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Stiftung baut auf Ellener Hof Investition in die Zukunft

Das sozial-ökologische Dorf mitten in der Stadt – der Ellener Hof – nimmt gegenwärtig konkrete Formen an. Die Bremer Brede Stiftung baut jetzt ein Haus für Erziehung und Bildung.
22.08.2019, 11:01 Uhr
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Investition in die Zukunft
Von Christian Hasemann

Das sozial-ökologische Dorf mitten in der Stadt – der Ellener Hof – nimmt gegenwärtig konkrete Formen an. Nach dem Start für das Studierenden-Wohnheim im Frühjahr dieses Jahres direkt an der Ludwig-Roselius-Allee erwarten auch andere Träger den Baubeginn. Darunter ist auch die Brede-Stiftung, die auf dem Gelände des ehemaligen Kinderheims ein Haus für Bildung und Erziehung bauen wird.

Die Geschwister Jürgen Christian und Elisabetha Dorothee Brede sowie das Familienmitglied Angelika Elfers lenken als Vorstand die Geschicke der Stiftung. Mit der Stiftung hat das Geschwisterpaar eine Idee und einen Wunsch ihrer Eltern umgesetzt. „Etwa um das Jahr 2000 hatte unser Vater die erste Idee zu einer Stiftung“, sagt Jürgen Christian Brede.

Der Vater war Ingenieur, hat in Konstanz studiert und arbeitete im Flugzeugbau bei Messerschmidt. Nach dem Krieg ging er in die Bauwirtschaft, baute unter anderem Brücken und Bahnhöfe und gründete in den 50er-Jahren eine eigene Baufirma. Nicht vergessen hatte er aber, dass er in seiner Jugend gefördert worden war. „Deswegen kam die Idee auf, junge Leute zu fördern, sodass sie ihr Talent voll ausschöpfen können“, erklärt Jürgen Christian Brede und seine Schwester ergänzt: „Vor allem, wenn jemand die Fähigkeiten, aber nicht die finanziellen Möglichkeiten hat.“

Bildung und Erziehung

Die Stiftung selbst wird allerdings nicht auf den Ellener Hof ziehen, sondern tritt dort vielmehr als Bauherr und Vermieter auf. 1600 Quadratmeter Nutzfläche sollen sich möglichst schon im kommenden Jahr auf zwei Etagen plus einem Dachgeschoss verteilen. Dem Stiftungszweck eng verbunden wird die Nutzung des Erdgeschosses sein: Dort zieht die Volkshochschule (VHS) mit Schulungs-, Atelier- und Bewegungsräumen für den Stadtteil ein. Das erste Obergeschoss nutzt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und richtet dort zwei betreute Wohngruppen für Jugendliche ein. „Im Dachgeschoss sind dann noch sieben Wohnungen für junge Leute, die aus dem betreuten Wohnen raus wachsen, aber weiter die Option haben, dass sie bei Problemen runter kommen können“, sagt Jürgen Christian Brede.

Das „Brede“-Haus ist Teil eines kleinen Bildungscampus auf dem Ellener Hof. In unmittelbarer Nachbarschaft steht schon die Altenpflegeschule der Bremer Heimstiftung. Nebenan wird die Stiftung Maribondo bauen.

Vor dem Investment haben die Geschwister das Projekt Ellener Hof in der Zeitung verfolgt. „Dann haben wir bei der Heimstiftung angerufen und haben uns informiert“, erinnert sich Elisabetha Dorothee Brede. Alexander Künzel, Seniorvorstand der Bremer Heimstiftung, habe sie dann motiviert, auf dem Gelände etwas zu machen. „Bildung und Erziehung sind unser Auftrag, deswegen haben wir gesagt, dass es für uns ein langfristiges und nachhaltiges Investment ist“, ergänzt Jürgen Christian Brede.

Aus den Erträgen des Stiftungskapitals, die Erbschaft der Eltern, werden die Stipendien finanziert, die die Stiftung jedes Jahr vergibt. Knapp eine dreiviertel Million Euro hat die Stiftung in die Förderung von Studenten von naturwissenschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Studienfächern gesteckt.

Anlage von Stiftungskapital

Der Bau und die Vermietung auf dem Ellener Hof ist eine Möglichkeit, für langfristige sichere Einnahmen zu sorgen. Bei der derzeitigen Niedrigzinsphase haben manche Stiftungen Probleme ihre Ausgaben aus den laufenden Zinserträgen zu decken. „Nur mit Bundesanleihen können sie das nicht mehr machen“, sagt auch Jürgen Christian Brede.

Das Grundstück im Zentrum des Ellener Hofes ging wie alle Grundstücke des Geländes per Erbpachtvertrag an die Stiftung, die nun auf den Baubeginn wartet, der noch in diesem Jahr erfolgen soll. „Im Dezember 2018 haben wir den Bauantrag gestellt, Juli 2019 haben wir die Baugenehmigung bekommen und Anfang August die ersten Angebote eingeholt“, sagt Jürgen Christian Brede. Nun hofften sie, dass die Baustelle noch vor der Frostperiode „aus der Erde raus ist.“

Die Giebelhäuser, die wie alle Häuser auf dem Gelände, weitgehend Holzkonstruktionen sein werden, erinnern auf den Plänen optisch ein wenig an alte Bauernhäuser, halten aber die Vorgaben für Energiesparhäuser nach dem KfW-40-Standard ein. KfW steht dabei für Kreditanstalt für Wiederaufbau, die energieeffiziente Neubauvorhaben mit günstigen Krediten fördert.

Der Grenzwert für den Jahres-Heizwärmebedarf beträgt so beispielsweise maximal 25 Kilowattstunden je Quadratmeter Wohnfläche. Bei hundert Quadratmetern also gerade einmal 2500 Kilowattstunden im Jahr. Im Vergleich: Ein unsaniertes Haus aus den Jahren 1970 bis 1980 verbraucht bei gleicher Wohnfläche durchschnittlich zwischen 20 000 bis 30 000 Kilowattstunden im Jahr.

Die Energieeffizienz wird mit einer dickeren Dämmung erkauft. So ist die Kellerdämmung 16 Zentimeter dick. Die Außenwanddämmung ist mir 32 statt der früher üblichen zehn Zentimetern fast dreimal so stark. Was die Wärme drinnen hält, treibt allerdings auch die Baukosten hoch, die durch den geringeren Energiebedarf wieder aufgefangen werden sollen.

Noch Platz für Baugemeinschaften

Ganz ohne Beton und Stahl kommt aber auch das Haus der Brede Stiftung nicht aus. Zumindest das Fundament und einige tragende Elemente müssen aus weniger nachhaltigen Baumaterialien wie Stahl und Beton entstehen. „Ganz aus Holz geht es nicht, denn es müssen große Lasten getragen werden“, erklärt Jürgen Christian Brede, der selbst lange als Bauingenieur gearbeitet hat. Ganz im Sinne der Ökologie ein kleines Detail am Haus: Es werden abschließbare Fahrradboxen bereitgestellt, denn der Ellener Hof ist als Fahrradquartier konzipiert, auf dessen Areal die Drahtesel Vorrang genießen.

Für die Bremer Heimstiftung beginnt jetzt eine entscheidende Phase des Projekts Ellener Hof. Während Grundstücke für soziale Träger weitestgehend vergeben sind, gibt es noch Platz für private Investoren und Baugemeinschaften. „Unser Ziel ist es, das Winterhalbjahr zu nutzen, sodass wir im Frühsommer den Kern des Dorfes stehen haben“, sagt Alexander Künzel. Dazu gehört zum Beispiel das Studierendenwohnheim, dessen Hochbau in der kommenden Woche beginnen soll. Wenn der Ellener Hof in seinem Konzept gelinge, könne dies ein Mosaikstein für das zukünftige Zusammenleben in der Stadt sein, so Alexander Künzel.

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