"Unsere Angebote werden so gut angenommen, daher brauchen wir mehr Platz", sagt Lars Becker, der das SOS-Kinderdorf Bremen leitet. Die Nachfrage zeigt: Bremer Familien brauchen offenbar zusätzlichen Raum für Begegnung, Bewegung und Bildung. "Die Bedarfe werden nicht kleiner", sagt Becker.
Während die Politik unter Sparzwang steht und immer mehr sozialen und präventiven Projekten den Geldhahn zudreht, kann das SOS-Kinderdorf Bremen dank zahlreicher Spenden sein Angebot im SOS-Kinderdorfzentrum (Kidoz) in der Neustadt ausweiten. Täglich kommen mehrere hundert Besucher in die Einrichtung. Für einen fünfstelligen Betrag wurde sie umgebaut, dadurch räumlich vergrößert und inhaltlich um mehr offene Angebote und Beratungsstunden erweitert.
"Wir hatten das große Glück, eine Immobilie mit Garten in Hastedt zu erben, in die nach der Renovierung unsere heilpädagogische Tagesgruppe eingezogen ist", berichtet Becker. Auf den frei gewordenen rund 200 Quadratmetern im Obergeschoss des Kidoz wurden Raumzuschnitte und -größen verändert. Es wurde modernisiert, Wände bekamen einen Anstrich mit Blattmotiven in hellen Pastelltönen.
Mit dem neuen Empfangskiosk direkt am Treppenaufgang finden sich Kinder und Erwachsene in der lichtdurchfluteten ersten Etage auf Anhieb zurecht. Eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen – das war Kidoz-Leiterin Silvia Schikker beim Umbau besonders wichtig, um Zugangshürden zu senken und niedrigschwellige Zugänge zu Unterstützungsangeboten zu ermöglichen.
"Musik, Sport, Bewegung, Tanz sowie gemeinsame Angebote für Erwachsene und Kinder – und einen Raum, wo man auch mal laut sein darf, sind alles Wünsche aus den Familien", berichtet Monika Lysik. Die pädagogische Koordinatorin ist ständig mit den kleinen und großen Kidoz-Besuchern im Gespräch.
Zusätzliche Beratungsangebote
Als Beraterin führt sie die Kennenlerngespräche mit in Bremen lebenden Familien, die in irgendeiner Form von der Stadt finanzielle Unterstützung bekommen und Interesse an der Kidoz-Karte für Vergünstigungen im Stadtteil- und Familienzentrum haben. "Dabei lerne ich die Bedarfe der Familien und deren Themen kennen", sagt Lysik, "damit wir mit unseren Angeboten am Ball bleiben."
Das neue Besprechungsbüro ist barrierefrei vom Treppenhaus zu erreichen und schließt auf der anderen Seite an die anderen Funktionsräume an. Es ist mit einem Computerarbeitsplatz, gemütlicher Sitz- und kleiner Spielecke ausgestattet und für diese Gespräche ihrer Ansicht nach ein "wunderbar geschützter Raum".
Gleiches gelte für zusätzliche Beratungsangebote. "Der individuelle Beratungsbedarf steigt tagtäglich", ergänzt Einrichtungsleiterin Silvia Schikker. "Daher bauen wir diesen Bereich aus und suchen nach weiteren Kooperationspartnern."
Donnerstags von 10 bis 13 Uhr gibt es bereits die neue "Your-Turn-Sprechstunde". Dahinter steht ein Unterstützungsprojekt von fünf Bremer Organisationen zur beruflichen Integration von Frauen mit Migrationserfahrung. Von Mai an will das Gesundheitsamt Bremen eine "Tipp-Tapp-Sprechstunde" im Kidoz anbieten, in der Gesundheitsfachkräfte junge Mütter, Väter und Angehörige zu den ersten Lebensmonaten mit ihrem Säugling beraten.
Das vormalige Beratungsbüro ist zum neuen Kreativraum umgerüstet worden, in dem jetzt mindestens zwölf Kinder an verschieden hohen Tischen malen oder basteln können. Auch die offene Nähwerkstatt für Erwachsene sei dort eingezogen, erzählt Pressesprecherin Nathalie Haueter beim Rundgang.
Mit der sogenannten "Spielwiese" ist darüber hinaus ein rund 60 Quadratmeter großer Raum für Yoga- oder Tanzangebote neu geschaffen worden, der mit Kletterwand und mobiler Legostation eingerichtet ist. Große Schränke an den Seitenwänden dienen als Stauraum und sind gleichzeitig Schallschutz. Dadurch steht die Tür des vormaligen Bewegungsraums nun immer für Eltern und Kinder offen.
Ein echter Gewinn ist Haueter zufolge die vergrößerte, renovierte Wohnküche. Darin versammeln sich neuerdings die Teilnehmer des Sprachcafés, künftig auch der Koch- und Ferienkochkurse. "Hier ist es nicht so unruhig wie im Café", hebt Haueter hervor. Der zweite Vorteil sei, dass sie dadurch im öffentlichen Gastrobereich wieder mehr Kapazität hätten.