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Zwei Etagen in der Smidt-Straße vermietet Begegnungen statt Leerstand

Die Zwischen-Zeit-Zentrale gibt es seit über zwölf Jahren in Bremen. Nun ist der Gruppe um Daniel Schnier ein Coup geglückt: An der Bürgermeister-Smidt-Straße konnten zwei Etagen vermietet werden.
15.02.2022, 13:00 Uhr
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Begegnungen statt Leerstand
Von Sigrid Schuer

Daniel Schnier von der Zwischen-Zeit-Zentrale (ZZZ) ist froh gestimmt. Ist ihm und seinem Team doch ein ziemlich großer Coup gelungen: An der Bürgermeister-Smidt-Straße 47 konnten gleich zwei Etagen als Zwischennutzung von der Vonovia angemietet werden, jede jeweils mehr als 200 Quadratmeter groß. Die eine mit Küche und großem Konferenzraum wird seit einem Vierteljahr vom "Afrika Netzwerk Bremen" genutzt. Virginie Kamche, die das Netzwerk 2010 mit gründete, hatte zuerst relativ dezentral im "Wurst Case", dem ehemaligen Könnecke-Gebäude, ihr Büro zur Zwischennutzung. Die Fachpromoterin für Migration hatte zuletzt in einem nur zehn Quadratmeter großen Büro, das dem BIZZ im Übersee-Museum angegliedert ist, gesessen. Um so glücklicher ist sie jetzt.

Kündigungsfrist beträgt ein Vierteljahr

Der Mietvertrag läuft ein Jahr, die Kündigungsfrist beträgt regulär ein Vierteljahr. Die studierte Informatikerin hofft nun auf eine Verlängerung. Immerhin vertritt Virginie Kamche, die 2019 zur Diversity-Persönlichkeit 2019 gekürt wurde, rund 55 afrikanische Staaten. Zudem ist in Bremen eine große, afrikanische Community zu Hause. Und genau hier setzt Kamche an: "In unseren neuen Räumen wollen wir ein Begegnungszentrum für den interkulturellen Austausch zwischen Bremern und Afrikanern schaffen, auch, um Vorurteile abzubauen". Schon jetzt kämen Menschen, um gemeinsam zu essen und zu diskutieren und wären total begeistert, obwohl die Küche noch nicht komplett eingerichtet sei, so Kamche. Solche Begegnungsorte sind in der Bahnhofsvorstadt rar gesät.

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Die darunter gelegene, erste Etage wird für ein Coworking-Projekt von derzeit zehn Studierenden der Hochschule für Künste genutzt. Die Miete wird anteilig bezahlt. Dustin Sherman, Student digitale Medien im Bachelor, war es, der die Initiative ergriff, nachdem das Arbeitsraumstudio im Speicher XI coronabedingt geschlossen wurde. Er wandte sich an Daniel Schnier von der ZZZ, und dann ging alles ziemlich schnell. Seit September wird hier eifrig an Projekten des integrierten Designs, der freien Kunst, aber eben auch der digitalen Medien gearbeitet. Entscheidend dabei sei der Synergie-Effekt des gegenseitigen Austausches, der auch Lerneffekte bringe, sagt Sherman. Man kenne sich eben. Die Etage, die seit drei Jahren leer stand, wäre ursprünglich Sitz einer Anwaltskanzlei gewesen.

Hoffen auf Verlängerung des Mietverhältnisses

Wie das Afrika-Netzwerk zahlt auch das Studierenden-Kollektiv moderate Mietpreise. Zu Beginn hätten sie die Räume gestrichen, erzählt Sherman. Die Infrastruktur sei indes schon weitgehend vorhanden gewesen: Strom, Toiletten und Heizung sowie Internet. Es musste lediglich ein neuer Router gekauft und ein neuer Internet-Vertrag abgeschlossen werden. Der Vertrag ist auf ein Jahr bis zum 31. August befristet. Nun hofften auch sie auf eine Verlängerung des Mietverhältnisses, sagt Sherman.    

Es geht darum, mit der Zwischennutzung von Leerstand gute Ideen zu fördern.
Daniel Schnier, Zwischen-Zeit-Zentrale

Der Kontakt zur Vonovia sei entstanden, als die ZZZ Kontakt aufnahm, um temporär einen leerstehenden Netto-Supermarkt von 600 Quadratmetern in Gröpelingen für die Hochschule für Künste zu nutzen, erzählt Daniel Schnier. Das lief offenbar so gut, dass Folge-Projekte entstanden sind. Nun ist es der ZZZ also gelungen, zwei Etagen in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes und der Innenstadt zu revitalisieren. Schnier freut sich über diesen Erfolg. Für "Wurst Case" arbeite die ZZZ mit Wohninvest seit einem Dreivierteljahr in Hemelingen zusammen.

Und, da ist sich Schnier ganz sicher: In ganz Bremen gebe es noch jede Menge attraktiven Raum, der sich sehr gut zwischenvermieten lasse. Auch bei Privatvermietern in der angrenzenden Falkenstraße hat er es schon versucht, allerdings mit wenig Erfolg. Die Bereitschaft sei eher gering, solange es keinen steuerlichen Nachteil gebe, wenn Räume leer stehen gelassen werden: "Schließlich geht es doch auch darum, mit der Zwischennutzung von Leerstand gute Ideen zu fördern". Schniers Fazit mit einem Spruch von Erich Kästner: "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!"

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