehrere Bremer Reisebüros.
12.04.2025, 05:00 Uhr
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Werden USA-Reisen durch Trumps Führungsstil in Bremen zum Ladenhüter?
Von Ulrike Troue

Ein Kulturtrip nach New York? Sonnenbaden in Florida? Die USA haben Touristen eine Menge zu bieten. Doch Donald Trumps autokratischer Regierungsstil dämpft die Reiselust der Deutschen, was Trips über den Atlantik angeht. Wie der „Spiegel“ berichtet, kamen laut ersten Daten aus der Einreisestatistik des US National Travel and Tourism Office für März rund 28 Prozent weniger deutsche Besucher in Flughäfen und Häfen an. Auch in Bremer Reisebüros drohen Reisen ins „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ zum Ladenhüter zu werden.

Der Selenskyi-Eklat im Weißen Haus, verschärfte Einreiseregelungen und die aufgrund von Zwischenfällen bei der Einreise deutscher Staatsbürger vom Auswärtigen Amt veröffentlichten Warnhinweise für die USA verunsichern viele Urlauber. „Das merken wir“, bestätigt Claudia Fastenau, Touristikexpertin aus dem Lufthansa City Center Weser Reisebüro in der Bremer Innenstadt. „Die USA sind bei Fernreisen nicht mehr unbedingt das Hauptreiseziel Nummer eins.“

Stornierungen von Reisen hätten sie bisher nicht zu verzeichnen, allerdings auch keine neuen Buchungen. Seit Trumps Einzug ins Oval Office ist ihr zufolge die Skepsis stark gestiegen, auch unter Kunden, bei denen ein Amerika-Trip schon lange oben auf der Wunschliste steht. „Sie sind vorsichtig, hinterfragen vieles und warten lieber ab“, sagt Fastenau. Nur jene, die häufig und oft in die Vereinigten Staaten reisen, lassen sich nicht davon abhalten und reagieren gelassen mit den Worten: „Wir kennen das Prozedere."

Die Leute trauen sich nicht.
Touristikfachwirt Faruk Baylan über die Nachfrage nach Reisen in die USA

Bei Flugreisen nach Amerika spricht Faruk Baylan aus dem Reisebüro „Urlaub und Ferien“ im Weserpark ganz offen von einem „Einbruch“. „Die Nachfrage ist da, aber seit Trumps Amtsantritt sehr verhalten“, berichtet er. „Die Leute trauen sich nicht.“ Bei Reisenden, die in den nächsten Tagen ins Flugzeug steigen, wächst die Sorge, dass sie in den USA womöglich festgehalten werden, weiß Baylan aus vielen Nachfragen zu erforderlichen Unterlagen und zum Touristenvisum. „Das erschreckt die Leute.“

Zielorte in den USA haben seiner Schätzung nach im Jahr 2024 einen Anteil von zehn, elf Prozent der Buchungen ausgemacht. Zurzeit seien es sechs bis acht Prozent, so Touristikfachwirt Baylan und schiebt nach: „Die Preise, zum Beispiel für New York, sind durch die Decke gegangen. USA-Reisen sind mindestens dreißig bis vierzig Prozent teurer als die letzten Jahre.“

Weil die meisten Pauschalreisen in die USA lange im Voraus im vergangenen Jahr gebucht wurden, hat Susanne Boroske bisher keine Probleme mit Stornierungen. „Aber Neubuchungen sind sehr verhalten“, sagt die Inhaberin des „Country Reisen“-Reisebüros im Einkaufszentrum Marßel. „Dann geht‘s eher nach Kanada.

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Die USA würden allerdings in ihrem Geschäft als Urlaubsziel keine so große Rolle spielen, merkt sie an. Bei Fernreisen zeichne sich bereits länger ein Trend zu Asien und Afrika ab.

Manche Kunden blieben über Jahre ihrem Traumziel treu, andere würden umschwenken, weil sie kein gutes Gefühl hätten, fasst eine Bremer Reisebüroleiterin eines namhaften Touristikkonzerns vor dem Hintergrund der Krisen rund um den Erdball das Kundenverhalten insgesamt zusammen und verweist auf die Zentrale in Hannover. Ebenso ihreKollegin von Dertour.

Die Vereinigten Staaten bleiben ein Sehnsuchtsziel für viele Deutsche.
Angela de Sando, Sprecherin von DER Touristik

Aus der Kölner Zentrale des Marktführers DER Touristik erklärt Pressesprecherin Angela de Sando die aktuelle Zurückhaltung bei USA-Buchungen nach einem sehr starken Frühbucher-Herbst zum einen mit der Währungsentwicklung. „Die politische Entwicklung wird sicherlich auch dazu beitragen“, nennt sie als zweiten Grund. Bei Dertour und Meiers Weltreisen würden die USA aber weiterhin Platz zwei der beliebtesten Fernreiseziele belegen.

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"Die Vereinigten Staaten bleiben ein Sehnsuchtsziel für viele Deutsche“, so die Unternehmenssprecherin. Zahlreiche Urlauber würden ihre USA-Reise lange im Voraus planen und hielten daran fest. Gleichzeitig gebe es „sehr viele Wiederholer, für die das Reiseerlebnis im Vordergrund steht“.

Diese Ansicht teilt Anne Köchling. Die stellvertretende Direktorin des Deutschen Instituts für Tourismusforschung spricht in einem SWR3-Interview in Bezug auf die gedämpfte Reiselust in die USA von einer Momentaufnahme, die möglicherweise auf die aktuell hohe Medienpräsenz zurückzuführen sei. Langfristig werde sich die Lage wieder beruhigen, glaubt Köchling. „Außer es passieren wirklich Dinge, dass man plötzlich Sorge um Leib und Leben haben muss, dann sind wir nochmal in einer ganz anderen Eskalationsstufe."

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