Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Neubaugebiet in der Neustadt Wie die Klimaschutzsiedlung am Werdersee geplant ist

Startschuss für ein weiteres Neubaugebiet am Werdersee in Bremen: Wie die Wohnungsbaugesellschaft Gewoba ihre Klimaschutzsiedlung "Seehöfe" plant.
01.02.2024, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Wie die Klimaschutzsiedlung am Werdersee geplant ist
Von Karin Mörtel
Inhaltsverzeichnis

Jetzt geht es los am Werdersee: Mit einem offiziellen Spatenstich für die Neubausiedlung "Seehöfe" neben der Roland-Klinik in Huckelriede hat die Wohnungsbaugesellschaft Gewoba den Startschuss für den Bau der ersten vier Mietshäuser gegeben. Der Name ist nicht zufällig gewählt.

Wie ist das Neubaugebiet geplant?

Zwischen Werdersee, Roland-Klinik, Huckelrieder Friedhof und der Scharnhorst-Kaserne baut das teilstädtische Wohnungsunternehmen Gewoba auf einem knapp 2,5 Hektar großen Gelände mit ehemals militärischer Nutzung insgesamt neun Mietshäuser. Es entstehen 214 barrierefreie Wohnungen für junge Familien, Singles und Paare in Gebäuden, die zwischen vier und fünf Geschosse hoch sind.

Von den insgesamt 214 Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen werden 85 Wohnungen preisgebunden zu einer Kaltmiete von 6,80 Euro pro Quadratmeter vermietet. Weitere 15 sind als preisgedämpfte Wohnungen zum Nettopreis von neun Euro geplant. Neben bezahlbarem Wohnraum realisiert die Gewoba auch zwei Pflege-Wohngemeinschaften sowie vier Gewerbeflächen für soziale Einrichtungen und einen Kiosk.

Warum sind die "Seehöfe" eine Klimaschutzsiedlung?

Aufgrund der hohen Anforderungen an die Energieeffizienz der Gebäude wurden die Seehöfe mit dem Label „Klimaschutzsiedlung“ von der Bremer Klimaschutzagentur Energiekonsens ausgezeichnet. Für eine Auszeichnung mit dem Qualitätssiegel muss ein Grenzwert für die CO?-Emissionen aus dem Gebäudebestand und der Wärmeversorgung eingehalten werden. Wärmepumpen, die über Fotovoltaikmodule auf den Dächern betrieben werden, werden die Mietwohnungen umweltfreundlich mit Wärme versorgen. Das Regenwasser wird durch begrünte Dächer und Versickerungsmulden aufgefangen und soweit möglich für die Bewässerung der Grünanlagen genutzt.

Welche Möglichkeiten gibt es für die Mobilität der Bewohner?

Für das eigene Auto stehen zwei Tiefgaragen zur Verfügung. Einige wenige Parkplätze entstehen auch vor den Häusern. Zusätzlich erhalten die Mieterinnen und Mieter eine Car- und Bikesharing-Station im Quartier. Rückgrat des Viertels ist ein zentraler Fuß- und Radweg, der zwischen den Häusern verläuft. Er beginnt im Westen am Niedersachsendamm und mündet vor dem Gelände des Huckelrieder Friedhofs wieder in den Fuß- und Radweg am Werdersee.

Was bietet das Quartier für die Mietergemeinschaft?

Einen besonderen Fokus legt die Gewoba nach eigenen Angaben auf die Frei- und Grünräume des neuen Quartiers. Begrünte Höfe mit Spielflächen, Sitzgelegenheiten und Hochbeeten sollen nachbarschaftliche Kontakte der Bewohnerinnen und Bewohner fördern. Die Lage am Werdersee und das Hofkonzept spiegeln sich also auch im Namen des Quartiers wider.

Das Besondere an dem Wohngebiet ist ein Gemeinschaftshaus – die sogenannte Laube: Das kleine Holzhaus mit kleiner Küche und begehbarem Dach bietet sich für gemeinschaftliche Aktivitäten wie Werken, für Kindergeburtstage oder Nachbarschaftsfeiern an. „Die Seehöfe sind ein Musterbeispiel für die moderne Quartiersentwicklung", lobte Bausenatorin Özlem Ünsal (SPD) das Gesamtkonzept während des Spatenstichs. 

Welche Kritik gab es im Vorfeld?

Kritik aus dem Stadtteil hat es in den vergangenen Jahren zunächst an der Dimension der Baukörper gegeben: Bis zu sieben Stockwerke hoch waren einzelne Gebäude noch in den ersten städtebaulichen Entwürfen. Das ist zu hoch, so die Meinung von Anwohnerschaft und Lokalpolitik.

Auch der alte Baumbestand am Werdersee müsse durch einen größeren Abstand der Gebäude besser geschützt werden, so die damalige Forderung aus dem Beirat. Außerdem wollte das Stadtteilparlament den eingeplanten Teil des Friedhofsgeländes vom Wohnungsbau freihalten. Die letzte Frage hat die Bremische Bürgerschaft bereits mit dem Beschluss des Bebauungsplans 2021 entschieden. Die betroffenen zwei Neubauten seien auf dem ehemaligen Erdlager geplant, der Abstand zu den ersten Gräbern sei groß genug und die Totenruhe durch die Neubauten nicht gefährdet, hieß es damals. 

Zu den anderen Punkten hat es Eingeständnisse seitens der Planer gegeben. Sowohl die Höhe der Gebäude wurde reduziert auf fünf Vollgeschosse und maximal etwa 16 Meter Höhe über dem Bodenniveau. Der Schutz des Altbaumbestandes werde außerdem sehr ernst genommen, heißt es seitens der Gewoba. 

Wie viele Bäume werden gefällt?

Um die vorhandenen Bäume während der Bauarbeiten zu schützen, wurden Baumgruppen mit Holzzäunen abgeschirmt und vor dem Ausheben der Baugruben Wurzeln mit Spundwänden abgesichert. Ein unabhängiger Sachverständiger ist für derartige Fragen extra für die ökologische Baubegleitung beauftragt worden. Insgesamt 13 Bäume mussten bereits oder müssen noch gefällt werden, darunter fünf geschützte Bäume.

Lesen Sie auch

Im Gegenzug wird die Gewoba nach Abschluss der Hochbauarbeiten entlang der neuen, öffentlichen Straße dann 34 Bäume pflanzen. Auf den privaten Flächen zwischen den Häusern werden zusätzlich 39 Bäume eingesetzt.

Wie geht es weiter?

Die ersten vier Häuser der Gewoba sowie das Gemeinschaftshaus sollen Anfang 2026 fertig sein. Danach folgen die fünf weiteren Häuser Richtung Osten. Das anschließende Teilgebiet auf dem Friedhofsgelände gehört weiterhin der Stadt. Geplant ist, das Areal zu verkaufen und mit zwei weiteren Häusern bebauen zu lassen. Wann der Verkauf und die Bebauung anstehen, ist derzeit noch unklar.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)