Als einen "großen Schluck aus der Pulle" bezeichnet Quartiersmanager Aykut Tasan die Millionenförderung für das Quartier Schweizer Viertel, die bis 2030 sichergestellt ist. Insgesamt 7,6 Millionen Euro können bis dahin für Baumaßnahmen, die allen Bewohnern zugutekommen sollen, investiert werden.
Die Mittel kommen aus dem Programm "Sozialer Zusammenhalt", das das bisherige Programm "Soziale Stadt" ersetzt. An der Förderung beteiligen sich der Bund, das Land und die Kommune jeweils mit einem Drittel der Summe. Das Schweizer Viertel war bis zuletzt Teil der Förderkulisse "Soziale Stadt", und damit folgt mit dem Programm "Sozialer Zusammenhalt" nun die Fortsetzung.
Umgesetzte Maßnahmen
Für Tasan ein logischer Schritt. "Es zeigt das Engagement aller Beteiligten und zeigt auch, dass die Mittel vernünftig eingesetzt wurden." Als Beispiel für Maßnahmen, die im Schweizer Viertel umgesetzt wurden, gelten unter anderem der Aus- und Umbau des Karl-Heinz-Jantzen-Weges und der Neubau des direkt anliegenden Mehrgenerationenplatzes sowie eine Neugestaltung des Spielplatzes am Ute-Meyer-Weg.
Diese Beispiele zeigen auch, was gefördert werden kann: ausschließlich Dinge, die von der gesamten Öffentlichkeit genutzt werden können.
Am Ziel sehen sich die Verantwortlichen im Schweizer Viertel noch nicht. Hanna Augustin, zuständig für die Städtebauförderung im Bauressort: "Senat und Deputation sind der Überzeugung, dass hier noch Bedarf ist, und haben den Mittelrahmen noch einmal erhöht." Der politische Beschluss war nötig für die Mittelfreigabe.
Augustin betont, dass es eines Zusammenspiels vieler Akteure bedürfe. "Wichtig ist, dass es investive Mittel sind und keine Mittel für den Erhalt. Deswegen ist die Einbindung der anderen Ressorts so wichtig, damit Projekte weiterlaufen können." Will heißen: Mit dem Förderprogramm kann die Bausubstanz hergestellt werden, mit Leben füllen und erhalten ist Aufgabe sozialer Träger und der zuständigen Ressorts.
Tasan erklärt, warum es weiteren Bedarf im Schweizer Viertel gibt. "Es ist ein sehr dicht besiedeltes Quartier mit zum Teil kleinen Wohnungen und ein Quartier, wo Menschen ankommen." Deswegen sei es umso wichtiger, dass die Außenflächen so gestaltet seien, dass sich die Menschen wohlfühlen. "Wo sich Menschen gerne aufhalten, lernen sie, so ein Quartier auch zu schätzen." Und wer etwas schätzt, diese Schlussfolgerung bleibt bei Tasan allerdings unausgesprochen, der behandelt es auch pfleglich.
Als wichtige Akteure vor Ort gelten auch die großen Wohnungsbauunternehmen Vonovia und Gewoba, in deren Eigentum sich knapp 1200 Wohnungen befinden. Timm Tebbe, Verantwortlicher bei der Vonovia, erklärt, warum sich der Großkonzern in die Gestaltung der sozialen Infrastruktur einbringt – nicht unbedingt eine Kernaufgabe eines Immobilienunternehmens. "Wir wollen lebenswerte Quartiere schaffen und nicht nur attraktiven Wohnraum."
Wohlfühlfaktor wichtig
Dazu gehöre eben das Umfeld. "Klar kann man das auf dem eigenen Grund alleine machen, aber wenn wir zusammenarbeiten, bekommen wir einen einheitlicheren Charakter hin." Das Unternehmen stellt beispielsweise im Schweizer Viertel Wohnungen für soziale Projekte zur Verfügung, und am Ute-Meyer-Weg sollen Flächen für einen Spielplatz hinzukommen.
Robert Schleisiek von der Gewoba kann auch ganz betriebswirtschaftliche Gründe nennen: "Wo man sich wohlfühlt, da bleiben die Menschen." Jeder Auszug oder Umzug koste einen Vermieter Geld. "Deswegen ist das Umfeld so wichtig", so Schleisiek.
Erste Projektfortschritte zu sehen
Auf dem Grund der Gewoba könnten Bewohner des Schweizer Viertels schon bald das erste Projekt aus der neuen Förderung wachsen sehen. Vor dem Café Schweizer Viertel an der St.-Gotthard-Straße soll der bisher triste Platz umgestaltet werden – mit Mitteln der Gewoba und möglichst mit Mitteln aus dem Förderprogramm. Damit soll eine Verbindung zum Schweizer Foyer, dessen Neubau auf dem Marktplatz begonnen hat, geschaffen werden.
Weitere große Projekte sind in der Warteschlange. Darunter die Umgestaltung des Osterholzer Sielgrabens als Verlängerung des schon angelegten Karl-Heinz-Jantzen-Weges. "Da wird es aber wohl noch etwas dauern", schränkt Augustin ein. 2024 könnte die Umsetzung beginnen.
Tasan betont, dass vor jeder Maßnahme die Bewohner und Anwohner einbezogen würden. "Wir machen immer eine Beteiligung vor Ort, in der die Bewohner ihre Anregungen und Wünsche einbringen können." Das sei am Ute-Meyer-Weg geschehen ebenso beim Mehrgenerationenplatz. "Unser Interesse ist, so breit wie möglich zu beteiligen." Auch Tebbe betont: "Es soll ja den Bewohnern zugutekommen und deswegen nicht von oben aufgestülpt werden."