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Bremen sucht Beetpaten Wie Beetpaten Bremen aufblühen lassen und ihre Verwurzelung fördern

Da öffentliche Mittel für die Grünpflege immer knapper werden, sucht Bremen Beetpaten für öffentliches Grün vor der Haustür. In der Neustadt kümmern sich zum Beispiel Ehrenamtliche ums Jugendstil-Rosenbeet.
05.05.2025, 05:00 Uhr
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Wie Beetpaten Bremen aufblühen lassen und ihre Verwurzelung fördern
Von Ulrike Troue
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Die Königin der Blumen dominiert das 200 Quadratmeter große Beet auf der Grünfläche zwischen Neustädter Ortsamt und Oberschule am Leibnizplatz. Damit die niedrigen Buschröschen, straußartig wirkenden Rosenbüsche und hohen Kletterrosen ihre rote, rosa, weiße und gelbe Blütenpracht auch in diesem Sommer wieder voll entfalten können, krempeln Silke Berthold und ihre Mitstreiter jeden Freitag für etwa zwei Stunden die Ärmel hoch.

"Wir schneiden eigentlich immerzu, das ist unsere Hauptaufgabe und das Krauten", erzählt die Sprecherin der Beetpaten. Müllsammeln und Nachpflanzungen erledigen sie ebenso verlässlich. "Alle, die hier arbeiten, lieben Pflanzen." Die im Jugendstil angelegte Bepflanzung sei sehr besonders, weist Silke Berthold auf die Auswahl bestimmter Rosensorten, des Begleitgrüns sowie das strahlenförmige Pflaster zur Unterteilung in kleinere Beete hin.

Diese kleine Oase wollten sie als Platz zur Erholung und Treffpunkt für alle, "die hier ihren Alltag verbringen", erhalten, nennt die Anwohnerin das Hauptmotiv der sieben freiwilligen Gärtnerinnen und drei Gärtner. "Wenn es hier kaputt und dreckig aussieht, wird der ganze Wohnraum abgewertet", findet Silke Berthold, die den verbindlichen Plan für die Parkanlage mit Pflanzplan, Neukäufen und Vandalismusschäden sorgfälig dokumentiert.

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Das tägliche Müllsammeln ist für die Anwohnerin selbstverständlich. Eigentlich vermeidbar, aber offensichtlich nötig, weil sich nach Silke Bertholds Beobachtung gerade abends Trauben von Menschen um die vier Bänke hinterm Rosenbeet bilden und im Rauschzustand auch häufiger wertvolle Pflanzen zertrampeln. "Wir versuchen immer, mit den Leuten zu sprechen", sagt sie. Über das Bewusstsein erhoffen sie sich eine Verhaltensänderung.

Der persönliche Einsatz für eine Sache im Stadtteil fördere, wie Silke Berthold findet, die Verantwortlichkeit und die persönliche Verwurzelung im Quartier. Sie spricht aus eigener Erfahrung. Als sie vor zehn Jahren in die Neustadt gezogen ist, erfuhr sie von der damaligen Ortsamtsleiterin Annemarie Czichon, dass das Rosenbeet aufgebeben werden sollte. Auf ihre Bitte hin hat sich Silke Berthold sofort zur Beetpatenschaft bereiterklärt, mit zwei Mitstreiterinnen eine entsprechende Vereinbarung mit dem Umweltbetrieb Bremen (UBB) unterschrieben und weitere helfende Hände gesucht. Über die Beetpatenschaft sei sie mit vielen Menschen in Kontakt gekommen, erzählt die Neustädterin: "Wir werden auch gelobt, das freut uns natürlich."

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Zuverlässige Unterstützung erfahren die Beetpaten vom Ortsamt und vom Umweltbetrieb Bremen. Über Globalmittel fördert das Stadtteilparlament Pflanzenkäufe. Der UBB stellt kostenlos die Gartengeräte, bietet stets fachkundige Beratung und stellt bei Hitze auch Wasser zum Gießen bereit. "Wir bringen Bremen zum Blühen", sagt Silke Berthold. Sie lädt alle Bremerinnen und Bremer ein, wie sie öffentliches Grün mitzugestalten.

Wer kann wo öffentliches Grün pflegen?

Eine genaue Zahl der kleinen, öffentlichen Grünflächen kann UBB-Sprecherin Kerstin Doty nicht nennen. Gesucht würden in erster Linie Menschen, die eine Baumscheibe, also das Rund um den Stamm unter der Krone, oder "kahle Flecken" im Straßenseitenraum mit Blumen und Stauden bepflanzen und sich als Paten kontinuierlich um deren Pflege kümmern. Im Prinzip kann jeder Quartiersbewohner sein Umfeld verschönern. Voraussetzung sind Lust am Gärtner und eine Haftpflichtversicherung.

Was ist zu beachten?

Zum Schutz der Straßenbäume sollen laut Doty nur Pflanzen und Sträucher gesetzt werden, die nicht größer als 60 Zentimeter werden. "Das ist auch aus Gründen der Verkehrssicherheit notwendig, um freie Sicht zu gewährleisten und den fleißenden Verkehr nicht zu beeinträchtigen", erklärt sie. Ferner dürfen wegen der Stolper- und Verletzungsgefahr keine Zäune gezogen werden. Welche Pflanzen für den jeweiligen Standort geeignet seien, könne mit ihren Fachleuten besprochen werden, sagt sie. In Kürze soll eine Liste mit insektenfreundlichen Pflanzen auf der UBB-Website einsehbar sein.

Wie werde ich Beetpate?

Interessierte können sich unter der Telefonnummer 36 17 90 00 melden und ihre Kontaktdaten und die Straße angeben, in der sie aktiv werden wollen. Diese Info wird ans Amt für Straßen und Verkehr als zuständige Behörde für die Flächen im Straßenseitenraum zur Prüfung weitergeben. Wenn keine im Erdreich verlegten Kabel oder geplante Bauarbeiten dagegen sprechen, gibt sie grünes Licht. Somit kann die schriftliche Vereinbarung mit UBB über die Beetpflege getroffen werden.

Zur Sache

Wer pflegt die kleinen Grüninseln am Straßenrand?

Liebevoll angelegte Minibeete unter Straßenbäumen oder in Seitenräumen verschönern viele Straßenzüge, erhöhen den Wohlfühlfaktor und tragen zur Biodiversität Bremens bei. Aber wer schnappt sich regelmäßig freiwillig Schaufel, Harke, Gartenschere oder Gießkanne, um das selbst angelegte Blumenbeet vor der Haustür zu pflegen? Der WESER-KURIER sucht Bremerinnen und Bremer, die öffentliches Grün mitgestalten. Wer sich um eine kleine Grüninsel kümmert, sollte eine Mail an lokales@weser-kurier.de schicken und darin seine Kontaktdaten, den Ort des Minibeets, eine Kurzbeschreibung der Bepflanzung angeben und kann gern ein Foto anfügen.

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