Bevor wir uns trennen, will ich noch wissen, worum es Daniel Wenkel mit seinem Lokal eigentlich eher geht: guten Kaffee oder gutes Essen? Es dauert ein paar Augenblicke, bis er mit entschiedener Stimme die Antwort liefert: „Es geht um Menschen.“ Wer Wenkel genauso erlebt wie ich an diesem Nachmittag, der wüsste um die Aufrichtigkeit dieser Worte. Nur mit völliger Zurückhaltung und Hingabe zum Gast ist nämlich zu erklären, dass der Inhaber dieses Cafés während der drei Stunden unseres Gesprächs nicht ein einziges Mal auf die Idee gekommen ist, mir einen seiner ausgewählten Kaffees anzubieten.
Ich bin beeindruckt. Vom fruchtigen Flat White Kaffee (3,50 Euro), den ich auf Nachfrage erhalte, aber mehr noch von der Haltung dieses ehemaligen Starbucks-Managers, der 2013 beim Probieren eines kenianischen Espressos sein persönliches Aha-Erlebnis hatte, den Job kündigte und in der Pappelstraße jenes Café eröffnete, das sich heute unter dem Namen Yellow Bird Coffee stadtweiter Beliebtheit erfreut. Spätestens heute sage ich: völlig verdient.
Probiert und empfohlen: Mit dem veganen Toast and Jam (3,90 Euro) wird uns zunächst das serviert, was den 37-Jährigen an das einfache süße Frühstück zu Hause erinnert: „Ein bisschen Erdnuss, ein bisschen selbstgemachte Marmelade. Perfekt zum Kaffee.“ Während es von meiner Seite stummes Beipflichten gibt, kommt von anderer Seite unerwartete Euphorie. „Das ist ja schweinelecker“, kommentiert der Fotograf, der uns ins Café begleitet hat. Gerne geben wir ihm die restliche Portion und schaffen Platz für das Kommende: Granola (6,90 Euro).
Die hier angebotene Variante besteht aus einem Mandel-Vanille-Knuspermüsli mit Walnüssen, Kokoschips, Rosinen, getrockneten Cranberries, roten Trauben und Bio-Joghurt. Wir finden, dass diese Portion ordentlich „Wumms“ hat. Das bedeutet: erdig und durch die Süßfrüchte vollmundig im Geschmack. Insgesamt ein tolles Kraftpaket, mit dem man nicht nur im Yellow Bird in den Tag starten kann: Das hausgemachte Granola kann man nämlich hier auch ebenso wie die Kaffeesorten für zuhause erwerben.
Cremiger Hummus in Kombination mit gegrilltem Halloumi-Käse, gebratenes Spiegelei in Verbindung mit würzigem Pesto, frischem Salat und getoastetem Vollkornbrot lassen anklingen, dass es sich beim Gut’N Morgenland (9,50 Euro) mit um die beliebteste Frühstücksvariante handelt. Zumindest in der Theorie. In der Praxis tun wir uns beide nämlich diesmal schwer. „Der Halloumi gefällt mir gar nicht“, bemängelt Wenkel den harten und quietschigen Käse, der eigentlich außen knusprig und innen weich sein sollte.
Ich vermisse zudem beim Hummus den letzten Kick. Abschließend wählen wir aus der wöchentlich wechselnden Mahlzeit das vegane Süßkartoffel-Erdnuss-Curry (7,90 Euro). Wir erhalten eine üppige Portion aus Basmatireis mit einer cremigen Erdnusssauce, in der sich mit Mais, Kidneybohnen und Süßkartoffeln allerlei Kohlehydrate tummeln. Hier finde ich schließlich jene Würze wieder, die zuvor beim Hummus fehlte. Dass wir dieses wunderbar abgeschmeckte Curry nach all dem Probierten dann auch munter leerlöffeln, spricht für sich. Meine Top-Empfehlung!
Der Gruß aus der Küche: Wenn er mal außer Haus kaffeesiert, geht Wenkel gerne ins Juli liebt Kaffee im Bremer Hulsbergviertel, wo er den Filterkaffee mag und das Frühstück schätzt. Vor allem bewundert er aber, „dass auch hier die Menschen und ihre gute Zeit“ im Fokus stehen. Als Abendlokal empfiehlt er die Küche 13 im Ostertor, wo man „immer jedes Risotto“ bestellen könne.
Temi Tesfay hat Hunger auf Bremen. Auf seinen wöchentlichen Streifzügen durch die heimische Gastroszene hat er schon viele Küchen, Köche und kulinarische Schätze der Stadt kennen gelernt. Unter dem Titel „Mahlzeit Bremen“ schreibt er außerdem einen Foodblog.
Weitere Informationen
Yellow Bird Coffee, Pappelstraße 79, 28199 Bremen, Telefon: 0421 / 695 145 54, Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 9 bis 18 Uhr, Sonntag von 10 bis 18 Uhr, nicht barrierefrei, www.yellowbirdcoffee.de