Herr Poppe, in der Stadt werden immer wieder Klagen über sogenannte Angsträume laut, die auch dadurch entstehen, dass einige Ecken unzureichend beleuchtet zu sein scheinen. Was kann die SWB dagegen tun?
Timo Poppe: Auch wir haben schon häufig darauf hingewiesen, dass es solche Angsträume in Bremen gibt. Schon allein, wenn man abends oder am frühen Morgen auf dem Bahnhof tritt, fühlt man sich nicht unbedingt wohl oder sicher. Studien zeigen, dass das Sicherheitsgefühl der Menschen eng mit der Helligkeit zusammenhängt. Wir haben uns dazu entschieden, erste wichtige und hoch frequentierte Punkte in der Stadt anzugehen.
Sie sprechen vom Hauptbahnhof, vom Gustav-Deetjen-Tunnel und der Diskomeile?Exakt. Wir haben diese Orte gemeinsam mit der Polizei und dem Innensenator als vordringlich ausgewählt. Dort werden wir uns umfangreich engagieren.
Auch finanziell ...Das stimmt. Die Kosten für die neue Beleuchtung am Hauptbahnhof schultern wir alleine. Wir investieren 250 000 Euro in diesem Jahr, die gleiche Summe wollen wir im nächsten Jahr in die Hand nehmen, unterstützt von Partnern aus der Leuchtenindustrie. In dem Beleuchtungsvertrag, den wir mit der Stadt geschlossen haben und der bis 2024 läuft, ist ein solcher Aufwand nicht vorgesehen.
Doch, durchaus, der Vertrag regelt, wie viel Geld wir in die Erneuerung stecken müssen. Es handelt sich um eine Million Euro pro Jahr. Im großen Stil und schnell die Beleuchtung zu modernisieren und den Gegebenheiten anzupassen wie am Hauptbahnhof, ist mit diesem Budget nicht möglich.
Kurz gesagt: Bremen kann oder will sich den finanziellen Aufwand nicht leisten. Andere Kommunen investieren kräftig in LED-Technik, vor allem, um langfristig Kosten zu sparen.Das ist richtig, allerdings tun sich kleinere und mittelgroße Städte damit leichter, weil die Kosten überschaubarer sind. Großstädte stehen enormen Investitionen gegenüber. Wir glauben dennoch, dass es auch in Bremen das Potenzial gibt, deutlich schneller voranzukommen. Die Infrastruktur kommt auch bei der Beleuchtung in die Jahre und muss erneuert werden. Wir zeigen am Hauptbahnhof, was heutzutage alles möglich ist und hoffen darauf, mit der Stadt noch einmal zu besprechen, was nach diesem Vorbild relativ kurzfristig noch umzusetzen ist.
Wie viele Leuchten in Bremen sind schon modernisiert?In Bremen gibt es rund 60 000 Lichtpunkte. Ungefähr 1000 sind bereits modernisiert, bis Ende 2019 werden wir etwa 3000 weitere Lampen umrüsten.
Das ist uns natürlich bewusst. Aber wir gehen davon aus, dass sich gerade das Umrüsten der Pilzlampen der 1950er- und 1960er-Jahre auf LED-Technik in wenigen Jahren amortisiert hat. Außerdem wird oft vergessen, dass sich mit der neuen Technik auch der Kohlendioxid-Ausstoß deutlich verringert. In den Städten wird über Dieselfahrverbote nachgedacht, aber diese Chance zur CO₂-Einsparung wird nicht ausgeschöpft. Auch Bremen hat die selbst gesteckten Klimaziele bislang nicht erreicht. Entsprechend sind wir zuversichtlich, dass es in den nächsten Jahren schneller geht und wir in absehbarer Zeit – auch mithilfe von Förderprogrammen – weitere 8000 Leuchten mit LED-Köpfen ausrüsten können.
Die neue Beleuchtung passt in die Strategie des Innenressorts und der Polizei, die Sicherheitslage am Hauptbahnhof zu verbessern. Dennoch gibt die SWB das Geld für die Beleuchtung. Was treibt Sie an, um sich derart zu engagieren?Wir sind der Infrastruktur-Dienstleister dieser Stadt, wir fühlen uns Bremen entsprechend verpflichtet und leisten gerne einen Beitrag, um Bremen heller und sicherer zu machen. Für uns ist das Projekt am Hauptbahnhof aber auch Werbung in eigener Sache. Wir wollen zeigen, was mit heutiger Technologie möglich ist und was wir können.
Auf jeden Fall. Das Niveau der neuen Beleuchtung am Hauptbahnhof entspricht dem allerneusten Stand der Technik. Mithilfe des Lichtkünstlers Michael Batz und des Lichtplaners Carsten Zieseniß wird der Hauptbahnhof ganz neu in Szene gesetzt. Außerdem kann die Beleuchtung an die Umstände angepasst werden: Das Licht kann gedimmt oder aber so hochgefahren werden, dass es in der Nacht quasi taghell ist. Das ist bundesweit schon herausragend und wird vor allem unter Fachleuten für Aufmerksamkeit sorgen.
Und diese Aufmerksamkeit könnte der SWB Beleuchtung GmbH weitere kommunale Kunden bescheren?Das hoffen wir. Wir haben derzeit Betriebsführungsverträge mit 36 Städten und Gemeinden, dazu gehören beispielsweise Oldenburg, Kiel, Wilhelms- und Cuxhaven. Und wir haben nichts dagegen, dass es noch mehr werden. Es haben sich bereits einige Kommunalpolitiker aus dem Umland angekündigt, die sich angucken wollen, was hier an diesem Montag am Hauptbahnhof geschieht.
Das Gespräch führte Silke Hellwig.Timo Poppe
ist Wirtschaftsingenieur und seit 2012 Vorstandsmitglied der SWB AG (Ressort Infrastruktur und Finanzen). Zuvor war er in
verschiedenen Führungspositionen bei der EWE AG tätig.