Über ein Jahr steht das "Hotel-Restaurant Zum Werdersee" bereits leer, doch nun kommt Bewegung in das Traditionshaus am Fuße der Erdbeerbrücke: Die vier neuen Eigentümer wollen an dieser Stelle Seniorenwohnen ermöglichen.
Wie sehen die Pläne der Investoren aus?
Projektentwickler Amer Sandawi und Architekt Florian Brüger haben gemeinsam mit den Habenhauser Handwerksbetrieben Elektro Oelckers und Malerei Pierach Ende Januar 2021 das Hotel gekauft. "Es wird ein Mix aus Wohnen mit Service für Senioren und einer Pflege-Wohngemeinschaft", erklärt Sandawi das Konzept für die Immobilie. Darüber hinaus ist es nicht besonders viel, was die Investoren zu diesem frühen Zeitpunkt preisgeben, "schließlich haben wir den Bauantrag noch nicht eingereicht und den Beirat noch nicht informiert", bittet Sandawi um Verständnis.
Das ehemalige Hotel müsse aber definitiv abgerissen werden, der geplante Neubau werde dann in ähnlicher Größe zweigeschossig errichtet. "Sogar etwas kleiner vom Volumen her und etwas weiter abgerückt von der Wohnbebauung nebenan", sagt Architekt Brüger. Eine ansprechende Klinkerfassade stellt er zudem in Aussicht. "Das Ganze soll sich städtebaulich gut in den Stadtteil einfügen", so Sandawi.
Wann können die Bauarbeiten starten?
Sofort loslegen können sie mit dem Neubau allerdings noch nicht. Drei bis fünf Wochen, so schätzt Sandawi, werden die Bauherren noch brauchen, bis sie den fertigen Bauantrag bei der Stadt einreichen können. Und danach rechnet er mit mindestens weiteren sechs Monaten, bis die Baugenehmigung vorliegt. "Sobald das der Fall ist, werden wir den Abriss beginnen", sagt er.
Einen Mieter für die kommenden 20 Jahre, der das komplette Gebäude betreiben möchte, gebe es jedenfalls schon, verkünden die Eigentümer. Den Namen wollen sie allerdings erst nach der noch ausstehenden Unterschrift auf den Verträgen bekannt geben. Die Nachbarn sind sich sicher, dass das der private Pflegeheimbetreiber Convivo sein wird, der auch das Haus "Weserbogen" im Stadtteil führt. Ob das auch stimmt, werden wohl erst die kommenden Wochen zeigen.
Bekommt Habenhausen seinen Treffpunkt zurück?
Klar ist jedenfalls schon, dass es in dem neuen Gebäude ein Café geben soll. "Nicht nur für die Bewohner und ihre Angehörigen, sondern auch für die Nachbarschaft", sagt Sandawi. Denn den Eigentümern sei klar, "dass das ein großer Wunsch im Stadtteil ist, einen Ersatz für das Restaurant zu bekommen."
Genau das bestätigt auch Ortsamtsleiter Michael Radolla. "Ein Treffpunkt ist gut, denn Obervieland ist mit Gastronomie nicht gerade üppig ausgestattet", so Radolla. Dennoch sei der frühere Traditionsbetrieb trotz seiner großen Beliebtheit durch die vielen Besucher und ihre Autos nicht immer ganz unproblematisch in dem Wohngebiet wahrgenommen worden. "Daher ist ein Cafébetrieb in Zukunft vielleicht etwas verträglicher als große Kohlfahrten und Hochzeiten", mutmaßt der Ortsamtsleiter.
Ob das Café eines Seniorenwohnheims wirklich die Atmosphäre bieten kann, die sich so mancher zum Klönen mit Freundinnen und Vereinskameraden erhofft? Daran zweifelt nicht nur Nachbarin Petra Lauryn ein wenig, die mit ihrem Pudelmix täglich am Hotel Zum Werdersee entlangspaziert. "Aber ein Treffpunkt und etwas Belebendes ist definitiv gut für unsere Gegend, ich bin gespannt, wie das wird", sagt die Frau und verschwindet hinterm Deich.
Ist eine Zwischennutzung für Geflüchtete möglich?
Möglicherweise könnte das Hotel in der Zeit bis zu seinem Abriss als Unterkunft für Ukraine-Flüchtlinge dienen. Ob das möglich ist, prüfen derzeit Fachleute, heißt es aus der Sozialbehörde. Vergangene Woche haben sie bereits das Gebäude genau unter die Lupe genommen. Wie sind die Hotelzimmer ausgestattet? Wie viel Platz bieten der Saal und weitere Gemeinschaftsräume? In welchem Zustand ist die Küche? Diese und weitere Fragen dürften sie beschäftigt haben.
"Vieles ist bereits ausgebaut und abtransportiert worden", erklärt Sandawi den Umstand, dass Besucher aktuell an vielen Stellen nur noch Gerümpel oder kahle Wände vorfinden. Die Kücheneinrichtung ist weitgehend abgebaut, der Tresen und etliche Tische und Stühle aus der Gaststube sind weg. Und auch in den Hotelzimmern sieht nur noch die obere Etage so aus, als könnten dort sofort Gäste ihre Koffer verstauen und sich zur Ruhe begeben.
"Ein Reiterverein hat hier kürzlich in Eigenarbeit viele Türen und Betten abgebaut", sagt Sandawi und zeigt die leer geräumten Zimmer im ersten Stock. Ob es wirtschaftlich ist, diese wieder bewohnbar herzurichten, wird ebenfalls von der Sozialbehörde zu klären sein.