Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Pflegearbeiten auf dem Deich Bremen-Neustadt: Grünrückschnitt an kleiner Weser löst Kritik aus

In Bremen-Neustadt wurde das Grün an der kleinen Weser stark zurückgeschnitten. Die Aktion löst Kritik aus. Der Umweltbetrieb erklärt die Notwendigkeit.
27.06.2024, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Bremen-Neustadt: Grünrückschnitt an kleiner Weser löst Kritik aus
Von Karin Mörtel
Inhaltsverzeichnis

An der kleinen Weser ist es vielen Menschen aufgefallen, die regelmäßig zu Fuß oder mit dem Rad dort unterwegs sind: Das Grün zwischen Rotes-Kreuz-Krankenhaus und Schwankhalle ist kürzlich stark zurückgeschnitten worden. Welche Kritik es daran gibt und warum die Arbeiten durchgeführt worden sind.

Welche Reaktion lösen die Arbeiten aus?

Heike Coordes ist entsetzt. Fast täglich geht die Mitarbeiterin des Rotes-Kreuz-Krankenhauses in ihrer Mittagspause an der kleinen Weser spazieren. Über die dort blühenden Büsche, Wildblumen, Holunderblüten, Hagebutten- und Brombeersträucher am Wegesrand, auf denen sie Bienen, Vögel, Käfer und Schmetterlinge beobachten konnte, habe sie sich jedes Mal gefreut, schildert sie. "Am vergangenen Donnerstag war aber plötzlich alles verschwunden, das wurde radikal abgeschnitten ohne ersichtlichen Grund", ärgert sie sich. Sie frage sich außerdem, ob das mit rechten Dingen zugegangen sei: "Schließlich haben wir doch noch Brut- und Setzzeit."

Mit ihrem Ärger sei sie nicht allein, versichert sie. "Auch andere Menschen waren entsetzt, die ich dort getroffen habe", sagt Coordes. Aus ihrer Sicht sei der Rückschnitt rücksichtlos und viel zu drastisch ausgefallen. "Die Zweige der Büsche wurden mehr abgerissen als geschnitten, so macht man das doch nicht", kritisiert die Krankenhausmitarbeiterin. Das Grün sei praktisch verschwunden und dadurch ein schönes Naturerlebnis mitten in der Stadt zerstört. "Kein Kind wird mehr auch nur eine reife Brombeere dort pflücken können und Bienen dort lange keine Blüte mehr finden", bedauert Coordes. Tatsächlich reagieren auch weitere Passanten mit Unverständnis auf den Rückschnitt, ist Gesprächen von Spaziergängern vor Ort zu entnehmen.

Was sagen die Verantwortlichen dazu?

Durchgeführt wurden die Arbeiten vom städtischen Umweltbetrieb Bremen. Dort erklärt Pressesprecherin Kerstin Doty, die Grünpflegearbeiten seien zur Erhaltung der Verkehrssicherung ausgeführt worden. "Es ist nachvollziehbar, dass der Rückschnitt in den ersten Tagen massiv wirkt", räumt Doty ein. Die Arbeiten seien aber dringend notwendig gewesen.

Denn aus Sicht der Fachleute sei das Grün entlang der Deichkrone auf den Fuß- und Radweg gewuchert. "Das stellt eine große Unfallgefahr für Verkehrsteilnehmer dar, dies gilt insbesondere für Brombeerhecken", betont Doty. Die Wege in der Stadt müssten daher vom Strauchwerk freigehalten werden und die Arbeiten zügig erfolgen. Zudem seien die Arbeiten "mit einem speziellen Heckenschneidegerät ausgeführt worden, das schonende Rückschnitte gewährleistet."

Auch die Vermutung, die Arbeiten seien nicht vereinbar mit der Brut- und Setzzeit, weist die Pressesprecherin zurück: Die Grünpflegearbeiten vom Umweltbetrieb Bremen erfolgten grundsätzlich im Einklang mit dem Bundesnaturschutzgesetz und selbstverständlich unter Beachtung des Artenschutzes, versichert Doty. "Unsere Mitarbeitenden achteten darauf, dass sich keine brütenden Vögel in den Gehölzen, die beschnitten werden, befinden."

Wie ist die Rechtslage?

Das Entfernen von Gehölzen wie Hecken und Sträucher sowie Baumfällungen sind zwischen Ende Februar und Anfang Oktober verboten. Rechtsgrundlage für dieses Sommerfällverbot ist das Bundesnaturschutzgesetz. Nur mit einer Sondergenehmigung ist es in Ausnahmefällen erlaubt, wenn beispielsweise die Verkehrssicherheit gefährdet ist. Ein schonender Form- und Pflegeschnitt ist dagegen das ganze Jahr über erlaubt. In diese Kategorie fällt beispielsweise bei Gartenhecken alles, was nicht mehr als den Zuwachs eines Jahres betrifft. Es muss aber auch dann vorher sichergestellt sein, dass keine Vögel in dem Gehölz brüten oder geschützte Tiere betroffen sind. Der Bund für Umwelt und Naturschutz appelliert jedoch regelmäßig an Gartenbesitzer, aus Rücksicht auf die Vogelwelt prinzipiell bis Ende Juli mit dem Heckenschnitt zu warten.

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)