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Bremer Jugendfeuerwehr "Jugendliche lernen eine gewisse Disziplin"

Von Nachwuchsmangel mag der Bremer Landesjugendfeuerwehrwart Cem Erdogdu nicht sprechen, weil es für einige Gruppen schon einen Aufnahmestopp gibt. Nur der Bremer Osten ist ein weißer Fleck.
18.07.2023, 05:00 Uhr
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Von Ulrike Troue

Herr Erdogdu, viele Vereine und Organisationen leiden unter Nachwuchsmangel. Wie sieht es damit bei der Jugendfeuerwehr (JF) Bremen aus?

Cem Erdogdu: Großen Mangel haben wir nicht. Wir haben in Bremen und Bremerhaven 16 Jugendfeuerwehren und circa 360 Mitglieder, davon rund 100 Mädchen. Die Gruppen sind teilweise schon sehr voll. 

Wo hat die JF den größten Zuspruch? 

In Blumenthal oder Lehesterdeich. Dort können wir zum Beispiel nicht wachsen, weil wir durch die räumlichen Gegebenheiten eingeschränkt sind. In Bremerhaven-Lehe gibt es Wartelisten. Die sind problematisch, weil es wirklich lange Zeit dauert, bis Jugendliche nachrücken können, denn die meisten bleiben bis zum Übertritt in die aktive Wehr dabei. Eher wenig Mitglieder haben wir im Osten Bremens.

Wie erklären Sie sich das?

Viele wollen sich einen Kindheitstraum erfüllen. Mit dem Erwachsenwerden möchte man vielleicht gewisse Verantwortung übernehmen und etwas für die Gesellschaft tun. Dass Familienmitglieder oder Freunde in der Feuerwehr sind, ist ebenfalls oft ein Grund mitzumachen. Dagegen sprechen lange Schulzeiten und dass die Jugendlichen viele Hobbys haben.

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In welchem Alter können Mädchen und Jungen in der JF aktiv mitmachen? 

Ab zehn Jahre. Sie treffen sich in den Gerätehäusern der Freiwilligen Feuerwehr.

Was lernen die Jugendlichen im Dienst?

Sie lernen feuerwehrtechnische und -taktische Inhalte, zum Beispiel, wie baue ich einen Löschangriff auf oder lösche ich unterschiedliche Brände. Erste Hilfe ist ein ganz großer Punkt für die Menschenrettung. Zum Teil werden auch Sonderaufgaben wie technische Hilfeleistung vermittelt, also wie Sprechfunk korrekt abläuft, da sind bestimmte Regeln einzuhalten. Außerdem vorbeugende Brandschutzmaßnahmen.

Welche Gründe sprechen noch für eine Mitgliedschaft in der JF? 

Gemeinschaftsleben kennenzulernen und zu leben. JF ist nicht nur, einfach Schläuche aufrollen. Man steht immer wieder vor einer neuen Herausforderung, weil ein konkretes Problem praktisch gelöst werden muss. Da sind Ideenreichtum und handwerkliche Fähigkeiten gefragt. Man lernt, Entscheidungsfreude, Zuverlässigkeit und Verantwortung zu übernehmen, weil man kein Mannschaftsmitglied gefährden will. Außerdem kann man vielfältig Spaß haben: Wir spielen Fußball, fahren Kanu oder sind im Zeltlager zusammen aktiv. Dadurch entstehen neue Kontakte und Freundschaften. In der JF lernen Jugendliche eine gewisse Disziplin. Man hat auch in der Öffentlichkeit eine Vorbildrolle, die sollte man verinnerlichen.

Warum ist auch die Nachwuchsförderung für die Freiwillige Feuerwehr (FF) ein wichtiger ehrenamtlicher Einsatzbereich?

Die JF ist eine Nachwuchseinheit der FF Bremen mit der Absicht, Jugendliche für den aktiven Dienst im Brandschutz zu rekrutieren. Deshalb gibt es bei uns nicht nur Spiel und Spaß, sondern wir vermitteln in der JF technisch relevante Grundlagen und Grundwissen, zum Beispiel, wie baut man einen Löschangriff auf. Je besser man mit dem Equipment vertraut ist, desto sicherer ist man im Einsatz.

Wie viele JF-Mitglieder treten mit 18 in die Freiwillige Feuerwehr über?

Im vergangenen Jahr waren es 14, 2021 sieben und 2020 sind 15 gewechselt. 

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um Interesse an der JF zu wecken?

Wir sind oft in den sozialen Medien unterwegs und bei Veranstaltungen wie Schulfesten vertreten. Auch eine Übung in der Öffentlichkeit finde ich cool. Da kommen manche ins Staunen und wir ins Gespräch. Die Kinderfeuerwehr in Mahndorf für Kinder ab sechs gehört ebenso dazu. Wir haben außerdem eine Kinderfeuerwehr in Bremerhaven-Weddewarden. Und für Interessierte gibt es beim Landeszeltlager immer einen Besuchertag. 

Das Gespräch führte Ulrike Troue.

Zur Person

Cem Erdo?du 

Der 30-Jährige Ingenieur Cem Erdo?du ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt und ist seit 2021 Landesjugendfeuerwehrwart. Er ist als Zwölfjähriger in die Jugendfeuerwehr (JF) Blumenthal eingetreten, hat sich im Landesjugendforum und seit 2011 unterschiedlichen Funktionen in die JF Bremen eingebracht.  

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