- Was bewirkt die neue Lärmschutzwand?
- Warum kann der Verein Spenden gerade jetzt gut gebrauchen?
- Wie steht der Verein insgesamt finanziell da?
- Gibt es noch Beschwerden wegen des Partylärms?
Zuerst die gute Nachricht: Die Macherinnen und Macher des Irgendwo-Festivals in der Bremer Neustadt blicken zufrieden auf die zurückliegende Freiluft-Saison zurück. Dazu hat auch eine neue Lärmschutzwand beigetragen. Doch genau diese Neuerung bringt auch Probleme mit sich.
Was bewirkt die neue Lärmschutzwand?
Im Frühjahr hatten alle Beteiligten des Irgendwo-Festivals in Flughafennähe viel zu tun. Um die Nachbarschaft in der Airport-Stadt dauerhaft möglichst gut vom Partylärm abzuschirmen, haben sie eine fünf Meter hohe Lärmschutzwand hinter der Hauptbühne an der Amelie-Beese-Straße 8 aufgebaut. Ein Kraftakt, der ohne viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer nicht möglich gewesen wäre. Die Wand ist eine Voraussetzung dafür, dass überhaupt Veranstaltungen in den zurückliegenden Monaten stattfinden durften. Denn ein derartiger Lärmschutz ist eine Auflage der Stadt an den Verein Kulturbeutel, der das Festivalgelände als selbstverwalteten Kultur- und Freiraum betreibt.
Auch in den Jahren zuvor hat es bereits einen selbstgezimmerten Lärmschutz aus Holzwänden gegeben. Der war aber immer nur für ein Jahr zugelassen und musste nach der Saison wieder abgebaut werden. Zu aufwendig und zu teuer auf lange Sicht sei das gewesen, schildert Raja Löbbe vom Verein Kulturbeutel. Die neue, aus Frachtcontainern gebaute Wand gehört nun dem Verein und darf dauerhaft stehen bleiben. Allerdings bringt die Anschaffung den Verein an seine finanziellen Grenzen.
Warum kann der Verein Spenden gerade jetzt gut gebrauchen?
Der Kauf und das fachmännische Aufstellen der Container sowie das Gießen des Betonfundaments sind die Hauptposten gewesen, wofür der Verein Geld bezahlen musste. Vorgestreckt ist das Geld laut Verein aus Mitteln der institutionellen Förderung durch die Stadt, die jährlich 180.000 Euro beträgt. "Die ist aber für andere Dinge verplant, sodass wir jetzt in Richtung Jahresende in ein Defizit rutschen", so Löbbe.

Ausgediente Frachtcontainer schützen die Nachbarschaft in der Airport-Stadt vor Festival-Lärm.
Momentan sei noch ein Fehlbetrag von 20.000 Euro offen. Das sind zwei Drittel der Kosten für die Containerwand, ein Drittel hat die Baubehörde gemeinsam mit der Kulturbehörde aus verschiedenen Fördertöpfen übernommen. Zeitgleich zur Großanschaffung seien Bundesmittel ausgeblieben, auf die der Verein in den Vorjahren zählen konnte, schildert der Verein seine finanzielle Lage. "Der notwendige Bau der Schallschutzwand war ein geplantes Minus, das wir jetzt versuchen müssen, durch Förderungen und Einnahmen in den kommenden Jahren abzudecken", so Löbbe.
Wie steht der Verein insgesamt finanziell da?
Auch die allgemeinen Kostensteigerungen im Veranstaltungsbereich sind nach eigenen Angaben für den Verein enorm spürbar, und die weggefallenen Bundesgelder hätten deshalb harte Einschnitte in den Ausgaben zur Folge gehabt. Dementsprechend lebe das Irgendwo-Festival wieder mehr und mehr vor allem vom ehrenamtlichen Engagement, von Schenkungen, Leihgaben, guten Kleinanzeigen-Suchfähigkeiten und dem Tauschprinzip von Leistungen. Und eben von Spenden, um die der Verein nun für die Lärmschutzwand bittet.
Als gemeinnütziger Verein ist das Irgendwo-Festival ohnehin auf Spenden und Förderungen angewiesen. Worauf das Team jedoch stolz ist: "Wir haben abgesehen von den Preissteigerungen ein gutes Jahr hinter uns – viele Besucherinnen und Besucher, Kooperationen und der Einsatz vieler Menschen haben bewirkt, dass wir ohne den Bau der Schallschutzwand sogar ein leichtes Plus erwirtschaftet hätten", sagt Kim Langer aus der Geschäftsleitung des Vereins Kulturbeutel.
Gibt es noch Beschwerden wegen des Partylärms?
Doch auch wenn sie Geldsorgen verursacht hat, so hat die Lärmschutzwand ihre erhoffte Wirkung aus Sicht des Vereins voll erfüllt. "Auch in diesem Jahr haben wir – wie schon im Vorjahr – keinen Anruf von Nachbarn erhalten", sagt Löbbe. Im Ortsamt sind im laufenden Jahr ebenfalls keine Beschwerden aus dem Stadtteil über Lärm vom Festivalgelände eingegangen, bestätigt Ortsamtsleiter Uwe Martin.
So konnten 8000 Kinder und Erwachsene während der Saison feiern, spielen, an Workshops teilnehmen und Neues lernen, ohne andere Menschen übermäßig zu stören. Ein voller Erfolg aus Sicht der Stadtteilpolitik. Beiratssprecher Johannes Osterkamp (Grüne): "Die jahrelangen Bemühungen des Festival-Teams um eine gute Nachbarschaft und ausreichenden Lärmschutz zahlt sich jetzt aus."