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Beschäftigte protestieren Das Ringen um den Erhalt des Klinikums LdW beginnt

Im Bremer Süden formiert sich Gegenwehr gegen die Pläne, das Herzzentrum des Klinikums LdW ans Klinikum Mitte zu verlegen.Die Beschäftigten gehen dagegen auf die Straße, im Stadtteil sitzt der Schock tief.
25.05.2023, 18:56 Uhr
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Von Karin Mörtel Jürgen Theiner

Am Klinikum Links der Weser (LdW) formiert sich Gegenwehr gegen die beabsichtigte Verlegung des Herzzentrums ans Klinikum Bremen-Mitte. Bei einer Betriebsversammlung machten die Beschäftigten am Donnerstag ihrem Unmut über die entsprechenden Pläne der städtischen Krankenhaus-Dachgesellschaft Gesundheit Nord (Geno) Luft. Nach der Zusammenkunft formierte sich ein Protestmarsch mit rund 250 Mitarbeitern, die über die Theodor-Billroth-Straße und Kattenturmer Heerstraße zurück zum Klinikum zogen.

Außerdem verabschiedete die Belegschaft eine Resolution. Darin wird die Geno-Geschäftsleitung aufgefordert, von ihren Plänen Abstand zu nehmen. Das Aus für das Herzzentrum am LdW und die damit unvermeidbare Schließung des Klinikstandortes werde "Bremen in seiner Funktion als medizinisches Oberzentrum" beschädigen und negative Folgen für die Basisversorgung der Bevölkerung im Süden der Stadt und dem niedersächsischen Umland haben. "Wir, die Beschäftigten des LdW, sagen Nein zu solchen Plänen", heißt es in dem Papier, das sich auch an die politisch Verantwortlichen richtet.

Keine Geno-Stellungnahme

Vertreter der Geno-Geschäftsleitung waren laut Betriebsratschef Roman Fabian zwar eingeladen, erschienen aber nicht – sehr zum Verdruss der Arbeitnehmervertretung. "Es hätte der Geno-Spitze gut zu Gesicht gestanden, uns zu ihren Plänen Rede und Antwort zu stehen", sagte Fabian.

Der CDU-Gesundheitspolitiker Rainer Bensch meldete sich mit Kritik an Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) zu Wort. Diese habe "den Beschäftigten des LdW im Wahlkampf den Erhalt des Standorts versprochen". Nun drohe stattdessen ein Kahlschlag. Das sei Wortbruch. Bensch verlangt eine kurzfristige Sondersitzung der Gesundheitsdeputation, bei der die Pläne der Geno transparent gemacht werden müssten.

„Wir fühlen uns als Beirat komplett verschaukelt.
Obervielands Beiratssprecher Stefan Markus 

In Obervieland reagiert die Lokalpolitik verärgert und geschockt auf die Nachricht, dass sich ein Aus für das LdW abzeichnet. „Wir fühlen uns als Beirat komplett verschaukelt“, schimpft der scheidende Beiratssprecher Stefan Markus (SPD). Während der zurückliegenden eineinhalb Jahre hatte der Beirat Obervieland versucht, sich mit einem Runden Tisch an dem Planungsprozess zur Zukunft des Klinikums zu beteiligen. Neben Vertretern aus Stadtteilparlament und Ortsamt haben am Runden Tisch auch Experten aus dem Gesundheitsbereich, Behördenvertreter sowie Vertreter der Geno teilgenommen. Im April gab es ein Ergebnis: eine mehrheitliche Empfehlung, das LdW zu sanieren und das Herzzentrum am Standort zu erhalten. Dem hatte sich der Beirat einstimmig angeschlossen.

Mangelnde Transparenz kritisiert

"Am Runden Tisch hat man seitens der Geno stets so getan, als habe man ein Interesse daran, das Herzzentrum zu halten und das Haus zu sanieren – und dann rückt man ohne Vorankündigung oder Möglichkeit zur Diskussion direkt nach der Wahl mit den Schließungsplänen raus“, sagt Markus. Völlig intransparent sei diese Entscheidung gefallen. „Und mir kann keiner erklären, weshalb plötzlich eine Sanierung unwirtschaftlich sein soll, aber für die Verlagerung nach Mitte quasi ein Neubau finanziert werden kann“, so Markus. Die Auswirkungen auf den Stadtteil bei einer möglichen Schließung des Klinikums bezeichnet der Beiratssprecher als „desaströs, weil die gesundheitliche Versorgung dadurch schlechter werden wird". Außerdem sei klar: „Wir wollen unseren größten Arbeitgeber im Stadtteil unbedingt behalten.“

Der Betriebsratsvorsitzende des LdW, Roman Fabian, verweist darauf, dass im Bremer Süden die Versorgung mit Hausärzten und Fachärzten bereits unzureichend sei. Die Klinik mitsamt den zugehörigen Facharztpraxen nach Mitte zu verlagern „und damit von einem benachteiligten Stadtteil in einen reichen Stadtteil abzuziehen, ist aus unserer Sicht auch sozialpolitisch nicht zu rechtfertigen“, sagt Fabian, der auch für die Linken im Beirat Obervieland sitzt.

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Der Obervielander Ortsamtsleiter Michael Radolla hat ebenfalls am Runden Tisch gesessen. Dass nur einen Monat nach dessen letzter Sitzung nun doch das Aus für das Klinikum im Raum stehe, empfindet er als „herben Schlag für unsere Bemühungen, sollte sich das bewahrheiten". Radolla kritisiert besonders die mangelnde Transparenz seitens der Geno. „Die Machbarkeitsstudien und andere Fakten lagen der Geno zwar vor, wurden uns aber trotz mehrfacher Bitten nicht zugänglich gemacht“, so Radolla.

Beiratssprecher Stefan Markus gibt sich unterdessen kämpferisch: „Wir Stadtteile links der Weser sind uns einig, dass wir das Krankenhaus nicht aufgeben wollen.“ Nun gelte es, den Druck zu erhöhen „und während der Regierungsbildung den Koalitionären klarzumachen, was die Bevölkerung will – wenn nötig, auch auf der Straße.“

Bei der Geno will man sich zu den Zukunftsplänen für das Klinikum LdW zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern, "da die Befassung des Aufsichtsrates noch aussteht", so Pressesprecherin Karen Matiszick.

Zur Sache

Appell aus Stuhr und Weyhe

Für die Gemeinden Stuhr und Weyhe, die im Süden direkt an Bremen grenzen, ist das mögliche Aus für das LdW ebenfalls ein herber Schlag. Das Klinikum sei für die Stuhrer immer ein „etabliertes Krankenhaus und erste Wahl“ bei der medizinischen Versorgung, sagt Stuhrs Bürgermeister Stephan Korte. Das Ende des LdW sei für Stuhr „bedauerlich, aber die Krankenhausversorgung wird nicht Not leiden, sondern ist gewährleistet“, versichert Korte. Klar ist für den Rathaus-Chef, dass die Bremer Kliniken nun Patienten aus dem Bremer Süden und dem Speckgürtel verlieren werde, denn: „Die werden nicht nach Mitte fahren.“

Im Austausch mit dem Betriebsrat und dem Beirat Obervieland habe auch die Gemeinde Weyhe „immer zum Ausdruck gebracht, dass ein Fortbestehen des Klinikums Links der Weser für Weyhe sehr wichtig ist“, erklärt Bürgermeister Frank Seidel. Insbesondere in Notfällen sei das LdW für viele Menschen aus Weyhe die erste Anlaufstelle. Krankenhausstandorte auf der rechten Seite der Weser seien für Weyher schlechter erreichbar, das gelte für Hilfesuchende wie für das Personal des LdW, führt Seidel weiter aus und bezeichnet die mögliche Schließung als „herben Verlust“. Seidel: „Wir beobachten die Entwicklung daher genau, aber auch mit Sorge. Und wir appellieren, sich für einen Fortbestand des Klinikums Links der Weser einzusetzen."

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