Stuhr. Die Straßenbeleuchtung in der Gemeinde Stuhr soll modernisiert werden. Da waren sich die Mitglieder des Ausschusses für Gemeindeentwicklung und Umwelt am Donnerstagabend so gut wie einig. Die Umrüstung der Lampen auf die moderne LED-Technik solle zeitnah angegangen werden, um noch Fördergelder für das Projekt zu erlangen. Partner für die Straßenbeleuchtung ist seit Kurzem die Beleuchtungssparte der SWB.
So erwarb das Unternehmen in diesem Jahr das Betriebsführungsgeschäft für die Straßenbeleuchtung von der österreichischen Firma Swarco V.S.M., die im April die Konzession für den Betrieb und die Wartung der Laternen übernommen hatte (wir berichteten). Unter dem Namen SWB-Beleuchtung sei das Bremer Unternehmen seit dem Jahr 2001 im Geschäft mit Beleuchtungen vertreten, berichtete Marcus Cohrs, Teamleiter bei der SWB-Beleuchtung. Im Jahr 2019 solle die Verschmelzung der Firmen SWB-Beleuchtung und SW Beleuchtungs- und Betriebsführungs GmbH (SWBB) stattfinden.
Cohrs erläuterte dann auch die möglichen Optionen für die Modernisierung der Straßenbeleuchtung in der Gemeinde. „Es geht um Einsparungen in der Gemeinde Stuhr“, fasste er das Vorhaben zusammen. Insgesamt gebe es in Stuhr rund 4300 Lichtpunkte mit 4540 Leuchten, berichtete Cohrs. Dabei werde in technische Leuchten (3540), die im besten Sinne des Wortes Licht erzeugen und verteilen, und dekorative Leuchten (1000), bei denen vor allem der Designeffekt im Vordergrund steht, unterschieden. Die jährliche Betriebsdauer belaufe sich derzeit auf rund 2500 Stunden, da die Lampen zwischen 0.30 und 5 Uhr ausgeschaltet sind. Der Gesamtverbrauch belaufe sich auf 1,2 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Das entspricht 57 Euro pro Leuchte und Jahr, rechnete Cohrs vor.
Für die komplette LED-Sanierung hatte Marcus Cohrs den Ausschussmitgliedern zwei Varianten mitgebracht. Zum einen die Auswirkungen bei der Beibehaltung der jetzigen Betriebszeit (Fall A), zum anderen den Betrieb in den Nachtstunden (Fall B) von 21 bis 6 Uhr im gedimmten Leuchten (50 Prozent). So sollen alle 4540 Leuchten ersetzt werden. Eine Förderung von 20 Prozent der Investitions- und Montagekosten ist laut Cohrs im Zeitraum von 2019 bis 2020 möglich.
Im Fall A könnten durch die Umstellung rund 179 Kilowattstunden pro Leuchte und Jahr eingespart werden. Das entspräche 38,60 Euro pro Leuchte und Jahr. In diesem Fall müsste mit Investitionskosten von 2,251 Millionen Euro, inklusive Förderung von 1,8 Millionen Euro, gerechnet werden. Die Amortisationsdauer würde rund neun Jahre betragen.
Bei Fall B könnten 174 Kilowattstunden oder 37,50 Euro pro Jahr und Lampe eingespart werden. Die Investitionskosten beliefen sich in dieser Variante auf 2,451 Millionen Euro. Abzüglich der möglichen Förderung wären noch 1,961 Millionen Euro fällig. Hier beliefe sich die Amortisationsdauer auf rund zehn Jahre. Sie wäre damit leicht länger und die Kosten wäre etwas höher als bei der ersten Variante.
Bei den genannten Zahlen handele es sich um eine Grobanalyse mit „relativ genauen Werten“, so Marcus Cohrs. Er empfahl, die LED-Modernisierung in den kommenden Jahren voranzutreiben, da die Technik mittlerweile ausgereift sei. Außerdem sprach er sich dafür aus, die Beleuchtung nach der Modernisierung auch in den Nachtstunden wieder einzuschalten, da sich die beiden Varianten nur unwesentlich unterschieden.
Auf die Frage eines Bürgers, wie lange die LED-Lampen halten, konnte Cohrs keine eindeutige Antwort geben. „Praktische Erfahrungen gibt es noch nicht“, sagte er. Die Garantie würde sich aber auf zehn Jahr belaufen. „Wir glauben aber an 15 Jahre“, berichtete Cohrs. So befinden sich in den Leuchten 21 kleine LED-Lampen, die natürlich auch einzeln ausfallen könnten ohne dass es sofort sichtbar werde, antwortete er auf eine weitere Frage.
Danach hatten die Ausschussmitglieder das Wort. Susanne Cohrs (SPD) stellte für ihre Fraktion den Antrag, dass in den Haushalt für 2019 das entsprechende Geld für die Modernisierung der Straßenbeleuchtung eingestellt werden soll. Außerdem sollte ein Förderantrag vorbereitet werden. „Wir sollten die Chance nutzen. Das Stromsparpotenzial wäre nicht unerheblich“, sagte die Sozialdemokratin. Im ersten Schritt sollten die technischen Voraussetzungen geschaffen werden, in einem zweiten könnte dann das Thema Schaltzeiten angegangen werden.
Frank Schröder (CDU) unterstützte den Antrag. „Licht bringt eine gewisse Sicherheit, aber auch eine gewisse Helligkeit“, sagte er. „Es hat lange gedauert. Wir sollten zügig loslegen“, sagte auch Bernhard Helmerichs (Grüne) und erkundigte sich nach einem möglichem Start für die Umrüstung. Die Saison beginne – je nach Wetterlage – in der 14. Kalenderwoche, antwortete Marcus Cohrs.
Für Jan-Alfred Meyer-Diekena (FDP) fehlte in den Planungen noch etwas. So fragte er, ob die Leuchten so platziert werden, dass Fuß- und Radwege und nicht Straßen beleuchtet werden. Außerdem könnten sich Bewohner gestört fühlen, falls die Lampen auch nachts angeschaltet bleiben. Die Masten sollen dort stehen bleiben, wo sie sind, sagte Marcus Cohrs. Die einzelnen Lampen könnten ebenfalls ausgerichtet werden. Das würde allerdings erhebliche Kosten verursachen.
Gerd-Wilhelm Bode (Besser) sprach sich ebenfalls dafür aus, schnellstmöglich mit der Umrüstung zu beginnen. Auch erkundigte er sich nach der möglichen CO2-Einsparung. Diese hänge immer vom gewählten Strommix ab, so Marcus Cohrs. Dennis True (SPD) wollte die angedachte Umsetzungszeit wissen. Bis Ende 2019 könnten alle Lampen umgerüstet sein, erklärte Marcus Cohrs. „4500 Leuchten kann man in einer Saison schaffen“, sagte er.
Die Umrüstungskosten waren es dann, die Jan-Alfred Meyer-Diekena umtrieben. „Geld spielt ein Rolle“, sagte er als Entgegnung auf die Einigkeit im Ausschuss. So gebe es derzeit in Stuhr viele Projekte, aber keine Prioritätenliste, wie sie die FDP-Fraktion gefordert hatte (wir berichteten). Der Antrag sollte „nicht einfach durchgewunken“ werden. Am Ende votierte der Ausschuss einstimmig bei einer Enthaltung des Liberalen für den SPD-Antrag.